Serie A
Von Oliver Birkner
Zeugwart des Spieltags: Seit 1995 ständig die alte Leier. Derbyzeit, Frustzeit. Einen mickrigen Stadtvergleich hatte Torino gegen die Juve in 21 Jahren gewonnen, ansonsten notierte man 16 Pleiten und vier Remis. Da war es allerhöchste Zeit, heftige Geschütze aufzufahren. Toro-Coach Sinisa Mihajlovic setzte sich zur Pressekonferenz vor der Partie deshalb einen Tifoso (dessen Befürchtung, Juve würde mit dem Dreiersturm Higuain-Mandzukic-Schiedsrichter antreten, bewahrheitete sich übrigens nicht) und den Zeugwart an die Seite. "Ich bin nicht durchgeknallt", erklärte Miha vorsichtshalber. "Ich möchte Juventus lediglich demonstrieren, dass sie am Sonntag nicht gegen elf Spieler, sondern das gesamte Toro-Volk antritt." Unter dem Turiner "Wir sind das Volk" befand sich auch der irische Politiker Mick Wallace im Stadion, der neben einer regelmäßigen Jahreskarte für den FC bereits 2013 auf sich aufmerksam gemacht hatte, als er im Dubliner Parlament im Torino-Trikot gekleidet gegen den Dresscode protestierte.
Juve-Trainer Max Allegri konfrontierte die drohende Übermacht gelassen: "Es langt, wenn ich täglich alleine vor den Journalisten unnötigen Scheiß erzähle. Da lasse ich unseren Zeugwart lieber seine Arbeit erledigen." Sonntag kurz vor 17 Uhr waren dann alle schlauer. Weltklasse hatte sich gegen ein starkes Torino samt Zeugwart-Polit-Power behauptet. Doppeltorschütze Gonzalo Higuain (allein sein 2:1 war das Eintrittsgeld wert) bilanziert mittlerweile 80 Treffer in 120 Serie-A-Spielen. Entsetzt war man im Hause Juventus lediglich über den schicken Buffon-Schnäuzer a la Tom Selleck. "Kannst du Gigi nicht mal anordnen, er soll sich diesen Albtraum entfernen?" flehte Billy Costacurta aus dem Studio Allegri an. "Ihr habt seine Signora ja bei euch. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich tun soll", entgegnete Allegri. Sky-Moderatorin Ilaria D'Amico, Buffons Partnerin, gestand versteinert: "Ich bin ebenfalls jeden Morgen aufs Neue erschüttert." Juve-Zeugwart, bitte übernehmen Sie!
Geldprobleme des Spieltags: Kommt ein Chinese verlegen zu Berlusconi... Das wird langsam zum Running Gag Italiens. Nach 100 Millionen Euro Anzahlung sollte der komplette Verkauf des AC Milan für die restlichen 420 Millionen eigentlich im November über die Bühne gehen. Dann am 13. Dezember. Irgendwann hieß es Januar oder Februar. Aktueller Stand ist nun 3. März 2017. Am heutigen Montag sollen immerhin weitere 100 Millionen Euro von den designierten chinesischen Käufern eingehen. Als Grund der Verzögerung werden Probleme angeführt, den stattlichen Betrag aus China heraus zu transferieren. Der ganze Deal bleibt nebulös, denn offenbar war es kein Ding, mit der nun zweiten Rate 200 Milliönchen Euro aus China herauszubekommen. Da waren die Suning-Chinamänner bei Inter schon ein anderer Schnack. Die wissen zwar immer noch nicht genau, was sie eigentlich tun, aber die Rechnung haben sie komplett beglichen.
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Altro? Für Gelächter sorgte Schauspieler Diego Abatantuono bei der amüsanten Sendung "Quelli che il Calcio". Dort erzählte Ex-Referee Paolo Casarin die Anekdote: "Ich hatte damals bei einer Partie die gleiche Stutzenfarbe wie die Juventus-Spieler und der Gegner forderte mich zum Austauschen auf, weil sie dachten, ich spielte für Juve." Darauf Abatantuono: "Du spieltest doch auch für Juve." Das leidige Thema Schiris und Juve-Untertänigkeit wird wohl niemals enden, doch lustig war's.