Spanien-Zoff? Zwei Rebellinnen bleiben hart

SID
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Trotz einer getroffenen Vereinbarung und dem Ende des Streiks kehren zwei Spielerinnen dem Weltmeister den Rücken.

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Die Rebellinnen trugen schwarz, als sie sich standhaft präsentierten. Mapi Leon und Patri Guijarro halten vorerst nichts vom spanischen Burgfrieden und kehren dem Weltmeister trotz der getroffenen Vereinbarungen zwischen den Fußballerinen und dem Verband RFEF den Rücken. Die Spielerinnen des FC Barcelona werden das Nationalteam vor den anstehenden Partien in der Nations League verlassen.

"Es einfach so, dass die Situation für mich und Patri anders ist als für den Rest unserer Teamkolleginnen", sagte Leon am Mittwoch mit ernster Miene: "Wir wussten schon vorher, dass dies nicht der richtige Weg zur Rückkehr war und wir uns nicht in der richtigen Verfassung befinden." Ähnlich äußerte sich Guijarro: "Sie arbeiten an Veränderungen und natürlich unterstützen wir unseren Teamkolleginnen. Aber wir sind mental nicht bereit, hier zu sein."

Schon zuvor war bekannt geworden, dass zwei der 23 berufenen Spielerinnen nicht bereit sind, die Vereinbarungen mitzutragen. Leon und Guijarro gehörten bereits nicht dem erfolgreichen WM-Team an, weil sie ihre Nominierung aus Protest gegen den RFEF verweigert hatten.

Beide Spielerinnen werden laut Victor Francos, dem Präsidenten der obersten spanischen Sportbehörde CSD, trotz ihrer Abreise nicht sanktioniert - obwohl das Gesetz hohe Geldstrafen und langjährige Sperren vorsieht.

Nach ihrem Streik hatten 21 Nationalspielerinnen einer Rückkehr ins Aufgebot zugestimmt. "Wir sind zu einer Reihe von Vereinbarungen gekommen, die Donnerstag ausgearbeitet und unterzeichnet werden", sagte Francos, der die Verhandlungen geleitet hatte. Als erstes Zeichen des Verbands werden die Fußballerinnen zukünftig wie die Männer als "spanische Fußball-Nationalmannschaft" bezeichnet, der Begriff "Frauenfußball" wurde gestrichen.

Gespräche bis in die frühen Morgenstunden

Die Gespräche hatten offenbar bis in die frühen Morgenstunden gedauert. "Die Spielerinnen haben uns gegenüber ihre Besorgnis über die Notwendigkeit tiefgreifender Änderungen innerhalb der RFEF zum Ausdruck gebracht und der Verband hat versprochen, dass diese Änderungen sofort umgesetzt werden", berichtete Francos danach.

Unterstützung erhielten die Fußballerinnen von Welt- und Europameister Xabi Alonso. "Die spanischen Spielerinnen kämpfen für ihre Rechte, sie sind absolut auf dem richtigen Weg", sagte der spanische Trainer von Bayer Leverkusen: "Meine Töchter werden sich in Zukunft an diese Weltmeisterinnen erinnern."

Wegen ihres Streiks aufgrund der Missstände im Verband, die mit der Rubiales-Affäre eskaliert waren, sahen sich die Nationalspielerinnen der Androhung harter Sanktionen ausgesetzt.

"Wenn sie nicht kommen, müsste die Regierung das Gesetz anwenden. Gesetz ist nunmal Gesetz", so Francos: "Die Regierung hat die Pflicht, einzugreifen. Wir werden alles tun, um das Problem zu lösen." Die ausgehandelte Lösung reichte nicht, um Leon und Guijarro zum Bleiben zu bewegen.

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Auslöser des Streits liegt einen Monat zurück

Der Auslöser des immer neu eskalierten Streits liegt mittlerweile einen Monat zurück: Weltmeisterin Jennifer Hermoso war nach dem Finale in Sydney bei der Siegerehrung von dem mittlerweile zurückgetretenen spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales ohne ihre Zustimmung auf den Mund geküsst worden. Der Vorfall löste international eine Welle der Entrüstung aus.

Hermoso, die nun nicht nominiert wurde, und 20 weitere Weltmeisterinnen hatten erst am Freitag in einem offenen Brief erklärt, dass sie dem Nationalteam weiter fernbleiben wollten - die ergriffenen Maßnahmen reichten ihnen nicht aus. Die neue Nationaltrainerin Montse Tome berief dennoch das Gros der Spielerinnen - die nun zum Großteil offenbar doch zum Einsatz bereit sind.

Spanien trifft in der Nations League am Freitag auf Schweden und am Dienstag auf die Schweiz. In der Nations League geht es um die zwei europäischen Startplätze für die Olympischen Sommerspiele 2024, auch Weltmeister Spanien muss sich qualifizieren.

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