DFB-Präsident Reinhard Grindel fordert nach dem Nazi-Eklat von Prag ein europaweites Umdenken beim Verkauf von Eintrittskarten. "Ich werde das Thema nächste Woche im UEFA-Exko und in den zuständigen Kommissionen deutlich ansprechen", sagte Grindel dem kicker.
"Wir müssen gemeinsam mit den europäischen Verbänden über die Ticketvergabe diskutieren und Wege finden, die europaweit mehr Kontrolle gewährleisten."
Beim WM-Qualifikationsspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am vergangenen Freitag gegen Tschechien (2:1) hatten rund 200 deutsche "Chaoten" (Bundestrainer Joachim Löw) provoziert und teilweise rechtsradikale Parolen gebrüllt.
"Wir haben bei uns eine nachvollziehbare Abgabe unserer Kontingente über den Fanclub Nationalmannschaft", betonte Grindel - entsprechend befanden sich die Störer nicht im "normalen" Gästeblock, sondern unmittelbar daneben. "Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es in Ländern wie San Marino oder Tschechien keine absolute Sicherheit gibt, weil dort zum Beispiel von Einheimischen unkontrolliert Tickets weitergegeben werden und in den freien Verkauf gelangen", ergänzte Grindel. Hier müsse angesetzt werden, um eine Wiederholung zu verhindern.
Grindel: Teile des Sektors mit illegalem Zugang
Ein Teil der in Prag mit rechtsextremen Parolen aufgefallenen Problemfans hat sich laut Grindel illegal Zugang zum Stadion verschafft. Vor dem WM-Qualifikationsspiel sei "eine ganze Reihe dieser Leute gewaltsam ins Stadion gekommen, indem sie einen Blocksturm gemacht haben", sagte Grindel in der SWR-Sendung Sport im Dritten. Er sprach von 200-300 Problemfans, vor denen der DFB vorab gewarnt gewesen sei.
"Das ist eine Klientel, die den Verbindungsbeamten der Polizei bekannt war. Die haben wir ab und an auch bei Bundesliga-Spielen in den Stadien", sagte Grindel. Er forderte "alle Leute, die den Fußball lieben", auf, sich klar zu distanzieren.
Bei der Aufklärung wird der DFB eng mit den Behörden zusammenarbeiten. "Es werden eigene Aufnahmen und Fotos zur Verfügung gestellt, es wird seitens der deutschen Verbindungsbeamten eine Kontaktaufnahme zu den tschechischen Kollegen geben", betonte Grindel. "Es gibt breite Kritik an Kollektivstrafen, aber wo man bestimmte Taten bestimmten Tätern zuordnen kann, müssen wir reagieren."