"Es läuft derzeit keine Untersuchung gegen den FIFA-Präsidenten", teilte ein Kammersprecher dem SID am Samstag mit.
In der Anzeige geht es laut Spiegel um die Präsidentschaftswahl des afrikanischen Kontinentalverbandes CAF, die von Infantino angeblich beeinflusst worden sein soll. Die Wahl hatte Mitte März Ahmad Ahmad (57) aus Madagaskar gewonnen, der damit den bisherigen Amtsinhaber Issa Hayatou (70) ablöste. Der Kameruner hatte die Afrika-Konföderation seit 1988 angeführt.
Infantino soll im Wahlkampf zu viel Stimmung für den späteren Sieger Ahmad gemacht haben, unter anderem auf einer Party in Simbabwes Hauptstadt Harare. Das wäre ein Verstoß gegen den Ethikkodex, der politische Neutralität vorschreibt. Wer die Anzeige gestellt hat, ist offen.
"Es ist Aufgabe der Ethikkommission, immer alle Sachverhalte zu prüfen und dann zu entscheiden, ob ein Tatbestand vorliegt", teilten die Ethiker mit: "Ein formelles Verfahren wird dann eröffnet, wenn prima facie (dem ersten Anschein nach, d. Red.) ein Tatbestand vorliegt." Das ist bei Infantino (Stand heute) aber nicht so. Sogenannte Voruntersuchungen macht die Ethikkommission allerdings nicht öffentlich.
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Die Fußballpolitik in Afrika ist kompliziert. Hayatou war über Jahrzehnte der unangefochtene Herrscher. 2002 hatte er versucht, anstelle des inzwischen gesperrten Ex-FIFA-Präsidenten Joseph S. Blatter (81) an die Spitze des Weltverbandes gewählt zu werden.
In den folgenden Jahren galt er dann aber als Vertrauter des Schweizers und Blatters "Schattenmann" in Afrika. Nach Blatters Suspendierung im Herbst 2015 übernahm Hayatou provisorisch die Rolle des FIFA-Interimspräsidenten, ehe Infantino Anfang 2016 gewählt wurde.
Anzeigen gegen den aktuellen FIFA-Boss bei der Ethikkommission sind nicht neu. Im vergangenen Sommer, nach Infantinos Wahl, gingen bei den Ermittlern Dutzende Vorwürfe ein. Wegen einigen wurde tatsächlich ein Verfahren eröffnet, das dann aber wieder eingestellt wurde.