Timon Wellenreuther von Willem II im Interview: "Die Champions League ist wie eine Droge"

Von Robin Haack
Spricht im Interview mit Goal und SPOX über seine bewegte Karriere, Champions League mit Schalke und seine aktuelle Lage: Timon Wellenreuther.
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Seit Ihrem Wechsel in die Eredivisie spielen Sie wieder regelmäßig und speziell diese Saison läuft es bei Willem II für die komplette Mannschaft sehr gut.

Wellenreuther: Die Mannschaft ist mit einer Mischung aus jungen Spielern und Routiniers sehr gut zusammengestellt. Wir wollen jedes Spiel gewinnen und sind hungrig nach Erfolg. Im Winter haben wir noch einmal gute Spieler hinzubekommen, die schon jetzt ein wichtiger Faktor geworden sind. Auch der Trainer weiß, was die Mannschaft braucht - momentan passt in Tilburg alles.

Der treffsicherste Neuzugang ist Alexander Isak. Hätten Sie damit gerechnet, dass er derart gut einschlägt?

Wellenreuther: In Dortmund hatte er zuletzt eine schwierige Phase. Im Training sieht man aber täglich, dass er große Qualität hat. Es ist kein Zufall, dass er in seinen 17 Pflichtspielen für den Klub 14 Tore geschossen hat. Er ist einer der besten Stürmer, die ich je gesehen habe und schon jetzt unsere Lebensversicherung.

Auch für Sie persönlich lief es zuletzt sehr gut. Speziell nach dem Sieg im Pokalhalbfinale gegen AZ Alkmaar (2:1 n.E.), bei dem Sie im Elfmeterschießen drei Schüsse parieren konnten, wurden Sie gefeiert. Was machen Sie heute anders als noch vor drei Jahren?

Wellenreuther: Ich bin viel reifer geworden. Sowohl menschlich als auch sportlich habe ich in den vergangenen Jahren sehr viel gelernt. Ich habe in Spanien gespielt, auf Schalke einen Rückschlag hinnehmen müssen und mich dann in den Niederlanden in einem komplett anderen Umfeld durchgekämpft. Menschlich sind diese Erfahrungen unheimlich wertvoll. Auch sportlich habe ich von jedem meiner Torwarttrainer etwas mitgenommen und mich etwa im Stellungsspiel stark verbessert. Aktuell fühle ich mich hier wohl, verstehe mich gut mit meinen Kollegen und bin topfit.

In Ihrer ersten Saison bei Willem II haben Sie zwischenzeitlich Ihren Stammplatz verloren. Was ging damals in Ihnen vor?

Wellenreuther: Das war wirklich hart. Aber auch aus solchen Situationen muss man das Beste mitnehmen. Ich habe in der Folge noch härter gearbeitet und stand am Saisonende wieder im Tor. Als Mannschaft sind wir in der vergangenen Saison schlecht gestartet, der Trainer hat einen Sündenbock gesucht - und der war leider ich. Im Endeffekt hatte der Trainer aber wenig Erfolg mit dem Wechsel und wurde kurze Zeit später entlassen.

Timon Wellenreuther bei Schalke 04, RCD Mallorca und Willem II

VereinSpieleGegentoreSpiele ohne Gegentor
Willem II48989
RCD Mallorca333311
FC Schalke 0410151
FC Schalke 04 II25335

Wie kommt es in den Niederlanden an, dass Ajax in der Champions League für Furore sorgt?

Wellenreuther: Die Leute in Holland sind fußballverrückt. Ajax ist hier immer präsent, jetzt natürlich umso mehr. Die Mannschaft ist so stark wie seit Jahren nicht und es ist toll zu sehen, dass Eigengewächse wie Frenkie de Jong oder Matthijs de Ligt das Team bis an Europas Spitze führen. Auch für den Ruf der Eredivisie kann es nur förderlich sein, wenn eine Mannschaft wie Ajax die Champions League aufmischt.

Welcher Spieler beeindruckt Sie in der Mannschaft von Ajax am meisten?

Wellenreuther: Das Problem ist, dass Ajax mehrere Spieler hat, die sehr beeindruckend sind. Hakim Ziyech, de Jong, de Ligt oder Dusan Tadic spielen alle auf einem sehr hohen Niveau. Auch Trainer Erik ten Hag macht einen tollen Job, das muss man anerkennen. Das Gegenpressing und der One-Touch-Fußball, den Ajax momentan spielt, erinnern an den FC Barcelona.

Kommen wir zu Ihrer persönlichen Zukunft: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wellenreuther: Wenn man einmal Champions League gespielt hat, will man dort auch eines Tages wieder hin. Die Königsklasse ist wie eine Droge. (lacht) Daher hoffe ich, dass ich mich durch harte Arbeit weiter verbessern kann und in den nächsten Jahren noch das eine oder andere internationale Spiel hinzukommt.

Willem II hat Ihren Vertrag vor wenigen Wochen dank einer Klausel um ein weiteres Jahr bis 2020 verlängert. Ist es für Sie eine Option, langfristig in den Niederlanden zu bleiben?

Wellenreuther: Die Eredivisie ist eine tolle Liga und ich möchte nichts ausschließen. Auch hier gibt es Vereine, die tolle Konzepte haben und regelmäßig international spielen.

Sie haben bislang acht Spiele in der Bundesliga absolviert. Steht auf Ihrer Liste, dass bald weitere hinzukommen?

Wellenreuther: Ich bin Deutscher und habe immer davon geträumt, in der Bundesliga zu spielen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Es ist eine der besten Ligen der Welt.

Gab es seit Ihrem Wechsel nach Tilburg Anfragen aus der Bundesliga?

Wellenreuther: Im Moment läuft es für mich persönlich sehr gut. Das merkt man auch am Interesse anderer Klubs und an den Anfragen, die ich bekomme. In dieser Hinsicht kann ich mich nicht beschweren. (lacht)

Gibt es andere Ligen, die Sie reizen würden?

Wellenreuther: Gerade die Premier League hat eine ungeheure Strahlkraft. Ich kenne keinen Spieler, der sich nicht vorstellen kann, dort eines Tages zu spielen. Nachdem ich in Spanien schon Erfahrung in der 2. Liga sammeln konnte, weiß ich aber auch, wie stark und reizvoll LaLiga ist. Letztendlich kommt es aber darauf an, ob man sich im ganzen Verein wohlfühlt, man glaubt, dass man gemeinsam etwas erreichen kann. Das ist in den Niederlanden derzeit auf jeden Fall auch zutreffend.

Magischer Abend im Bernabeu: Timon Wellenreuther startete im Tor des FC Schalke 04 von null auf hundert und fand sich urprlötzlich in der Champions League gegen Real Madrid wieder.
© getty
Magischer Abend im Bernabeu: Timon Wellenreuther startete im Tor des FC Schalke 04 von null auf hundert und fand sich urprlötzlich in der Champions League gegen Real Madrid wieder.

Sie haben in Ihrer Karriere schon mit einigen großen Spielern zusammengespielt. Wer hat Sie am meisten beeindruckt?

Wellenreuther: Ralf Fährmann. Er war auf Schalke die Nummer eins, als ich aus der Jugend zu den Profis hochgezogen wurde - und er hat mich an die Mannschaft herangeführt. Dabei war er immer hilfsbereit und hatte ein offenes Ohr. Das werde ich nie vergessen. Ralle ist ein netter Mensch und ich habe noch heute Kontakt zu ihm.

Haben Sie mit ihm gelitten, als er im Winter auf Schalke zur Nummer zwei degradiert worden ist?

Wellenreuther: Ich wünsche es keinem Torwart, plötzlich auf die Bank gesetzt zu werden. Wenn es in der Mannschaft schlecht läuft, sucht man schnell einen Sündenbock und auf Schalke hat es leider Fährmann getroffen. Es tut mir sehr leid für ihn.

Welcher Gegenspieler hat Sie bisher am meisten beeindruckt?

Wellenreuther: Im Training war es unglaublich schwer, gegen Huntelaar zu spielen. Er hat eine tolle Schusstechnik und als Torwart weiß man nie, was er macht, wenn er auf einen zugelaufen kommt.

Und außerhalb des Trainings?

Wellenreuther: Gegen Cristiano Ronaldo zu spielen, war etwas ganz Besonderes. Für mich ist er der beste Spieler der Welt. Seine Laufwege und seine Power sind unglaublich. Auch in den Spielen gegen mich hat man leider gesehen, dass er eiskalt und immer zur Stelle ist. Obwohl ich einige Bälle von ihm gehalten habe, hat er im Endeffekt zweimal getroffen.

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