"Geh kacken, Morata!"

Oliver BirknerFrank Oschwald
20. Februar 201717:42
Arturo Vidal meint, Alvaro Morata soll seinen Darm entleerengetty
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Morata versucht, einem FCB-Spieler einen Streich zu spielen, fällt dabei allerdings mächtig auf die Nase. Einem Totschlagargument sei Dank. In Italien endet der Quagliarella-Albtraum und Reals Ramos lüftet eines der größten Geheimnisse der Sportgeschichte.

Serie A

Von Oliver Birkner

Tränen des Spieltags: Nach Spielschluss fiel es Sampdoria-Stürmer Fabio Quagliarella schwer, vor den Kameras zu sprechen. Der Kloß im Hals und die Tränen rührten weniger vom Punktverlust gegen Cagliari. Vielmehr ging es um den Abschluss einer der abscheulichsten Geschichten in den letzten Jahren des Calcio. Zwischen 2007 und 2011 hatte ein gewisser Raffaele Piccolo aus Neapel neben einem Sänger auch Quagliarella das Leben zur Hölle gemacht. Der Polizeibeamte versandte reichlich Briefe an Zeitungen, die Familie des Profis und dessen damaligen Napoli-Präsidenten, in denen er Quagliarella der Pädophilie, krimineller Mafiakontakte und ausschweifender Drogenpartys beschuldigte.

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Währenddessen trat Piccolo selbst an den Spieler heran, um ihm Hilfe anzubieten. Die Vorwürfe verselbständigten sich über die Medien freilich in Windeseile. Aus Verzweiflung zog der Stürmer von Zuhause in ein Hotel der Peripherie, später legte ihm der Presidente nahe, Napoli komplett zu verlassen. Quagliarella wechselte und bekam neben Morddrohungen hässliche Hasstiraden um die Ohren. "Es war grausam. Die Anschuldigungen flogen umher, doch ich konnte mich wegen des laufenden Verfahrens nicht öffentlich wehren. Als Profi bin ich übertrieben gut bezahlt und erledigte deshalb meine Arbeit. Doch meine Familie litt unbeschreiblich." Seit wenigen Tagen ist der Albtraum beendet - Piccolo wurde zu vier Jahren und acht Monaten Haft plus Schadenersatz verurteilt.

Phantasialand des Spieltags: Der Vergnügungspark ist wieder eröffnet. Willkommen in Zemanlandia! Lange Zeit versuchte sich Pescara hartnäckig daran, die Saison ohne einen Dreier abzuschließen, und eine doppelte Haben-Punktzahl um Gottes Willen zu vermeiden. Ein Serie-A-Erfolg in den letzten vier Jahren reichte ja dicke. Das spitzfindige Projekt durchkreuzte dämonisch der eigene Präsident, als er Massimo Oddo entließ und Zdenek Zeman anheuerte. Kaum ein Coach kassierte mehr Gegentreffer als der Utopist mit seinem Offensiv-BDSM, aber auch kein Trainer feiert in seinem gefühlten 1-5-4 atemberaubend schönere Kantersiege.

Das bewies er zum Beispiel einst bei seiner formidablen Roma oder auch schon in Pescara, das sich 2012 dank 83 Punkten und 90 Treffern zum Zweitliga-Meister krönte. Binnen drei Tagen infizierte sich der gesamte Kader nun erneut mit dem Zeman-Virus und feuerte Genoa 5:0 aus der Arena. "Wir werden uns nicht mehr retten, aber vergnügen können wir Fans und Liga noch", sagte Zeman. Deshalb ordnete er ab heute beim Tabellenletzten ein eifriges Rauf und Runter der Stadionstufen an - zum Spaß benötigt man schließlich auch Puste.

Altro? Nun ist es also offiziell. Am 3. März geht Milan in chinesische Hände, damit erreichen die Blitz-Verhandlungen nach August-Start endlich ihr Ende. Vor 31 Jahren übernahm Silvio Berlusconi und fehlte leider am Sonntagabend beim letzten Heimspiel seiner Ära. Hach, ein Jammer ohne den Cavaliere. Wer soll denn nun bitteschön Niederlagen den Kommunisten-Referees in die Schuhe schieben oder den Trainern das einzig plausible System in den Block diktieren? Ab 4. März sicherlich niemand mehr, denn gegen Chievo debütiert China auf der Tribüne des San Siro.

Premier League

Von Frank Oschwald

Lieblingsonkel des Spieltags: Erst in der letzten Woche kullerten böse, böse Neuigkeiten über Slaven Bilic durch die Medien. Ein TV-Mikrofon habe er "umgestoßen", hieß es in den Nachrichten hier und da. Nun, umgeworfen ist in diesem Fall vielleicht etwas irreführend. Das hört sich so an, als wäre er aus Versehen mit der Fußspitze dagegen gestoßen. Ganz zart.Einem Windstoß gleichend. In Wirklichkeit war dann aber doch eher der kroatische Heavy-Metal-Metzger statt des feinfühligen Großonkels am Werk. Mit Anlauf schnappte er sich das Plüschmikrofon und feuerte es mit voller Wucht auf den Boden. Slaven Bilic ist eben ein Mann, den man nach einer Pleite tendenziell eher meiden als knuddeln sollte. Doch wehe ein Kind pikst durch die harte kroatische Kruste, dann trifft es auf den butterweichen Kern des West-Ham-Trainers ...

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Alf Hill wartete in der letzten Woche in der eisigen Kälte gemeinsam mit seinem Vater Matt am Ausgang des West-Ham-Trainingsgeländes. Sein Held Andy Carroll wird hier gleich vorbeiflitzen. Und dann könne der kleine Knirps ein Foto mit ihm machen, es sich einrahmen und übers Bett hängen. Der schlaksige Brite ließ allerdings auf sich warten. Selbst der emsige Coach Bilic verließ den Parkplatz bereits. Der Kroate kurbelte jedoch das Fenster herunter und machte ein Bild mit dem kleinen Bub. Carroll? Der mache noch ein paar Zusatzschichten und werde so schnell nicht herauskommen, erklärte Bilic. Peng! Träume zerplatzten. Der zuckersüße Bilic lud den Knirps daraufhin kurzerhand in sein Auto, fuhr zurück aufs Trainingsgelände und schleuste Alf in die Katakomben. Dort wurden Kinderträume wahr.

Barton des Spieltags: Bei Joey Barton ist es ähnlich wie bei Bilic. Auch er hat eine harte Kruste. Anders als beim kroatischen Traumfänger ist das Innere aber entweder gar nicht vorhanden oder eine nukleare, pechschwarze Flüssigkeit. Diese trat beim FA Cup am Wochenende mal wieder zum Vorschein. Der krasse Außenseiter aus Lincoln, ein englischer Fünftligist, hatte die Eier, Bartons Burnley einfach so aus dem Wettbewerb zu kegeln. Die Rangers-Legende ging das mächtig auf den Keks. Er wütete bereits während des Spiels wie ein tasmanischer Teufel. Terry Hawkridge griff er beispielsweise beherzt zwischen Nase und Augen und versuchte gekonnt, ihm die Haut vom Gesicht zu reißen.

Etwas später kam es zum Zwischenfall mit Lincolns Stürmer-Wuchtbrumme Matthew Rhead. Bei einem Eckball provozierte Barton das 106-Kilo-Monster mit Tritten auf die Füße. Rhead petzte die Aktion beim Schiedsrichter und deutete mit ausgestrecktem Arm auf Barton. Eine Einladung, die der Brite natürlich annehmen musste. Schauspielerisch stark lief er gegen den speckigen Arm und ließ sich fallen, als hätte ihm Rhead den Kopf abgebissen. Im Anschluss rechtfertigte sich Barton auf Twitter: "Ich habe versucht, unter seinem Arm durchzutauchen. Er ging zurück und traf mich am Kopf. Ein gewisser Kontakt gehört dazu, damit habe ich kein Problem." Das klingt natürlich fürchterlich plausibel. Gleichzeitig hob Barton jedoch den Zeigefinger und meckerte, dass das Foul an ihm von der Lügenpresse!Lügenpresse!Lügenpresse! absichtlich nicht gezeigt wurde. Diesen Vorwurf wollen wir uns sicher nicht gefallen lassen. Besser macht es die ganze Geschichte allerdings auch wieder nicht.

Anything else: Oh weh, Arsenal! In der englischen Presse wurden die Gunners nach der schallenden bayerischen Watschn förmlich zerrupft. Zahlreiche Schlauberger gaben zahlreiche geniale Tipps, mit denen Arsenal längst die Meisterschaft, die Champions League und, ach komm, den Weltmeisterpokal geholt hätte. Ex-Stürmer Dean Saunders ist so ein Kandidat. Bei SkySports gab er Uns Arsene wichtige Hinweise für die taktische Formation. Sein 4-2-3-1 ist doch großer Käse, erklärte Saunders. Er würde auf ein 5-2-4 setzen, klugscheißerte er. Logisch. Dass da niemand vorher drauf kam. Vielleicht sollten wir allerdings das Zentrum noch etwas verdichten. Wie wäre es mit einem 5-5-5? Auch Roy Keane versuchte sich in der gunnerschen Fehleranalyse. Er fasste das Arsenal-Desaster allerdings herrlich prägnant zusammen: "Wenn Kieran Gibbs am Ende der Partie die Kapitänsbinde trägt, weißt du, dass du ein Problem hast."

Primera Division

Von Frank Oschwald

Haarpracht des Spieltags: Heureka! Endlich ist eines der größten Geheimnisse der jüngsten Sportgeschichte gelöst. Lange Nächte lagen wir wach und fragten uns, wie zur Hölle Sergio Ramos zu seiner brutalen Frisur kam. Also nicht die aktuelle, nein. Seine Haarpracht von einst. Mit Bändchen. Und diesem zotteligen, geordneten Chaos. Mensch, was waren wir neugierig. Nun brachte der Spanier Licht in unser tristes Leben. Denn nach der CL-Partie zwischen Real Madrid und dem SSC Neapel traf der Innenverteidiger einen Helden seiner Jugend: Claudio Caniggia.

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Fleißig tauschten die beiden Trikots und Unterschriften aus und schmierten sich anschließend auf Twitter gegenseitig kiloweise Honig um den Mund. "Der beste Innenverteidiger der letzten Jahre", meinte einerseits der Argentinier Caniggia. Ramos schwang die Lob-Keule noch heftiger: "Einer meiner größten Idole aller Zeiten. Seine Tore und seine Frisur haben mich inspiriert." Na dann.

Beleidigung des Spieltags: Manchmal merken wir bei Fußballern, dass sie eben auch nur junge Männer sind, die viel Blödsinn im Schädel haben. Alvaro Morata überraschte uns beispielsweise erst letzte Woche mit seinem vermutlich nicht ganz ernst gemeinten Anti-Paparazzi-Auftritt. Nun trieb er sein Unwesen im Netz. Bayerns Arturo Vidal präsentierte sich auf Instagram mit einem Live-Video aus seinem Hotelzimmer. An der Seite von Zimmernachbar Rafinha philosophierte er über die anstehenden Aufgaben. Morata konnte seine Finger nicht zurückhalten und kommentierte den Auftritt des Ex-Teamkollegen aus Juve-Zeiten. "Wie hässlich du doch bist", schrieb der Spanier. Das ließ der Chilene natürlich nicht lange auf sich sitzen und konterte einwandfrei mit dem Totschlagargument schlechthin: "Geh kacken, Morata!" Vidal 1, Morata 0.

Algo mas? Vermutlich konnte Kevin Gameiro am Wochenende einigermaßen vernünftig schlafen. Sein Atletico schipperte gegen Gijon dem nächsten Punktverlust entgegen, als er in der 62. Minute beim Stande von 1:1 eingewechselt wurde. Wenig später entschloss er sich dazu, zwischen der 80. und der 85. Minute deshalb mal eben drei Hütten zusammenzutackern. Es war der schnellste Hattrick in La Liga seit 22 Jahren. Chapeau, wie der Spanier sagt.