In einem sechsseitigen Protestbrief an den Kontinentalverband CONMEBOL wetterte AFA-Präsident Claudio Tapia gegen den Schiedsrichter des verlorenen Halbfinales gegen Brasilien (0:2) wegen des bei strittigen Szenen nicht hinzugezogenen Videobeweises, gegen die gesamte Turnier-Organisation und bezog in die Kritik selbst Brasiliens Staatschef ein.
Gleich zu Beginn des an CONMEBOL-Präsidenten Alejandro Dominguez gerichteten Schreibens formulierte Tapia Zweifel an "Ethik, Loyalität und Transparenz" im nach dem FIFA-Skandal, in dem drei der vier Dominguez-Vorgänger verstrickt sind, neu aufgestellten Südamerika-Verband. Die Seleccion-Spieler würden "enttäuscht und misstrauisch darüber, dass der Südamerikas Fußball sich gewandelt habe", zu ihren Klubs zurückkehren.
Argentiniens Verbandspräsident geht Brasilien hart an
Bei der Konkretisierung der Vorwürfe bekam als Erster Brasiliens Staatsoberhaupt Jair Bolsonaro, der in der Halbzeitpause des Superclasico eine halbe Ehrenrunde im Mineirao-Stadion von Belo Horizionte drehte, sein Fett weg. Tapia sprach von einer politischen Kundgebung, die eine Verwarnung erfordere, weil der Weltverband FIFA und die CONMEBOL Manifeste dieser Art strikt untersagen.
Heftige Kritik übte Tapia auch an den brasilianischen Organisatoren des ältesten Nationenturniers der Welt. Dabei nahm der AFA-Boss die Minuskulissen in der Vorrunde, die schlechte Rasenqualität in einigen Stadien, logistische Probleme für die Teams, die Hotelunterkünfte und die Sicherheit ins Visier. "Das Ansehen der CONMEBOL wurde dadurch in Zweifel gezogen", behauptete Tapia.
Argentinien fordert Einblick in Entscheidungsfindung des Schiedsrichters
Der Brandbrief schloss auch Kritik am Schiedsrichter ein. Den Unparteiischen Roddy Zambrano (Ecuador) habe man wegen "negativer Vorgeschichten" schon im Vorfeld der Partie infrage gestellt. Beim Duell gegen Brasilien habe Zambrano "in mindestens zwei Situationen, die direkten Einfluss auf das Ergebnis hatten, ungerechtfertigterweise auf den Einsatz des VAR verzichtet".
In einem zweiten Schreiben bat die AFA deshalb um Einblick in die Kommunikation zwischen Video-Zentrale und Schiedsrichter.