Fummelei, Feuerlöscher und Limonade

Oliver BirknerFrank Oschwald
16. Mai 201708:14
Innige Szenen zwischen Diego Costa und John Terrygetty
Werbung

Diego Costa dreht nach Chelseas Gewinn der Meisterschaft völlig am Rad. Zunächst betatscht er einen Mitspieler und geht anschließend auf den Coach mit einem Feuerlöscher los. Die Inter-Fans haben indes die Schnauze voll von Fußball und Benzema wird zum Volksheld - also fast. Die Blitzlichter aus Europa.

Serie A

Von Oliver Birkner

Mittagessen des Spieltags: Erstaunliche 45.000 Tifosi waren Zeugen des Borderline-Patienten Internazionale di Milano. Gut, immerhin für 20 Minuten. Die brauchte die Nordkurve, um den "mitleidigen Schleier über die Saison 2016/17" auszurollen. Es folgten Nettigkeiten wie "Unwürdige Söldner, die jedes Spiel verkaufen", "Lasst lieber die U19 ran als diese Papp-Clowns" oder "Wir kommen mit Schlagstöcken". Zum Abschluss hieß es: "Da ihr unsere Unterstützung nicht verdient, sagen wir Ciao und gehen lieber was essen". Und prompt leerte sich die Kurve um 12.50 Uhr zum pünktlichen Mittagstisch. Dem Rest des San Siro blieben die folgenden zwei Treffer von Sassuolo nicht erspart.

Erlebe die Serie A Live auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat

Inter verlor 1:2 und bilanziert nun vortreffliche zwei Remis und sechs Pleiten aus den letzten acht Begegnungen. Man weiß nun nicht so ganz genau, was sich seit Wochen auf dem Trainingsgelände Pinetina abspielt, doch Fußball wird dort offensichtlich nicht mehr trainiert. Die Darbietung der Pappkameraden in Schwarzblau entpuppen sich an jedem Wochenende als beschämende Arbeitsverweigerung, künftig an diesen unpassenden Terminen donnerstagabends teilzunehmen. Zu viele Partien binnen sieben Tagen schlagen sicher aufs Gemüt. So sind letztlich wohl alle glücklich. Europa, dem eine Pseudo-Fußballmannschaft erspart bleibt, und die Internazionale, die auch donnerstags die Füße hochlegen darf.

Kreisligist des Spieltags: Selbst Gigi Buffon freute sich - abgesehen von der Niederlage in Rom - am Wochenende über die Rückkehr eines Traditionsklubs in die Serie A. Der Juve-Keeper besitzt "großartige Erinnerungen an die legendäre Westkurve im Stadio Mazza", als er in den 1990ern noch als Carrarese-Ultra unterwegs war, und in Ferrara seinen Schal tauschte. "Spal la maial" (Schwein) reimt zwar die Konkurrenz über die Società Polisportiva Ars et Labor, doch allein der Name qualifiziert bereits zur Erstklassigkeit.

Die fehlte dem 1907 gegründeten Verein seit 49 Jahren. 2013 drohte die Insolvenz, so kaufte die Unternehmerfamilie Colombarini den sportlichen Titel für ihre Truppe Giacomese aus einem 700-Seelen-Örtchen nahe Ferrara. Giacomese begann als Riege unter Kumpels in der untersten Kreisklasse und stieg sukzessive bis in die dritte Liga auf. Unter dem übernommenen Namen Spal erreichte man binnen vier Jahren die Serie A. Von Kreisliga C bis zur Beletage, dieses Husarenstück war zuvor noch keinem Patron des Calcio gelungen. "Presidente, jetzt führe uns nach Europa", skandierten die euphorisierten Fans. Ja, man muss sich eben stets neue Ziele setzen.

Altro? Auch Atalanta durfte am Samstag feiern, denn Bergamo kehrte nach 26 Jahren in den Europapokal zurück. Damals hieß der Wettbewerb noch UEFA-Pokal und führte in jeder Runde diesen komischen K.o.-Modus, doch man wird sich sicher trotzdem irgendwie zurechtfinden. Hochüberlegen gelang gegen den AC Milan nur ein 1:1, der Ausgleich fiel ungemütlich durch Deulofeus abgefälschtes Abseitstor. Zumindest sorgte die Szene für den charmantesten TV-Kommentar des Spieltages: "Die einzigen, die Milan unbedingt in die Europa-League-Quali führen wollen, sind diejenigen, die sie nicht spielen werden: Leihgabe Deulofeu und der Linienrichter."

Premier League

Von Frank Oschwald

Grab him by the Pussy des Spieltags: Natürlich wissen wir auch, dass bei so einer Meisterfeier das Gehirn auf Sparflamme unterwegs ist und spätestens in der Kabine keine anspruchsvollen mathematischen Gleichungen mehr lösen kann. Keine Frage. Dennoch sollten wir kurz ein bis eineinhalb Augen auf die Performance von Diego Costa nach dem Spiel gegen WBA werfen. Nun, zunächst ging er in den Infight mit John Terry, während dieser verdreht am Boden lag. Eine Möglichkeit, die sich der Spanier nicht entgehen lassen wollte. Er ging zum langjährigen Kapitän hin, führte *hier bitte selbstständig eine obskure Liebespraktik einfügen* durch und klopfte ihm anschließend mehrmals auf den Hintern. Eine, nun ja, etwas verstörende Szene.

Erlebe die Premier League Live auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat

Doch Terry blieb nicht das einzige Opfer auf der Liste. Auch Meistercoach Antonio Conte musste entsprechend begossen werden. Doch während sich seine ollen Teamkollegen Champagner-Flaschen und eiskaltes Wasser schnappten, bewaffnete sich der Spanier kurzerhand mit einem Feuerlöscher und verfolgte den Italiener durch die Katakomben. So weit, so normal. Als Costa bei der Champagnerdusche allerdings im Epizentrum stand, bekam er Unmengen des klebrigen Getränks ins Auge. Natürlich wusste der rationale Stürmer sofort, was zu tun ist. Er schnappte sich die nächste Flasche und spülte sich die Augen aus. Es half nicht wirklich. Vielleicht sollte er beim nächsten Mal Wasser statt Limonade nehmen.

Whatsapp des Spieltags: Wo wir schon bei äußerst durchdachten Aktionen sind, können wir auch direkt über Isaac Hayden sprechen. Der Spieler von Newcastle United tauchte in der letzten Woche in unzähligen Blättern auf. Nein, natürlich nicht aufgrund von sportlicher Erfolgen. Vielmehr ging ein Model mit einer Whatsapp-Konversation an die Öffentlichkeit. Hayden tue sich schwer, eine Freundin zu finden, soll er dem Model geschrieben haben. Oh Gott, dieser arme Tropf. Sitzt bestimmt jeden Abend zu Hause und nagt unter seiner Kuscheldecke an einem trockenen Stück Brot. Fast. Denn auch den Grund für das haydensche Single-Dasein schickte der Mittelfeldspieler gleich hinterher. Er sei einfach zu gut im Bett. Das klingt nachvollziehbar. Das Model beendet daraufhin rasch den Kontakt. Da half es auch nichts, dass Hayden ihr gestand, dass er auf Würge-Spiele stehe.

Anything else? Für Joe Hart sollte in Italien alles besser werden. Endlich weg von der Insel und den alten Lasten. Jetzt, da sich die Saison dem Ende neigt, müssen wir konstatieren, dass der Trip nach Italia hätte besser laufen können. Urbano Cairo, Präsident von Leihklub Torino, sprach nach der 0:5-Pleite gegen Neapel über die Saisonleistung seines Schützlings. "Hart hat in dieser Saison einige Fehler gemacht. Speziell beim Herauslaufen. Er ist ein bekannter Torhüter. Wir haben nicht damit gerechnet, dass ein englischen Nationaltorhüter so viele Fehler macht." Lieber Herr Cairo, lesen Sie sich Ihr Zitat bitte noch mal durch und überprüfen die Sinnhaftigkeit. Englische Nationaltorhüter ... Fehler ... also bitte.

Primera Division

Von Frank Oschwald

Tweet des Spieltags: Karim Benzema hat eine durchaus ansehnliche Woche hinter sich. Im so wichtigen Spiel gegen Atletico vergaß er für einige Sekunden seine Hüftsteifheit, fasste sich ein Herz und trickste auf einem umgeknickten Bierdeckel drei Gegenspieler aus. Isco musste den Ball in der Mitte nach einem noch parierten Kroos-Schuss nur noch einschieben und das für Real Madrid so wichtige Auswärtstor war gemacht. Eine Aktion, die genauso seit Wochen einstudiert worden war und bis ins letzte Detail durchplant war. Richtig, Herr Zidane? "Ich fragte ihn nach dem Spiel, wie er das gemacht hat. Er wusste es selbst nicht mehr." Ach, ob Zufall oder nicht, die französische Heimat war sowieso stolz wie Bolle. Zunächst gibt's einen neuen Präsidenten, der nicht nur braunen Blödsinn im Kopf hat, und dann trickst unser bester Fußballexport auch noch die Spanier schwindelig.

Erlebe die Primera Division Live und auf DAZN! Jetzt Gratismonat sichern!

Da kann einem als Franzosen ja schon mal ganz warm ums Herz werden. Deshalb biss die Social-Media-Fraktion der französischen Nationalmannschaft einmal vom Croissant ab, klemmte das Baguette unter den Arm und machte sich ans Werk. In einem Anflug von purer Freude ob der historischen Aktion von Benzema hämmerten sie euphorisch in die Tasten. Heraus kam ein vor Nationalstolz nur so tropfender Tweet: "Raphael Varane und Real Madrid haben Atletico Madrid ausgeschaltet und sind erneut im Finale der Champions League! #StolzEinBlauerZuSein." Ein Merde-Sturm brach los. Wie können die Pappnasen Varane erwähnen, den Spieler des Spiels nach der Aktion des Jahrtausends allerdings nicht? Nun, antworteten die Social-Media-Lemminge achselzuckend: "Wir berücksichtigen nur Spieler, die aktuell im Kader der Nationalmannschaft sind." Ach so. Na dann.

Bedienung des Spieltags: Hach, was hat uns Tony Adams in den letzten Wochen nicht für lustige Szenen bereitet. Am Wochenende unterlag das Team des Welttrainers, der FC Granada, nun knapp und unglücklich mit 1:2 gegen den Letzten Osasuna und bekam anschließend die Rote Laterne überreicht - gleichbedeutend mit der sechsten Niederlage für Adams ... im sechsten Spiel. Abstieg, kein Punkt und nur zwei Tore aus sechs Spielen. Gut, die Statistik könnte geiler sein. Das Outfit des gepflegten Briten jedoch mit Sicherheit nicht. Erst letzte Woche im Spiel gegen Real Madrid betrat Adams in einem feinen Zwirn und mit nach hinten geschleimten Haaren die Bühne. Nach kurzer Zeit legte er das Sakko ab und coachte fortan in weißem Hemd und einer schwarzbraunen Weste. Das bekam auch Real-Blödelbarde Isco auf der Auswechselbank mit. Wie spanische TV-Sender im Nachhinein herausfanden, brüllte der Spanier ein ums andere Mal zum gegnerischen Coach: "Kellner, eine Coca-Cola, bitte!"

Algo mas? Gegen Eibar musste Diego Godin unmittelbar vor dem Ende der Partie mit Gelb-Rot vom Feld. Satte drei Spiele Sperre gab's in der letzten Woche für den 31-Jährigen. Der Grund? Eine verbale Entgleisung, die seinesgleichen sucht. Väter, bitte zeigt das folgende Zitat nicht euren Kindern und haltet euch aufgrund der üblen Wortwahl prophylaktisch schon mal die Hand vor den Mund. "Ihr seid schlecht", soll Godin zum vierten Offiziellen gesagt haben. Also so etwas. Wir sind sprachlos.