Sie sollten den Weltmeister auf die Probe stellen, doch angesichts der Ausfälle zahlreicher Stars wie Harry Kane verkommt der Härtetest gegen England für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zum Muster ohne Wert. Von einem Länderspiel-"Klassiker" spricht auf der Insel vor dem Duell mit der DFB-Elf am Freitag (21.00 Uhr im LIVETICKER) in Wembley keiner mehr: der Mirror zetert über eine "Farce", die Sun berichtet von einem "Albtraum".
Schon der Verzicht von Wirbelwind Dele Alli hatte Teammanager Gareth Southgate Sorgenfalten auf die Stirn getrieben, der Ausfall von Topstürmer Kane bescherte ihm in ein echtes Dilemma. Dass überdies Kapitän Jordan Henderson, Fabian Delph, Raheem Sterling und Harry Winks passen mussten, machte es noch schlimmer. Southgates Pläne lägen "in Trümmern", schrieb die Sun.
Kane: Prädikat "unverzichtbar"
Kanes Rolle bei den Three Lions ist mit dem Prädikat "unverzichtbar" angemessen beschrieben. In den vergangenen sechs Länderspielen jubelte der Angreifer von Tottenham Hotspur sieben Mal - der gesamten Auswahl gelangen in diesem Zeitraum nur zwei weitere Tore. Auch im Klub trifft der 24-Jährige wie er will: acht Tore nach zehn Premier-League-Spielen sowie fünf Treffer bei vier Auftritten in der Champions League.
Beim 1:0 der Spurs am Sonntag gegen Crystal Palace blieb er ohne Tor, stattdessen erlitt Kane einen Schlag aufs rechte Knie. Sein Verzicht auf die Duelle mit dem Weltmeister und vier Tage später gegen Rekordchampion Brasilien könnte aber auch eine Vorsichtsmaßnahme sein, hatte Kane sich doch zuvor über hohe Belastung beklagt.
"Wir spielen so oft und wir hatten einige sehr intensive Spiele in letzter Zeit - Manchester United, Madrid, Liverpool - das schlaucht", sagte Kane. Sein kongenialer Offensivpartner Alli, der mit seinen zwei Toren für die Spurs in der Champions League gegen Real Madrid seine Topform unter Beweis gestellt hatte, sagte aufgrund einer Oberschenkelverletzung ab. In Michael Keane und Jake Livermore wurden bislang nur zwei Defensive als Ersatz nachgeholt.
Southgate: "Will zeigen aus welchem Holz ich geschnitzt bin"
Dabei stehen Southgate vor den Duellen mit den beiden Topteams der Weltrangliste in Jamie Vardy, Marcus Rashford und Debütant Tammy Abraham (Swansea City) nur noch drei Mittelstürmer mit der gesammelten Erfahrung von 30 Länderspielen zur Verfügung. Die gestandenen Angreifer Jermain Defoe und Daniel Sturridge hatte der Coach nicht berücksichtigt.
Mit einer Nachnominierung Sturridges würde sich Southgate keinen Gefallen tun. "Er spielt nicht regelmäßig", hatte der 47-Jährige seinen Verzicht auf den Stürmer des FC Liverpool begründet und süffisant hinzugefügt: "Ich kann mich nicht erinnern, wann Daniel das letzte Mal 90 Minuten am Stück gespielt hat."
Will Southgate sein Gesicht wahren, könnte die große Stunde von Abraham schlagen: Der 20-Jährige steht erstmals im Kader des Weltmeisters von 1966 und gibt sich selbstbewusst: "Ich will einfach da rausgehen und der Welt zeigen, aus welchem Holz ich geschnitzt bin."