Im Interview mit SPOX und Goal spricht Toljan über die schwierige Hinrunde bei Borussia Dortmund unter Lucien Favre, den überraschenden Trainerwechsel bei Celtic und seine Zukunft beim BVB.
Herr Toljan, Sie sind im Sommer 2017 am letzten Transfertag zum BVB gewechselt. Wie kompliziert war für Sie die Tatsache, dass Sie die gesamte Vorbereitung zuvor bei Ihrem Ex-Verein Hoffenheim absolviert haben?
Jeremy Toljan: Das war in der Tat keine leichte Situation für mich. Mir fehlte die gemeinsame Vorbereitung mit dem BVB. Ich musste die Abläufe und Spieler erst nach und nach kennenlernen.
Ihre erste Spielzeit in Dortmund stellte sich dann als ziemlich aufreibend heraus. Vor der aktuellen Spielzeit haben Sie sich dann gegen einen Wechsel entschieden, weil Sie nicht nach einem Jahr schon aufgeben wollten. Was hatte Ihnen der neue Trainer Lucien Favre vor der Saison versprochen?
Toljan: Er hat mir gar nichts versprochen. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich bei ihm eine faire Chance bekomme - auch wenn ich darauf warten muss, bis die Situation dafür da ist.
Sie sollen auch ein Gespräch mit Carlo Ancelotti geführt haben, der Sie nach Neapel holen wollte.
Toljan: Über das Interesse anderer Vereine möchte ich mich nicht weiter äußern. Ich habe mich im Sommer bewusst für Borussia Dortmund entschieden, weil ich den Verein nach nur einem Jahr nicht schon wieder wechseln wollte und mich dort durchsetzen wollte. Zudem war der Wechsel von Hoffenheim nach Dortmund ein großer Schritt für mich. Für mich war auch wichtig, dass ich nicht wieder ohne Vorbereitungszeit einen Vereinswechsel vornehme. Denn das war wie angesprochen im ersten Jahr in Dortmund sehr schwierig für mich, zumal ich zuvor auch noch die Europameisterschaft mit der U21-Nationalmannschaft gespielt hatte.
Wie sehr anders war es in Dortmund im Vergleich zu Hoffenheim?
Toljan: Es ist natürlich eine vollkommen andere Situation, für einen so großen Klub zu spielen mit über 80.000 Zuschauern in Heimspielen. In Hoffenheim geht es viel ruhiger zu. Das war schon eine große Umstellung für mich, an die ich mich auch erst gewöhnen musste.
In der vergangenen Hinrunde gab Ihnen Favre keine Möglichkeit, sich zu zeigen. Wie sind Sie damit umgegangen?
Toljan: Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich nie eine Chance bekommen habe. Die Mannschaft hat aber sehr stark gespielt und war extrem erfolgreich, so dass es generell keine Situation für häufige Wechsel war. Auch die Außenverteidiger haben gut gespielt. Es war für mich zudem klar, dass Achraf Hakimi zunächst vor mir seine Chance bekommen würde - die er dann auch genutzt hat. Es gab für den Trainer daher keine Veranlassung, ihn wieder aus der Mannschaft zu nehmen. Mir blieb nichts anderes übrig, als gut zu trainieren und weiter auf meine Chance zu warten. Das ist Profifußball.
Wie sah denn die Rückmeldung von Favre während dieser für Sie sicherlich nicht einfachen Zeit aus?
Toljan: Der Trainer hat mir durchaus immer wieder Mut gemacht. Er hat mir gesagt, dass ich bei ihm nicht abgeschrieben sei, sondern weiter auf meine Chance warten müsse.
Wie schwer war es für Sie, geduldig zu bleiben? Sie kannten eine solche Situation ja bislang nicht in Ihrer Karriere.
Toljan: Natürlich ist es schwierig, nur zu trainieren. Es ist aber eben auch Teil des Profifußballs, dass man auch mal länger nicht spielt, wenn andere Spieler in der aktuellen Situation vom Trainer stärker gesehen werden oder die Mannschaft erfolgreich spielt, so dass keine Wechsel vorgenommen werden müssen.
In den Medien galten Sie häufig als einer der Streichkandidaten im BVB-Kader.
Toljan: Damit hatte ich kein großes Problem. Ich weiß, dass sich der Wind im Fußball sehr schnell drehen kann. Ich habe auch immer an meine Chance geglaubt.
Ab wann war Ihnen dann klar, dass Sie in der Winterpause eine neue Herausforderung angehen möchten?
Toljan: Ich habe alles auf mich zukommen lassen. Erst nach dem Angebot von Celtic Glasgow war ich der Meinung, dass eine Ausleihe zum damaligen Zeitpunkt Sinn machen könnte, um wieder durchgehend zu spielen. Ich hatte zuvor verschiedene andere Wechselmöglichkeiten abgelehnt.
Sie sollen auch Angebote aus der Premier League und von Lazio Rom gehabt haben.
Toljan: Ich habe mich trotz der verschiedenen anderen Angebote bewusst für Celtic entschieden, weil der Trainer mich unbedingt haben wollte. Die Vorgespräche mit ihm waren für mich sehr überzeugend, auch im Hinblick auf meine Spielperspektive. Außerdem ist Celtic auch sportlich ein großer Name mit überragenden Fans. Celtic war auch noch in der Europa League vertreten, so dass auch noch internationale Spiele anstanden.
Sie haben beim BVB in eineinhalb Jahren mit Peter Bosz, Peter Stöger und Favre drei Trainer erlebt. Bei Celtic steht nach dem Rücktritt von Brendan Rodgers mit Neil Lennon nun auch schon der zweite Coach an der Seitenlinie. Ideal ist das nicht, oder?
Toljan: Es war natürlich nicht damit zu rechnen, dass der Trainer noch während der laufenden Rückrunde wechseln würde. Er war ja sehr erfolgreich und wollte eigentlich erst im Sommer in die Premier League wechseln. Doch auch hier gilt: Das ist Fußball. Man muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen, auch wenn das manchmal schwierig ist. Wir haben auch jetzt wieder einen guten Trainer.
In Glasgow läuft es für Sie bislang ziemlich ordentlich. Sie kommen auf elf Pflichtspiele als Rechtsverteidiger und dürfen endlich wieder regelmäßig spielen.
Toljan: Das ist natürlich ein schönes Gefühl für mich und gibt mir viel Selbstvertrauen. Ich war vor meinem Wechsel auch noch nicht im Celtic Park. Das Stadion, die Fans, die Atmosphäre - das ist alles fantastisch. Durchaus vergleichbar mit Dortmund.
Ihre Leihe endet bereits nach dieser Saison. Heißt das, Sie werden in jedem Fall nach Dortmund zurückkehren?
Toljan: Ich habe im Sommer noch einen drei Jahre laufenden Vertrag in Dortmund. Daher gehe ich davon aus, wieder für den BVB zu spielen. Ich werde den Konkurrenzkampf dann aufnehmen und versuchen, mich wieder in die Mannschaft zu spielen.