Eine ganze Ladung "unnötiger Scheiß"

Oliver BirknerFrank OschwaldDominik Stenzel
13. Dezember 201607:38
Keine Bildunterschrift. Aus Gründen.getty
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Lothar Matthäus plaudert Jahre nach seinem Karriereende aus dem Nähkästchen. Sein Wechsel zu Real Madrid scheiterte aus bizarren Gründen. Max Allegri hingegen erzählt mal wieder nur "unnötigen Scheiß" und Jose Mourinho wird zum Grinch, der Weihnachten abschaffen will.

Serie A

Von Oliver Birkner

Zeugwart des Spieltags: Seit 1995 ständig die alte Leier. Derbyzeit, Frustzeit. Einen mickrigen Stadtvergleich hatte Torino gegen die Juve in 21 Jahren gewonnen, ansonsten notierte man 16 Pleiten und vier Remis. Da war es allerhöchste Zeit, heftige Geschütze aufzufahren. Toro-Coach Sinisa Mihajlovic setzte sich zur Pressekonferenz vor der Partie deshalb einen Tifoso (dessen Befürchtung, Juve würde mit dem Dreiersturm Higuain-Mandzukic-Schiedsrichter antreten, bewahrheitete sich übrigens nicht) und den Zeugwart an die Seite. "Ich bin nicht durchgeknallt", erklärte Miha vorsichtshalber. "Ich möchte Juventus lediglich demonstrieren, dass sie am Sonntag nicht gegen elf Spieler, sondern das gesamte Toro-Volk antritt." Unter dem Turiner "Wir sind das Volk" befand sich auch der irische Politiker Mick Wallace im Stadion, der neben einer regelmäßigen Jahreskarte für den FC bereits 2013 auf sich aufmerksam gemacht hatte, als er im Dubliner Parlament im Torino-Trikot gekleidet gegen den Dresscode protestierte.

Juve-Trainer Max Allegri konfrontierte die drohende Übermacht gelassen: "Es langt, wenn ich täglich alleine vor den Journalisten unnötigen Scheiß erzähle. Da lasse ich unseren Zeugwart lieber seine Arbeit erledigen." Sonntag kurz vor 17 Uhr waren dann alle schlauer. Weltklasse hatte sich gegen ein starkes Torino samt Zeugwart-Polit-Power behauptet. Doppeltorschütze Gonzalo Higuain (allein sein 2:1 war das Eintrittsgeld wert) bilanziert mittlerweile 80 Treffer in 120 Serie-A-Spielen. Entsetzt war man im Hause Juventus lediglich über den schicken Buffon-Schnäuzer a la Tom Selleck. "Kannst du Gigi nicht mal anordnen, er soll sich diesen Albtraum entfernen?" flehte Billy Costacurta aus dem Studio Allegri an. "Ihr habt seine Signora ja bei euch. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich tun soll", entgegnete Allegri. Sky-Moderatorin Ilaria D'Amico, Buffons Partnerin, gestand versteinert: "Ich bin ebenfalls jeden Morgen aufs Neue erschüttert." Juve-Zeugwart, bitte übernehmen Sie!

SPOXspoxGeldprobleme des Spieltags: Kommt ein Chinese verlegen zu Berlusconi... Das wird langsam zum Running Gag Italiens. Nach 100 Millionen Euro Anzahlung sollte der komplette Verkauf des AC Milan für die restlichen 420 Millionen eigentlich im November über die Bühne gehen. Dann am 13. Dezember. Irgendwann hieß es Januar oder Februar. Aktueller Stand ist nun 3. März 2017. Am heutigen Montag sollen immerhin weitere 100 Millionen Euro von den designierten chinesischen Käufern eingehen. Als Grund der Verzögerung werden Probleme angeführt, den stattlichen Betrag aus China heraus zu transferieren. Der ganze Deal bleibt nebulös, denn offenbar war es kein Ding, mit der nun zweiten Rate 200 Milliönchen Euro aus China herauszubekommen. Da waren die Suning-Chinamänner bei Inter schon ein anderer Schnack. Die wissen zwar immer noch nicht genau, was sie eigentlich tun, aber die Rechnung haben sie komplett beglichen.

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Altro? Für Gelächter sorgte Schauspieler Diego Abatantuono bei der amüsanten Sendung "Quelli che il Calcio". Dort erzählte Ex-Referee Paolo Casarin die Anekdote: "Ich hatte damals bei einer Partie die gleiche Stutzenfarbe wie die Juventus-Spieler und der Gegner forderte mich zum Austauschen auf, weil sie dachten, ich spielte für Juve." Darauf Abatantuono: "Du spieltest doch auch für Juve." Das leidige Thema Schiris und Juve-Untertänigkeit wird wohl niemals enden, doch lustig war's.

Premier League

Von Dominik Stenzel

Kritik des Spieltags: Loris Karius' Patzer im Vitality Stadium zu Bournemouth ist mittlerweile schon über eine Woche alt. Allerdings beschäftigt der Lapsus noch immer die Gemüter auf der Insel. Bournemouths Steve Cook hatte im Anschluss in einem Radiointerview wenig einfühlsam zugegeben, dass die Cherries den deutschen Keeper als Schwachpunkt der Reds ausgemacht hatten. Von Jürgen Klopp gab es dafür einen ordentlichen Rüffel. The Normal One stellte sich schützend vor seinen Keeper ("eines der schlimmsten Dinge, die ich je in meinem Leben gehört habe") und forderte von Cook etwas mehr Respekt ein. Doch damit nicht genug. Auch Englands Experten-Elite stürzte sich auf Liverpools neue Number One. Allen voran Kop-Hero Jamie Carragher und United-Legende Gary Neville. Dass die beiden einer Meinung sind, kommt bekanntermaßen selten genug vor. In der Causa Karius war es doch mal wieder so weit: Der Deutsche sei bisher alles andere als eine Verstärkung und müsse sich gehörig steigern.

Die etwas harsche Kritik wollte der Gescholtene nicht auf sich sitzen lassen. Da kam es gerade recht, dass ein Interview mit der Daily Mail anstand. Die Niederlage nahm der Deutsche bei dieser Gelegenheit auf seine Kappe, jedoch stichelte er auch ordentlich gegen die beiden Ex-Nationalspieler. Carraghers Worte seien noch zu akzeptieren - schließlich sei er als Liverpool-Fan direkt nach dem Spiel frustriert gewesen. Was Gary Neville sagt, interessiere ihn jedoch überhaupt nicht. "Er ist immer sehr kritisch. Ich glaube, er macht das mit jedem", sagte er dem Boulevardblatt. Dazu kam der dezente Hinweis, dass der ehemalige Red Devil ja vor kurzem erst als Trainer gescheitert sei. Das kam bei den beiden Sky-Pundits natürlich weniger gut an. Neville entschuldigte sich in einem sarkastischen Instagram-Post bei Karius, Carragher hatte in der Halbzeit der Partie gegen West Ham das (vorerst) letzte Wort. "Er teilt gegen Gary aus, mich erwähnt er auch noch. Wieso ist er nicht einfach still und macht seinen Job?" Zuvor hatte Karius beim ersten Gegentreffer erneut eine krumme Figur abgegeben.

Herzlosigkeit des Spieltags: Rund um die Weihnachtszeit sind die Kicker auf der Insel wahrlich nicht zu beneiden. Ein Matchday jagt den nächsten - sogar am Boxing Day werden traditionell die Fußballschuhe geschnürt. Besinnliche Tage im Kreise der Liebsten oder ausgiebige Weihnachtsessen sind daher schlichtweg nicht drin. Um den Spielern entgegen zu kommen, trainieren die meisten Teams daher am Christmas Day bereits in aller Früh. So können die Spieler wenigstens den restlichen Tag mit ihren Familien verbringen, bevor es am Boxing Day dann zur Sache geht. Bei Manchester United ist das dieses Jahr jedoch anders. Jose Mourinho hat Weihnachten für sein Team quasi gestrichen. The Heartless One erwartet seine Truppe am Christmas Day nachmittags pünktlich um halb fünf zur Übungseinheit. Und zwar im Old Trafford, nicht wie sonst üblich in Carrington. Damit ist auch für mehrere Angestellte der freie Tag Geschichte. "Jeder ist hier deswegen wirklich angepisst. Von so etwas hat man hier nicht einmal unter Fergie gehört", erzählte eine anonyme Quelle der Sun. SPOX

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Anything Else? Neun Siege in den vergangenen neun Spielen - Chelsea pflügt regelrecht durch die Liga. Auf dem Platz scheint die Blues momentan nichts und niemand aufhalten zu können. Dennoch droht Ungemach: Laut Medienberichten könnten den Londonern von Seiten der FA Punkte abgezogen werden, weil sich die Mannschaft gegen Manchester City zum wiederholten Male daneben benommen habe (wir erinnern uns an die unrühmliche Nachspielzeit). Da es bereits zuvor mehrere Zwischenfälle gab, hatte der Verband Chelsea im Juli gewarnt, dass ein Punktabzug langsam aber sicher die "einzige angemessene Strafe" wäre. Geldstrafen würden schließlich nicht den gewünschten Lerneffekt bewirken. Angesprochen auf den möglichen Punktabzug, konnte Trainer Antonio Conte übrigens nur herzhaft lachen. "Machst du Witze? Machst du Witze?" fragte er den Reporter. Am Vorfall in Manchester seien schließlich nicht seine Jungs Schuld gewesen. Da ist wohl was dran.

Primera Division

Von Frank Oschwald

Die mit dem roten Halsband: Mit stolz geschwellter Brust liefen die Verantwortlichen von Betis im Sommer 2015 durch die Straßen von Sevilla. Mit der Überzeugungskunst eines Sektenführers schleusten sie den Weltfußballer und Ex-Real-Spieler Rafael van der Vaart in die Andalusische Metropole. Und zwar für, ha, null Euro! Der gute Mann war schließlich ablösefrei. Die müssen aber unglaubliche Argumente haben, könnte man als Außenstehender meinen. Ja, hatten sie, vielleicht schauen wir zunächst allerdings auf seine Meilensteine bei Betis. Einmal glänzte der gute Mann so richtig. In der vierten Runde der Copa del Rey bereitete der alternde Niederländer beim 3:3 gegen Sporting Gijon ein Tor vor. Auch die Nachbeben seiner insgesamt neun prägenden Einsätze sind heute noch zu spüren. Kurzum: Van der Vaart ist Betis.

Inzwischen enthüllte der Spiegel im Zuge dieser Football-Leaks-Kiste nette Geschichten aus dem Leben des Niederländers. Offenbar webten die Verantwortlichen eine fürchterlich wichtige Klausel in den Vertrag ein: Van der Vaart war es in seiner Zeit beim Klub verboten, rote Schuhe zu tragen. Warum? Nun, das sind die Farben des geliebten Stadtrivalen FC Sevilla. Das ließ van der Vaart sich ordentlich bezahlen. Dafür bekam er, bitte kurz hinsitzen, 114.429 Euro. Jetzt noch kurz einen Gurt anlegen. Die 114.429 Euro kassierte er nämlich monatlich. In seinen 14 Monaten beim Verein kassierte er somit, Helm aufsetzen, 1,6 Millionen Euro. Alleine dafür, dass er keine roten Schuhe trug. Liebe Kreisliga-Kicker, ja, ihr könnt jetzt leise heulen.

Picasso des Spieltags: Unser Loddar plauderte unter der Woche auch mal wieder aus dem Nähkästchen. Er sei während seiner Zeit bei Inter hauchdünn vor einem Wechsel zu Real Madrid gewesen. "1990 nach der Weltmeisterschaft hatte ich auch über die Grenzen Italiens hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt. Der damalige Präsident von Real Madrid, Ramon Mendoza, ist mit mir ins Gespräch gekommen. Wir haben uns in Genf getroffen und waren uns eigentlich einig", erklärte Matthäus bei Sky.

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Allerdings schob der Präsident von Inter der ganzen Kiste einen Riegel vor. Die Erklärung ist allerdings halbwegs verstörend. "Er hat wortwörtlich gesagt: 'Lothar, wenn man einen Picasso zuhause im Wohnzimmer hängen hat und man muss ihn nicht verkaufen, dann verkauft man ihn auch nicht. Und du bist mein Picasso." Wir nehmen das mal so hin.

Algo mas? Beim Durchforsten der spanischen Medien hätte man unter der Woche meinen können, Karim Benzema hat über sein Leben mal wieder komplett die Kontrolle verloren. Dinge wie "Benzema mit Strafe belegt", "Benzema muss schon wieder blechen" und "Der Chaos-Pilot schlägt wieder zu" waren dort zu lesen. Doch was zur Hölle war passiert? Drogen? Crack? Der nächste Sex-Skandal? Fast! Der Franzose wurde nachts von der Polizei angehalten. Der gesetzlose Banause hatte um 21 Uhr eine durchgezogene Linie überfahren! EINE DURCHGEZOGENE LINIE! Während die Strafe von Real Madrid noch aussteht, bat ihn die Polizei bereits zur Kasse. Die saftige Geldstrafe beläuft sich auf 90 Euro. Wichtiger Zusatz der spanischen Zeitung: "Benzema akzeptierte die Höhe der Strafe".