"Er ist ein brutaler Typ", sagte Schürrle, der seit Beginn seiner Chelsea-Karriere Probleme mit "The Special One" hatte: "Ich habe mir immer gedacht: Was macht der überhaupt? Wie behandelt er mich? Was macht der mit den Menschen? Im Nachhinein merke ich, was er wollte und mit welchen Mitteln er gearbeitet hat. Und ich konnte damals gar nicht so recht klarkommen mit den Dingen, die er von mir wollte, mit dieser Härte und mit diesem psychischen Druck."
Als 22-, 23-Jähriger sei dies eine hohe Belastung für ihn gewesen. "Damals war es manchmal extrem schwer. Ich bin oft nach Hause gefahren, wenn ich ein Gespräch mit ihm hatte und dachte einfach, ich kann nicht mehr. Was soll ich machen? Weil er so einen extremen Druck aufbaute", führte er aus.
Zwar habe er das Gefühl gehabt, dass Mourinho auf ihn "stand" und ihn "pushen" wolle, "trotzdem hat er mir ein paar Dinge in den Kopf gesetzt, die waren schon schwer zu verarbeiten".
Mourinho zu Schürrle: "Verleihe dich nach Southampton"
Bereits vor seinem Wechsel von Bayer Leverkusen zu den Blues im Sommer 2013 hatte der Weltmeister von 2014 Kontakt mit seinem zukünftigen Trainer, beim Abschiedsspiel von Michael Ballack in Leipzig coachte Mou Schürrles Team.
"Ich stand zu diesem Zeitpunkt (5. Juni 2013; Anm. d. Red.) bereits in Verhandlungen mit Chelsea. Mourinho war in diesem Spiel mein Trainer", erzählte Schürrle, der die erste Begegnung noch genau in Erinnerung hat. "Er sagte zu mir, wenn du heute keine zwei Tore schießt, verleihe ich dich nach Southampton", führte er aus und wusste damals nicht: "Macht der jetzt Spaß oder nicht?"
Schürrle: "Konnte das damals nicht verstehen"
Nachdem er in der Saison 2013/14 noch regelmäßig unter dem Portugiesen zum Einsatz kam, änderte sich dies mit der neuen Spielzeit. "Es war oft so, dass ich von Anfang an gespielt habe und er hat mich in der Halbzeit ausgewechselt. Und im nächsten Spiel war ich gar nicht im Kader und war auf der Tribüne. Ich konnte das damals nicht verstehen und habe auch Selbstwertgefühl verloren, weil das Ego verletzt ist", führte Schürrle aus.
Unter dem Verlust des Selbstwertgefühls litt Schürrle auch in der Folge: "Dann machst du dir Gedanken darüber, was er denken könnte. Ich hatte dann manchmal im Training auch das Gefühl, dass er nur auf mich schaut. Aber es war vermutlich gar nicht mal der Fall", schilderte der ehemalige Nationalspieler, für den es sich damals angefühlt habe, als würde ihn "jemand beobachten und denken, du bist scheiße."
Nach zwei Jahren in London kehrte Schürrle den Blues im Winter 2015 den Rücken zu und heuerte erneut in der Bundesliga beim VfL Wolfsburg zurück. Über den BVB, der ihn 2016 für die damalige klubinterne Rekordsumme von 30 Millionen Euro holte, landete er schließlich in Russland, ehe er in diesem Sommer im Alter von 29 Jahren überraschend seine Karriere beendete.