Wenn man nach dem besten Spieler der bisherigen Saison in Europa gefragt würde, kämen einem auf Anhieb wohl nur wenige Namen in den Sinn. Jude Bellingham wahrscheinlich. Erling Haaland, Harry Kane und Lautaro Martinez vielleicht auch.
Es ist klar, dass man immer zu den bekannteren Namen tendiert. Im Zeitalter des Internets bleibt im Fußball eigentlich nichts unbemerkt. Aber wenn man sich beispielsweise nur auf die Premier League konzentriert und sich nicht viel mit anderen Ligen beschäftigt, kann es leicht passieren, dass einem Top-Leistungen anderer Spieler entgehen.
Wer hätte ahnen können, dass der aktuell beste Torschütze Europas nicht Haaland, Kane oder Kylian Mbappé heißt, sondern beim VfB Stuttgart spielt? Und wer kannte schon den nächsten Hoffnungsträger von Manchester City, der derzeit in LaLiga für Furore sorgt?
SPOX hat eine Liste mit Spielern zusammengestellt, die sich in dieser Saison bislang auf einem Höhenflug befinden.
Serhou Guirassy (Stuttgart)
Die Saison 2023/24 ist jetzt schon die erfolgreichste in Guirassys Karriere - und er hat erst sieben Spiele absolviert! Der Stuttgarter ist auf dem besten Weg, den Goldenen Schuh vor Mbappé und Haaland zu gewinnen, obwohl er vor seinem zweiten Wechsel nach Deutschland im Sommer 2022 eine eher durchwachsene Karriere auf Top-Niveau hatte.
Guirassy hat bisher unglaubliche 13 Bundesliga-Tore erzielt und seine Mannschaft, die in der vergangenen Saison erst in der Relegation dem Abstieg entkam, in der Tabelle ins obere Drittel geführt. Einst lehnte er einen Wechsel zum FC Chelsea ab - und jetzt könnten die Blues einen wie ihn hervorragend gebrauchen.
Victor Boniface (Bayer Leverkusen)
Guirassy ist nicht der einzige Stürmer aus Afrika, der in dieser Saison die Bundesliga aufmischt. Bayer Leverkusen, das Team von Trainer Xabi Alonso, hat für seine attraktive Spielweise bislang viel Lob bekommen - und ganz vorne glänzt Boniface.
Der Stürmer, der im Sommer von Union Saint-Gilloise kam, hatte keine Probleme, sich an das höhere Niveau zu gewöhnen und erzielte in seinen ersten sieben Bundesliga-Spielen sieben Treffer. Seine Top-Form hat ihm ebenfalls einen Platz im Nigeria-Kader verschafft, auch wenn es im Nationalteam schwierig werden könnte, bei den offensivstarken Super Eagles Einsatzzeiten zu bekommen.
Akor Adams (Montpellier)
Apropos Mittelstürmer aus Nigeria: Adams hat in den letzten Monaten bei Montpellier für Furore gesorgt. Der 23-Jährige, der zuvor beim norwegischen Klub Lilleström unter Vertrag gestanden hatte, hat seit seinem Wechsel im Sommer bereits fünf Tore in der Ligue 1 erzielt.
Middlesbrough, Leicester und Leeds aus der Championship sollen an Adams interessiert gewesen sein, bevor er sich für den französischen Klub entschied. Und jetzt sieht es so aus, als ob er die richtige Wahl getroffen hat.
Adams hat noch kein Länderspiel bestritten, aber wenn er so weitermacht, könnte er sich in den Kader von Coach Jose Peseiro für den Afrika-Cup schießen.
Santiago Giménez (Feyenoord)
Nachdem er am ersten Spieltag gegen Fortuna Sittard leer ausgegangen war, hat Giménez in den folgenden sieben Eredivisie-Spielen von Feyenoord getroffen und steht nun schon bei insgesamt zwölf Toren.
Der Mexikaner war bereits in der vergangenen Saison richtig gut drauf, als Feyenoord den ersten Meistertitel seit sechs Jahren holte, doch in den letzten Monaten ist er noch einmal deutlich besser geworden.
Die Krönung seiner bisherigen Saison war ein Hattrick gegen den Erzrivalen Ajax. Für die drei Tore benötigte er insgesamt 47 Stunden, denn das Spiel war nach rund einer Stunde wegen Fan-Ausschreitungen abgebrochen und zwei Tage später fortgesetzt worden.
Luuk de Jong (PSV)
De Jong hat eine faszinierende Karriere hinter sich. Von enttäuschenden Stationen bei Newcastle, Gladbach und Sevilla bis hin zu seiner überraschenden Rolle als Sturmspitze des FC Barcelona - der Niederländer wird viele Geschichten zu erzählen haben, wenn er seine Laufbahn einmal beendet.
Die einzige Konstante in seinem Fußballerleben ist die Leichtigkeit, mit der er in der Eredivisie Tore erzielt.
De Jong ist in dieser Saison mit 13 Treffern und sieben Vorlagen ein absoluter Leistungsträger der PSV. Er wird darauf hoffen, dass er seine gute Form noch lange beibehalten kann, denn das könnte bedeuten, dass Eindhoven die Champions-League-Gruppenphase überstehen könnte.
Savio (Girona)
Die bisherige Karriere von Savinho ist einzigartig - und nur im modernen Fußball möglich: Das brasilianische Wunderkind wurde im Juni 2022 von der City Football Group gekauft und zunächst nicht an Manchester City, sondern an Troyes ausgeliehen, einer der vielen Vereine, die zur City Football Group gehören.
Bei den Franzosen kam er aber überhaupt nicht zum Einsatz, stattdessen wurde er für die Saison 2022/23 an die PSV und in dieser Spielzeit an Girona - ebenfalls ein Verein, der zur CFG gehört - ausgeliehen.
Für den spanischen Erstligisten hat er bereits vier Assists beigesteuert und zwei Tore in LaLiga erzielt. Der erst 19-Jährige soll langfristig in die erste Mannschaft von Man City eingebaut werden, und das, was er in dieser Saison zeigt, ist äußerst vielversprechend.
Vangelis Pavlidis (AZ Alkmaar)
Pavlidis ist in dieser Saison der Inbegriff von Beständigkeit für AZ Alkmaar und hat in jedem der bisher acht Eredivisie-Spiele der laufenden Spielzeit getroffen. Die Fans in der Premier League könnten den Torjäger ebenfalls bald besser kennenlernen.
Da Ivan Toney sowohl beim FC Chelsea als auch beim FC Arsenal Interesse weckt, wird Brentford nachgesagt, Pavlidis als potenziellen Ersatz für seinen Stürmerstar ins Auge gefasst zu haben. In Anbetracht der jüngsten Transfererfolge der Bees sollte man den griechischen Nationalspieler in den kommenden Monaten auf jeden Fall im Auge behalten.
Jonas Wind (Wolfsburg)
Wind ist kein ganz so neuer Name in der Szene, denn er hat bereits 21 Länderspiele für Dänemark absolviert. Doch in dieser Saison hat er mit einer Reihe von guten Leistungen angedeutet, dass er sein großes Potenzial nun voll ausschöpfen kann.
Zum Auftakt der Bundesligasaison erzielte er zwei Treffer gegen Heidenheim und den 1. FC Köln, bevor er bei den wichtigen Siegen gegen Champions-League-Neuling Union Berlin und Eintracht Frankfurt weitere Tore beisteuerte.
In der Vergangenheit hat Wind bereits über seinen Wunsch gesprochen, eines Tages für Arsenal zu spielen. Wenn er so weitermacht, könnten die Gunners versucht sein, im Januar einen Blick auf ihn zu werfen - vor allem, wenn sie Toney nicht bekommen sollten.
Maximilian Beier (Hoffenheim)
Vor dieser Saison verbrachte Beier zwei Spielzeiten auf Leihbasis bei Hannover 96 in der 2. Bundesliga. Dort war er alles andere als ein Torjäger, sodass nur wenige ihm bei seiner Rückkehr zu seinem Stammverein großen Erfolg zutrauten.
Doch der 20-Jährige hat die Erwartungen bisher übertroffen: In den ersten sieben Bundesligapartien dieser Saison erzielte er fünf Tore und gab eine Vorlage.
Da er bereits in der deutschen U21-Nationalmannschaft spielt, wird es nicht mehr lange dauern, bis Bundestrainer Julian Nagelsmann auf ihn aufmerksam wird. Auch Vereine aus der Premier League sollen ihn schon im Auge haben.
Bryan Zaragoza (Granada)
Granada triumphierte in der vergangenen Saison in einem spannenden Rennen um den Titel in der Segunda Division und sicherte sich mit nur drei Punkten Vorsprung den ersten Platz. Zaragoza war ein wichtiges Rädchen im Getriebe, aber er war bei weitem nicht der Star.
Das hat sich seit der Rückkehr des Vereins in die erste Liga geändert, denn der Stürmer hat trotz der Schwierigkeiten seiner Mannschaft bereits fünf Tore in LaLiga erzielt. Außerdem hat nur Leroy Sané in dieser Saison in den fünf höchsten europäischen Ligen mehr Vorlagen gegeben als Zaragoza.
Zwei seiner Tore erzielte er gegen Barcelona, als man die bisher beste Leistung des 22-Jährigen bestaunen konnte. Sein zweiter Treffer, bei dem er Jules Koundé zweimal überlistete, war besonders spektakulär - und dürfte ihn für große Klubs noch interessanter gemacht haben. Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente ist bereits ein Fan von ihm und hat ihn Anfang Oktober überraschend in die A-Nationalmannschaft berufen.
Noa Lang (PSV Eindhoven)
Lang wurde in diesem Sommer mit einer Reihe von Vereinen in ganz Europa in Verbindung gebracht, entschied sich aber schließlich für die PSV. Diese Entscheidung hat sich bis dato als goldrichtig erwiesen, denn der niederländische Nationalspieler hat in der Eredivisie bisher im Schnitt in jedem zweiten Spiel ein Tor erzielt.
Seine Leistungen haben dazu beigetragen, dass Eindhoven an der Spitze der Tabelle steht. Der Vorsprung auf den Krisenklub Ajax beträgt unglaubliche 19 Punkte, was Lang besonders freuen wird. Nachdem er die Jugendakademie von Ajax durchlaufen hatte, wurde er ausgeliehen und dann von Erik ten Hag verkauft, aber er hat sich von diesem Rückschlag nicht unterkriegen lassen.
Brice Samba (Lens)
Samba wurde kritisiert, nachdem er Nottingham Forest nach der Rückkehr in die Premier League verlassen hatte, aber seine Entscheidung, sich Lens anzuschließen, hat sich als richtig erwiesen. Wäre er im City Ground geblieben, hätte er den Champions-League-Fußball verpasst, den er in dieser Saison erlebt. Samba fühlt sich offenbar auch auf der größten Bühne zu Hause.
Nur drei Torhüter haben in der Königsklasse bisher mehr Paraden gezeigt und der starke Auftritt des französischen Nationalspielers spielte eine Schlüsselrolle beim Überraschungssieg seiner Mannschaft gegen Arsenal.