Fummelei, Feuerlöscher und Limonade

Von Oliver Birkner / Frank Oschwald
Innige Szenen zwischen Diego Costa und John Terry
© getty

Diego Costa dreht nach Chelseas Gewinn der Meisterschaft völlig am Rad. Zunächst betatscht er einen Mitspieler und geht anschließend auf den Coach mit einem Feuerlöscher los. Die Inter-Fans haben indes die Schnauze voll von Fußball und Benzema wird zum Volksheld - also fast. Die Blitzlichter aus Europa.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Mittagessen des Spieltags: Erstaunliche 45.000 Tifosi waren Zeugen des Borderline-Patienten Internazionale di Milano. Gut, immerhin für 20 Minuten. Die brauchte die Nordkurve, um den "mitleidigen Schleier über die Saison 2016/17" auszurollen. Es folgten Nettigkeiten wie "Unwürdige Söldner, die jedes Spiel verkaufen", "Lasst lieber die U19 ran als diese Papp-Clowns" oder "Wir kommen mit Schlagstöcken". Zum Abschluss hieß es: "Da ihr unsere Unterstützung nicht verdient, sagen wir Ciao und gehen lieber was essen". Und prompt leerte sich die Kurve um 12.50 Uhr zum pünktlichen Mittagstisch. Dem Rest des San Siro blieben die folgenden zwei Treffer von Sassuolo nicht erspart.

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Inter verlor 1:2 und bilanziert nun vortreffliche zwei Remis und sechs Pleiten aus den letzten acht Begegnungen. Man weiß nun nicht so ganz genau, was sich seit Wochen auf dem Trainingsgelände Pinetina abspielt, doch Fußball wird dort offensichtlich nicht mehr trainiert. Die Darbietung der Pappkameraden in Schwarzblau entpuppen sich an jedem Wochenende als beschämende Arbeitsverweigerung, künftig an diesen unpassenden Terminen donnerstagabends teilzunehmen. Zu viele Partien binnen sieben Tagen schlagen sicher aufs Gemüt. So sind letztlich wohl alle glücklich. Europa, dem eine Pseudo-Fußballmannschaft erspart bleibt, und die Internazionale, die auch donnerstags die Füße hochlegen darf.

Kreisligist des Spieltags: Selbst Gigi Buffon freute sich - abgesehen von der Niederlage in Rom - am Wochenende über die Rückkehr eines Traditionsklubs in die Serie A. Der Juve-Keeper besitzt "großartige Erinnerungen an die legendäre Westkurve im Stadio Mazza", als er in den 1990ern noch als Carrarese-Ultra unterwegs war, und in Ferrara seinen Schal tauschte. "Spal la maial" (Schwein) reimt zwar die Konkurrenz über die Società Polisportiva Ars et Labor, doch allein der Name qualifiziert bereits zur Erstklassigkeit.

Die fehlte dem 1907 gegründeten Verein seit 49 Jahren. 2013 drohte die Insolvenz, so kaufte die Unternehmerfamilie Colombarini den sportlichen Titel für ihre Truppe Giacomese aus einem 700-Seelen-Örtchen nahe Ferrara. Giacomese begann als Riege unter Kumpels in der untersten Kreisklasse und stieg sukzessive bis in die dritte Liga auf. Unter dem übernommenen Namen Spal erreichte man binnen vier Jahren die Serie A. Von Kreisliga C bis zur Beletage, dieses Husarenstück war zuvor noch keinem Patron des Calcio gelungen. "Presidente, jetzt führe uns nach Europa", skandierten die euphorisierten Fans. Ja, man muss sich eben stets neue Ziele setzen.

Altro? Auch Atalanta durfte am Samstag feiern, denn Bergamo kehrte nach 26 Jahren in den Europapokal zurück. Damals hieß der Wettbewerb noch UEFA-Pokal und führte in jeder Runde diesen komischen K.o.-Modus, doch man wird sich sicher trotzdem irgendwie zurechtfinden. Hochüberlegen gelang gegen den AC Milan nur ein 1:1, der Ausgleich fiel ungemütlich durch Deulofeus abgefälschtes Abseitstor. Zumindest sorgte die Szene für den charmantesten TV-Kommentar des Spieltages: "Die einzigen, die Milan unbedingt in die Europa-League-Quali führen wollen, sind diejenigen, die sie nicht spielen werden: Leihgabe Deulofeu und der Linienrichter."