Lionel Messi triumphiert, Virgil van Dijk geht leer aus: Ein Pro und Contra zur Weltfußballerwahl

Martin VolkmarOliver Maywurm
24. September 201915:15
Virgil van Dijk holte mit Liverpool den CL-Titel, der Weltfußballer heißt dennoch wieder Lionel Messi.getty
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Lionel Messi wurde am Montag zum Weltfußballer des Jahres 2019 gekürt, viele hätten jedoch mit Virgil van Dijk gerechnet. Ein Pro und Contra.

Als FIFA-Präsident Gianni Infantino am Montagabend in Mailand den Weltfußballer des Jahres 2019 verkündete, hätten viele mit einem anderen Namen gerechnet. Mit Virgil van Dijk, Champions-League-Sieger mit dem FC Liverpool und vor kurzem bereits zu Europas Fußballer des Jahres gekürt.

Doch Infantino rief Lionel Messi auf die Bühne. Zum sechsten Mal sicherte sich der Argentinier den Titel, hat nun einen mehr davon auf dem Konto als Cristiano Ronaldo. Dabei war er in der Königsklasse im Halbfinale eben an van Dijk und den Reds gescheitert.

Hätte also der Niederländer Weltfußballer werden müssen? Oder ist Messi doch die einzig richtige Wahl? SPOX und Goal stellen die Frage zur Debatte und diskutieren.

Pro: Darum ist Messi zurecht Weltfußballer 2019

von Oliver Maywurm (Goal-Redakteur)

Mats Hummels brachte es vor einigen Jahren ganz schön auf den Punkt. "Ich habe mittlerweile schon gegen fast alle gespielt. Für mich ist Lionel Messi der beste Fußballer, der hier herumläuft", sagte er 2016 gegenüber Sport1.

Mit Messis sechster Auszeichnung zum Weltfußballer des Jahres - und damit nun einer mehr als Cristiano Ronaldo - wurde das am Montagabend sozusagen auch zahlenmäßig untermauert. Denn der Argentinier ist schlicht der Beste. Wahrscheinlich, nein ziemlich sicher, sogar der Beste aller Zeiten.

Ganz einfach heruntergebrochen: Wenn man ein Spiel schaut, an dem Messi beteiligt ist, hat man zu jeder Sekunde das Gefühl, dass etwas Besonderes passieren wird. Etwas, mit dem man nicht rechnet, etwas, das einen begeistert. Eben weil dieser 1,70-Meter-Typ mit der Nummer 10 auf dem Rücken da auf dem Rasen herumschwirrt. Und dieses Gefühl hat man so sonst bei keinem Spieler der Welt.

So viel dazu, dass Messi allein schon qua seiner fußballerischen Gabe der Beste der Welt sein sollte. Und doch wunderten sich viele nach der Verkündung am Montagabend, dass nicht van Dijk nach Europas Fußballer des Jahres auch zum Weltbesten der letzten zwölf Monate gekürt wurde. Der Niederländer hätte das nach seinen großartigen Leistungen und dem Champions-League-Triumph mit dem FC Liverpool natürlich ebenso verdient gehabt.

Aber auch Messis zurückliegendes Jahr war ja bärenstark. 51 Tore und 22 Assists standen nach der Saison 2018/19 auf dem Konto des 32-Jährigen. Alleine seine 36 Tore in 34 Ligaeinsätzen, überragend! Damit war er hauptverantwortlich für den spanischen Meistertitel, den er mit Barca gewann.

Hinzu kamen zwölf Tore in zehn Champions-League-Partien, das Achtelfinal-Rückspiel gegen Lyon, das Viertelfinal-Rückspiel gegen Manchester United und das Halbfinal-Hinspiel gegen Liverpool inklusive dieses unglaublichen Freistoßtores entschied Messi quasi im Alleingang. Wäre da dieser eine Blackout im Rückspiel an der Anfield Road nicht gewesen, hätten sich Messi und Barca wahrscheinlich zum CL-Sieger gekrönt. Und einige weniger hätten sich gewundert, warum er und nicht van Dijk Weltfußballer 2019 ist.

Contra: Darum hätte van Dijk Weltfußballer werden müssen

von Martin Volkmar (SPOX-Chefredakteur)

Dass Lionel Messi der mit Abstand beste und prägendste Fußballer seiner Generation ist, dürfte relativ unstrittig sein. Dazu reicht ein Blick auf die lange Liste seiner Erfolge mit dem FC Barcelona und auf seine persönlichen Bestmarken sowie Titel. Deshalb könnte man ihm rein vom individuellen Können her fast jedes Jahr die Trophäe des Weltfußballers übergeben.

Doch ausweislich der FIFA-Kriterien soll die Auszeichnung an den besten Spieler der abgelaufenen Saison gehen. Und da kann es aus dem Kreis der drei Auserwählten nur einen geben: Virgil van Dijk vom FC Liverpool. Der Niederländer ist ohne Zweifel der derzeit kompletteste Verteidiger weltweit und hatte mit seinen überragenden Defensivleistungen ebenso wie mit seiner Offensivstärke bei Standards maßgeblichen Anteil am Champions-League-Triumph des FC Liverpool. Van Dijks Pech: Er ist (noch) keine globale Marke und auch kein Offensivzauberer wie Messi.

Der 32-jährige Messi hat - mal wieder - eine individuell starke Saison gespielt, auch im Halbfinal-Hinspiel gegen Liverpool. Doch in der letztlich entscheidenden Partie, dem Rückspiel an der Anfield Road (0:4), tauchte der Floh ab. Dass der Superstar mit seiner Mannschaft unterging und den taumelnden Barca-Teamkollege keinen Halt geben konnte, spricht eindeutig gegen Messi.

Denn im Mannschaftssport Fußball zählen am Ende nicht die Trefferquoten und sonstigen Rekorde, sondern die Erfolge als Team. Und hier scheiterte Messi trotz bester Voraussetzungen zum wiederholten Mal mit Barca in der Königsklasse und auch bei der Copa America mit den Argentiniern, mit denen er abgesehen vom Olympia-Gold 2008 weiter ohne Titel bleibt.

Man kann sogar die These aufstellen, dass Messi sowohl mit seiner stark besetzten Nationalelf als auch mit der herausragenden Barca-Elf noch viel mehr internationale Triumphe hätte feiern müssen als die vier Champions-League-Titel seit 2006. Dass er dennoch auch diesmal zum Weltfußballer gekürt wurde, zeigt nur, dass man diese Wahl mitsamt ihren Wahlmännern aus Fußball-Entwicklungsländern wie Vanuatu, Bhutan oder Lesotho nicht ernst nehmen kann.