Luka Modric von Real Madrid gewinnt Ballon d'Or 2018: Das Pro und Contra

Martin VolkmarJochen Tittmar
11. Dezember 201812:03
Luka Modric hat den Ballon d'Or 2018 gewonnen.getty
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Luka Modric von Real Madrid hat den Ballon d'Or 2018 gewonnen - verdient oder unverdient? Das Pro und Contra von SPOX-Chefredakteur Martin Volkmar und Redakteur Jochen Tittmar.

Von SPOX-Redakteur Jochen Tittmar

Ich bin ganz grundsätzlich erst einmal froh, dass auch mal jemand den Pott gewonnen hat, der nicht Messi oder Ronaldo heißt. Das war zwar meist berechtigt, machte die diversen Wahlen jedoch auch sehr vorhersehbar und langweilig.

Und in der abgelaufenen Saison wäre es auch schlichtweg unverdient gewesen, wenn der Sieger erneut Messi oder Ronaldo geheißen hätte. Luka Modric ist für mich daher eine berechtigte und nachvollziehbare Wahl.

Blickt man nur auf die letzte Spielzeit, hat Modric dort den Zenit seiner Karriere erreicht: Drittes Mal in Folge Champions-League-Sieger, sensationeller Zweiter mit Kroatien bei der WM, dort zum besten Spieler des Turniers ausgezeichnet und anschließend noch den The Best Award der FIFA abgestaubt. Das allein würde schon als Begründung reichen.

Mehr noch: Der Kroate stand auf dem Weg zum CL-Triumph ja nicht nur irgendwann zufällig im Kader der Königlichen, sondern war das Hirn in Reals Mittelfeld. Ein laufstarker Bessermacher, der konstante Leistungen ablieferte, Führungsqualitäten aufweist sowie mit einem strategischen Geschick gesegnet ist, das ihn zu einem Weltklasse-Spieler macht.

Besonders beeindruckt haben mich seine Leidenschaft auf dem Feld und die unglaubliche Ruhe am Ball - erst Recht bei der WM nach einer für ihn ellenlangen Saison. Für meine Begriffe wäre Modric schon bei vorherigen Abstimmungen ein ernsthafter Kandidat gewesen, um in die engere Wahl zu kommen.

Dass er es nun zum Sieger geschafft hat, kommt angesichts zahlreicher fragwürdiger UEFA- oder FIFA-Auszeichnungen in den vergangenen Jahren beinahe schon einer Art Genugtuung gleich.

Von SPOX-Chefredakteur Martin Volkmar

Eins vorweg: Ich halte Luka Modric für einen Weltklasse-Fußballer, vielleicht den besten auf seiner Position.

Aber: Die teilweise unkritische Begeisterung für ihn bei zahlreichen Experten kann ich nicht nachvollziehen. Aus meiner Sicht ist er jedenfalls aktuell nicht der weltbeste Fußballer, da bleibt Lionel Messi das Maß aller Dinge.

Zwar ist der Einwand berechtigt, dass Platz eins bei den Wahlen der FIFA und UEFA in diesem Jahr sowie der Gewinn des Ballon d'Or die Belohnung für Modrics überragende vergangene Saison sind.

Doch genau da gehe ich nicht mit, jedenfalls nicht zu 100 Prozent. Denn Real Madrid hat eine schwache Saison in der Primera Division gespielt, nur in fünf von sieben Spielen der K.o.-Phase der Champions League lief das Team zur Hochform auf. Und selbst da war Modric einer von mehreren Leistungsträgern, aber nie der entscheidende Mann.

Cristiano Ronaldo, Sergio Ramos, Marcelo, Casemiro, Isco oder auch Toni Kroos waren mindestens genauso wichtig, wenn nicht in der Königsklasse sogar deutlich besser als Modric.

Vermutlich hat es auch deshalb keiner der genannten auf den Thron des Weltfußballers geschafft, weil ihre Nationalmannschaften bei der WM in Russland früh scheiterten. Modric hingegen führte Außenseiter Kroatien ins WM-Finale.

Aber tat er das wirklich? Aus meiner Sicht tauchte Modric nach der Gruppenphase immer mehr ab, weil er der anstrengenden Saison Tribut zollen musste. Kroatiens prägende Spieler im Viertel- und Halbfinale waren Ivan Rakitic, Dejan Lovren, Ivan Perisic oder Torwart Danijel Subasic.

Wenn man also wirklich nicht allein die individuelle Klasse, sondern die Erfolge der letzten zwölf Monate als Maßstab bewertet, hätte nach meiner Ansicht Weltmeister Raphael Varane von Real Madrid den Titel als bester Fußballer der Saison verdient gehabt.