Luis Figo und ein Transferskandal? Die Allermeisten denken da ganz sicher direkt an das Jahr 2000: Damals einer der besten Fußballer der Welt, wechselte der Portugiese vom FC Barcelona ausgerechnet zum Erzrivalen Real nach Madrid. Bei Barças Fans war Figo fortan unten durch - niemand konnte verstehen, dass er diesen Transfer übers Herz brachte.
Einen eigentlich noch größeren Transferskandal gab es rund um Luis Figo allerdings schon einige Jahre zuvor. Genauer gesagt im Jahr 1995.
Die Serie A war damals die attraktivste Liga der Welt. Und Figo, 22 Jahre alt und einer der besten jungen Spieler überhaupt, wollte seinen Heimatklub Sporting CP daher in Richtung Italien verlassen. Parma, seinerzeit noch eines der Top-Teams des Landes, war interessiert - und auch das große Juventus.
Figo: Parma oder Juventus? Oder Beides?
Das Problem: Figo, vom damaligen Starberater José Veiga betreut, unterschrieb bei beiden Teams. Zunächst bei Juve, dann bei Parma. Der Mittelfeldmann betonte jedoch mehrfach, bei Juventus lediglich einen Vorvertrag unterschrieben zu haben. Nur sein Kontrakt mit Parma, der ihn ab der Saison 1995/96 für drei Jahre an den Klub binden sollte, sei gültig.
Juve gab jedoch nicht auf, es kam zu einem Transferstreit der beiden Vereine um Figo und darum, welche Vereinbarung nun gültig sei. Letztlich schaltete sich der italienische Fußballverband ein und entschied ob der zwei unterzeichneten Verträge: Figo wird für zwei Jahre für die Serie A gesperrt, darf in diesem Zeitraum kein Spiel in Italiens höchster Spielklasse absolvieren.
Der spätere Weltfußballer (2001) und Gewinner des Ballon d'Or (2000, damals noch Europas Fußballer des Jahres) würde also weder zu Parma noch zu Juventus wechseln können. Der lachende Dritte war der FC Barcelona, der ebenfalls großes Interesse an der seinerzeit größten Hoffnung des portugiesischen Fußballs hatte.
Luis Figo wechselt schließlich zu Barça
Die Vereinbarung mit Juve wurde aufgelöst und Parma verlieh Figo zunächst für ein Jahr an Barça. "Es ist alles entschieden, ich bin Spieler von Barcelona", verkündete der Offensivstar im April 1995. Wenngleich die Katalanen in seinem ersten Jahr im Camp Nou die Meisterschaft verpassten, überzeugte Figo doch so sehr, dass Barcelona ihn schließlich für rund 2,5 Millionen Euro fest verpflichtete. Die Ablöse floss dabei an Sporting, nicht an Parma.
Bei Barça entwickelte sich Figo in den folgenden Jahren zu einem der besten Spieler der Welt, sammelte einige Titel. 1997 gewann er gemeinsam mit Ronaldo oder Pep Guardiola den Europapokal der Pokalsieger, erzielte zudem im Pokalfinale zwei Tore beim 3:2-Sieg gegen Betis. In der Saison darauf führte Figo Barcelona dann zum ersten Meistertitel seit 1994 - ein Kunststück, dass man 1999 wiederholte. Und dann, im Sommer 2000, kam es zum Wechsel nach Madrid. Aber das ist eine andere Geschichte ...