Die Botschaftsreise und ein Heimspiel
Und so reiste die Mannschaft im Namen von Sarajevo und Bosnien-Herzegowina um die Welt, absolvierte überall Freundschaftsspiele und sammelte dabei Geld für humanitäre Hilfe in der Heimat. Von Kroatien ging es nach Slowenien, dann weiter in die Türkei und nach Saudi-Arabien. Überall stiegen Freundschaftsspiele gegen lokale Vereine. Weiter in die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman, Iran, weiter, Brunei, Malaysia, Indonesien, immer weiter.
Am 20. März 1994 ermöglichte ein kurzzeitiger Waffenstillstand ein Freundschaftsspiel in der Heimat, im Kosevo Stadion. Knapp 40.000 Zuschauer sahen einen 4:0-Sieg des FK Sarajevo gegen eine UNPROFOR-Auswahl. Manche sagen, das Spiel sei 4:1 ausgegangen, aber das ist letztlich egal. Der FK Sarajevo hatte wieder ein Heimspiel!
Im darauffolgenden Sommer entspannte sich die Situation etwas und so konnte eine bosnisch-herzegowinische Kurz-Meisterschaft ausgespielt werden. Nach regionalen Playoffs stieg die Finalrunde abseits des Kriegsgeschehens in Zenica, nördlich von Sarajevo. Der FK Sarajevo wurde Zweiter und ging danach wieder auf Reisen. Nach Italien, wo auf knappe Niederlagen gegen Parma und Chievo Verona ein Besuch bei Papst Johannes Paul II im Vatikan folgte, und nach Deutschland.
Wechsel ins Ausland, Rückkehr für die Nationalmannschaft
54 Spiele in 17 Ländern waren es insgesamt und die Spieler überzeugten dabei nicht nur als Botschafter, sondern auch als Sportler. Als sich der Krieg dem Ende neigte, wechselten sie reihenweise zu ausländischen Klubs. Mirza Varesanovic zu Girondins Bordeaux, Senad Repuh zum FC Lorient, Almir Turkovic zu Vorwärts Steyr in Österreich und Elvir Baljic zunächst zu Bursaspor und später zu Real Madrid.
Am 10. Oktober 1995 wurde schließlich ein langfristiger Waffenstillstand ausgehandelt, kurz darauf begann die erste reguläre Meisterschaft. Zu diesem Zeitpunkt hatte der FK Sarajevo aber kaum mehr Spieler, angeblich waren nur sechs übrig. Die Mannschaft wurde kurzfristig aufgefüllt und in der Premierensaison Siebter.
Ende des Jahres erlangte Bosnien-Herzegowina seine offizielle Unabhängigkeit und bald darauf kehrten die ehemaligen Botschafter als Nationalspieler in ihre Heimat zurück. Sie wurden berufen vom ersten Nationaltrainer des jungen Landes: von Fuad Muzurovic, mit dem sie einst unter serbischem Beschuss aus Sarajevo geflüchtet waren. Während im Kosevo Stadion die ersten Länderspiele Bosnien-Herzegowinas stiegen, wuchsen daneben weiße Grabsteine aus der Erde.