Cristiano Ronaldo lächelte, natürlich tat er das. Mit dem blau-gelben Trikot des saudischen Topklubs Al-Nassr in der Hand posierte der alternde Weltstar für erste Fotos aus seinem neuen Leben in der Wüste, soeben war der gerade noch arbeitslose CR7 als globaler Topverdiener ins Berufsleben zurückgekehrt. Der einzige Haken: Sportlich versinkt der Altstar ab sofort in der Bedeutungslosigkeit.
"Ich möchte meine Karriere auf dem höchsten Level beenden, in Würde und bei einem guten Klub", hatte Ronaldo noch 2015 in einem Interview getönt. Später lästerte er einmal über den Spanier Xavi, dieser spiele in Katar und habe "keine Relevanz" mehr. Nun zieht es Ronaldo selbst in eine Liga, die international - bislang - kaum Beachtung fand. In den meisten europäischen Ländern ist nicht einmal geklärt, wer die TV-Rechte hält und künftig Bilder des 37-Jährigen zeigen darf.
Dafür stimmt aber wenig überraschend das Geld. "Historisch! CR7 unterschreibt den größten Sport-Vertrag der Geschichte und kassiert 500 Millionen Euro für zwei Jahre", titelte die portugiesische Sportzeitung A Bola am Silvestermorgen.
Genaue Zahlen gibt es freilich nicht, außer die der Vertragslaufzeit bis 2025. Ronaldos reines Jahresgehalt soll bei rund 200 Millionen Euro liegen, hinzu kommen kräftige Sponsoreneinnahmen. Zudem wird erwartet, dass Ronaldo Botschafter für Saudi-Arabiens Bewerbung um die WM 2030 wird.
Cristiano Ronaldo nach Saudi-Arabien: Sportswashing sorgt für Kritik
Für das wegen seiner Menschenrechtsverstöße hochumstrittene Königreich, das auch Ronaldos langjährigen Rivalen Lionel Messi unter Vertrag hat, ist der Transfer dagegen ein Hauptgewinn. "Hier wird mehr als nur Geschichte geschrieben. Dies ist eine Verpflichtung, die nicht nur unseren Klub zu noch größerem Erfolg inspirieren wird, sondern auch unsere Liga, unsere Nation und künftige Generationen, Jungen und Mädchen, dazu inspirieren wird, die beste Version ihrer selbst zu sein", teilte Al-Nassr mit.
Ronaldo wird sich allerdings kräftig umstellen müssen. Nach Stationen bei Topklubs wie Manchester United, Juventus Turin und vor allem Real Madrid spielt er nun bei einem Verein, dessen Zuschauerschnitt vergangene Saison knapp über 8000 Zuschauern lag sowie an der Seite international kaum bekannter Profis - und nicht einmal in der asiatischen Champions League.
Die Alternative wäre wohl ein Wechsel in die USA gewesen, Sporting Kansas City soll stark interessiert gewesen sein. Sein Berater soll zuvor in allen Top-Ligen angeklopft haben, auch bei Bayern München, Borussia Dortmund und sogar bei Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt, wie Klubboss Axel Hellmann zuletzt verriet. Niemand schlug zu. Zu teuer, zu launisch, zu wenig Zukunft.
Also ging es in ein Land mit zweifelhaftem Ruf. In Saudi-Arabien gilt die Todesstrafe, Frauenrechte wurden erst in den vergangenen Jahren schrittweise eingeführt. Ihre Petrodollar steckt die Regierung in Sportwashing, holte etwa die Rallye Dakar, die Formel 1 oder WM-Kämpfe im Boxen ins Land. Und nun auch noch Ronaldo.