Inklusive Rückennummer! Wie BVB-Flop Adnan Januzaj zum Idol von Tottenham-Neuzugang Dejan Kulusevski wurde

Von Gabriel Wonn
Dejan Kulusevski
© getty

Dass Spieler Rückennummern in Anlehnung an ihre Vorbilder wählen, ist nicht ungewöhnlich. Kurios ist dies allerdings im Fall von Tottenhams Neuzugang Dejan Kulusevski. Dieser wählte als Idol einen BVB-Flop.

Cookie-Einstellungen

Ein Vorbild, dem man nacheifert, der beste Spieler auf der eigenen Position, ein erfahrener Teamkamerad oder einfach derjenige, dessen großartige Leistungen schon im Kindesalter dazu führten, dass man sich in den Sport verliebt hat: Fast jeder Profifußballer hat mindestens ein Idol. Nicht selten hört man in Interviews mit heutigen Stars Sätze wie "Wegen ihm habe ich angefangen, Fußball zu spielen", "Alle Kinder hatten sein Trikot" oder "Ich habe mir so viel von ihm abgeschaut, ich wollte immer sein wie er."

Meist handelt es sich hierbei um die absoluten Größen der Sportart, vorzugsweise um diejenigen, die im Kindesalter der heutigen Profigeneration die Schlagzeilen bestimmten: Ronaldo, Ronaldinho, Zidane, Messi, CR7. Gerade Letzterer macht bereits deutlich, wie die Huldigung von einigen ausgelebt wird: Sie wollen die Rückennummer ihres Vorbilds tragen. Die Zahlen sieben, neun, zehn und elf sind logischerweise besonders beliebt. Manchmal kommt etwas Ausgefallenes hinzu, gerade wenn der jeweilige Held kein Offensivspieler oder ein etwas schriller Vogel war.

Im Fall von Dejan Kulusevski handelt es sich um eine solch ausgefallene Nummer. Der junge Schwede, gerade auf Leihbasis von Juventus Turin zu Tottenham Hotspur gewechselt, wünscht sich meist die Rückennumer 44. Diese trug er bereits bei Atalanta, Parma und Juve, an der White Hart Lane ist sie aktuell von Talent Dane Scarlett besetzt. Eigentlich ein Wunder: Eine solche Nummer ist fast überall frei, warum sollte sie jemand tragen wollen? Es ist bei den Spurs sicherlich ein Zufall, denn dazu müsste schon jemand dasselbe Idol wie Kulusevski haben. Und das ist tatsächlich ziemlich unwahrscheinlich.

Nun werden sicher einige bereits mit dem Nachdenken begonnen haben: Welcher Superstar trug oder trägt denn bitte die 44? Sicher jemand aus der Serie A, da sind Zahlen wie 99 oder 55 ja deutlich häufiger als im Rest der Fußballwelt anzutreffen. Schonmal falsch. Kulusevskis Idol spielte mit dieser Nummer in der Premier League. Trent Alexander-Arnold? Ach nein, das ist ja die 66, außerdem ist der ja selbst noch blutjung und spielt nicht mal auf der Position des Flügelspielers Kulusevski. Sollte es sich etwa gar nicht um einen Megastar handeln, den der Schwede als Vorbild auserkoren hat?

Adnan Januzaj: Bei Manchester United und Borussia Dortmund gefloppt

Vom anfänglichen Hype her hätte er es werden können. Seine Anfänge bei Manchester United waren vielversprechend, ehe die Karriere einen plötzlichen Knick bekam. Leihen zu Borussia Dortmund und zum FC Sunderland verliefen mehr als unzufriedenstellend. 2017 wechselte er zu Real Sociedad, wo er heute noch spielt - für sein Talent eigentlich unter seinen Möglichkeiten, würden vielleicht auch heute noch einige Experten sagen. Fußballkenner werden mittlerweile längst wissen, um wen es sich handelt: Kulusevskis Vorbild ist das ehemalige belgische Supertalent Adnan Januzaj.

Bitte? Adnan Januzaj? Das ist aber nun wirklich kein Ronaldinho, Zidane oder Messi, auch wenn ganz Belgien einmal darauf hoffte, dass er einer der Stützpfeiler der sich damals aufblühenden goldenen Generation werden würde. Wie kann jemand zum Vorbild werden, der angesichts der himmelhohen Erwartungen in der Fußballwelt als nahezu gescheitert betrachtet wird?

So wie es Athletic beschreibt, liegt Kulusevskis Verehrung des unter anderem beim BVB gefloppten Flügelspielers darin begründet, dass es hierbei gar nicht um die Gesamtkarriere des mittlerweile 27-Jährigen geht. Der Spurs-Neuzugang konnte insofern gar nicht von Januzaj enttäuscht werden, als dass sich das Ganze auf ein einziges Spiel konzentriert. Und bei diesem hätte niemand ahnen können, dass der Belgier einmal überhaupt irgendjemanden enttäuschen würde.

Adnan Januzaj
© getty

Januzaj wird wegen eines einzigen Freundschaftsspiels zu Kulusevskis Vorbild

Zu seiner United-Zeit spielte Januzaj, der im Alter von nur 18 Jahren in den Profikader von Manchester United stieß und bei Sir Alex Fergusons letztem Spiel 2013 auf der Bank saß, ein Freundschaftsspiel in Schweden - vor den Augen des Teenagers Dejan Kulusevski. Und diese Augen konnten kaum glauben, was sie sahen: Ein Junge, gar nicht einmal so viel älter als Kulusevski selbst, der mit unglaublicher Unerschrockenheit und faszinierendem Selbstbewusstsein demonstrierte, warum er weltweit als überragendes Talent bekannt ist. Januzaj wirbelte über den Platz, er war einer der Besten im Team der berühmten Red Devils.

Kulusevski lässt sich inspirieren, er wird das Spiel nie vergessen. Andere eifern Cristiano Ronaldo, Lionel Messi oder Neymar nach, er will einfach so spielen, wie Adnan Januzaj es in diesem unbedeutenden Freundschaftsspiel getan hat - und es gelingt ihm. Mit Januzajs 44 auf dem Rücken erlebt der Schwede einen rasanten Aufstieg, wird 2019/20 zum besten jungen Spieler der Serie A gewählt und gewinnt 2021 die Coppa Italia. Stand jetzt ist er im Alter von 21 Jahren ein an Tottenham ausgeliehener Spieler des italienischen Rekordmeisters Juventus Turin - die Klubs werden immer größer, die Rückennummer aber bleibt bis auf die Spurs, wo er auf die 21 ausweichen muss, überall dieselbe.

Die Nummer 44: Vielleicht eines Tages ja doch ikonisch?

Hat sie vielleicht doch etwas Magisches an sich, die ungewöhnliche 44? Ironischerweise beginnt Jahre zuvor Januzajs Abstieg nämlich in dem Moment, als er bei United die deutlich ikonischere Elf bekommt. Abergläubige Fans werden hier einen Zusammenhang sehen und Kulusevskis Nummerntausch bei den Spurs als böses Omen deuten, andere führen es wohl eher darauf zurück, dass der Druck auf den Belgier zu groß wird. Der damals 18-Jährige bekommt die neue Nummer ja nicht zufällig, er soll nun ein Star im Old Trafford werden - dies ist wohl zu früh zu viel von ihm verlangt.

Für Dejan Kulusevski spielt all das keine Rolle. Sein Idol ist nicht der Januzaj mit der Nummer elf, auch nicht der heutige Sociedad-Spieler. Es ist das unbeschwerte Talent mit der 44, die Momentaufnahme eines Spielers, der noch unbedarft in eine goldene Zukunft blickt. Und der bereits in diesem jungen Alter somit trotz aller späteren unerfüllten Erwartungen etwas schafft, wovon alle jungen Fußballer träumen: zum Vorbild zu werden. Und wer weiß? Vielleicht wird die 44 ja doch eines Tages zu einer ikonischen Nummer, die Nachwuchskicker unbedingt auf ihrem Shirt tragen wollen. Warum? Weil der berühmte Kulusevski sie meist getragen hat.