Provokationen und ein Schlag: Als Marco Materazzi zum ersten Mal auffällig wurde

Von Daniel Buse
Marco Materazzi
© getty

Viele Fans kennen Marco Materazzi vor allem als Opfer des berühmten Zidane-Kopfstoßes. Dass auch er richtig austeilen konnte, bewies er schon vorher.

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Eine der berühmtesten Roten Karten der Fußball-Geschichte kassierte Zinédine Zidane: Im WM-Finale 2006 hatte sich der Franzose nicht mehr unter Kontrolle und leistete sich abseits des Balles einen Kopfstoß. Die Bilder, wie Zidane am WM-Pokal vorbei in die Kabine schleicht, gingen genauso wie die seines Ausrasters um die Welt. Das Opfer seiner Attacke: Italiens Marco Materazzi.

Darüber, was genau Materazzi zu Zidane gesagt hatte, um die Reaktion des Franzosen zu provozieren, wurde lange spekuliert. Dass es Materazzi aber zuzutrauen war, seinen Gegenspieler derart zu reizen, darüber gab es sofort keine zwei Meinungen. Denn der Inter-Spieler war ein Meister darin, dem Gegner auf die Nerven zu gehen - und manchmal überschritt er dabei auch alle Grenzen.

So wie am 1. Februar 2004. Materazzis Inter trat im Giuseppe-Meazza-Stadion zum Liga-Spiel gegen Siena an. Die Nerazzurri siegten locker mit 4:0, Materazzi selbst saß in Zivil auf der Inter-Bank, da er verletzt war. Das hielt ihn aber nicht davon ab, riesige Schlagzeilen zu produzieren.

Diesmal war der Mittelfeldspieler nicht wie zweieinhalb Jahre später das Opfer einer Attacke, sondern der Täter. Er hatte sich während der 90 Minuten Sienas Außenverteidiger Bruno Cirillo ausgesucht und ihn nach Angaben des Gästespielers von der Bank aus ständig mit hämischen Kommentaren bedacht. "Einmal hat er seinem Teamkollegen Kily Gonzalez gesagt 'Zeig ihm, dass er schlecht ist'. Und dann hat er mich direkt angesprochen, 'Cirillo, du bist schlecht'", berichtete der Siena-Kicker. So weit, so ärgerlich, aber noch leicht für Cirillo wegzustecken.

Marco Materazzi
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Cirillo über Materazzi: "Er hat mir die Lippe gespalten"

Ganz im Gegensatz zu dem, was dann nach dem Abpfiff im Spielertunnel passierte. Materazzi wartete dort auf Cirillo. "Während ich die Hände in den Jackentaschen hatte, verpasste er mir einen Schlag ins Gesicht. Er hat mir die Lippe gespalten, auch, weil er vier oder fünf Ringe an der Hand hatte", erzählte Cirillo bei Calcio2000. Die offizielle Diagnose: Schädelprellung mit Risswunde an der Oberlippe.

Der blutende Cirillo war nach dem Schlag außer sich und führte sofort TV-Interviews, in denen er erzählte, was passiert war. Inter fand das Ganze, genau wie der Siena-Spieler, überhaupt nicht witzig und stellte sich nicht hinter Materazzi. "Marco ist ein moralisch kaputter Spieler. Er hat sich entschuldigt, aber das ändert nichts daran, dass der Klub gegen ihn vorgehen wird", erklärte Mailands Präsident Giacinto Facchetti. Die Strafe, die ihm sein Verein aufbrummte, war die eine Sache, eine zweimonatige Sperre durch die Liga eine andere.

Die Geschichte hat allerdings überraschenderweise ein Happy-End: Genau zehn Jahre nach dem Vorfall trafen sich Materazzi und Cirillo in den Räumen der Gazzetta dello Sport und versöhnten sich. Im selben Jahr spielten sie sogar noch einmal auf dem Platz gegeneinander: In Indiens Super League kickte Materazzi für Chennaiyin gegen Cirillos Pune City. "Auch dort haben wir uns herzlich begrüßt, sodass ich den Vorfall als abgeschlossen betrachte", sagte Cirillo.

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