"Kapfenberg ist nicht ManUnited"

Von Interview: Jochen Tittmar
Stefan Maierhofer (r.) spielt seit dem Sommer 2009 bei den Wolverhampton Wanderers
© Getty

Stefan Maierhofer hat sich im vergangenen Sommer seinen Traum erfüllt und ist in die Premier League zu den Wolverhampton Wanderers gewechselt.

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"Für Stefan gab es nach seinem Debut in der österreichischen Nationalmannschaft nur ein weiteres Ziel: Die Premier League. Hierauf war er voll fokussiert und hat das innerhalb kurzer Zeit ja auch geschafft", sagt Sascha Empacher, Geschäftsführer der Sportberatung SPOCS, die Maierhofer nach Wolverhampton vermittelte.

Dort läuft es für den 27-Jährigen bisher durchwachsen: Bei seinem ersten Einsatz für die Wolves erzielte er bei der 1:3-Pleite gegen Blackburn zwar den Ehrentreffer, kam danach aber meist nur als Einwechselspieler zum Zug. Zuletzt warf ihn eine Operation an der Leiste zurück.

Im Interview spricht der 2,02 m große Stürmer über den pflichtbewussten Einsatz von Schienbeinschonern, vier Vereinswechsel in den letzten drei Jahren und Nutella.

SPOX: Herr Maierhofer, die Auslosung zur EM-Qualifikation 2012 brachte Deutschland und Österreich mal wieder zusammen. Was halten Sie davon? Und bitte erwähnen Sie dabei nicht das Wort "Cordoba".

Stefan Maierhofer: (lacht) Naja, Sie wissen ja, neue Generation, neue Geschichte. Nach Cordoba wird es mal wieder Zeit, die Deutschen zu ärgern.

SPOX: Sie wollen sich also mit Österreich in die Favoritenrolle reden?

Maierhofer: Okay, ernsthaft: Ich denke, dass Deutschland natürlich der Favorit ist. Dahinter spielen mit der Türkei, Belgien und Österreich drei Teams um den zweiten Platz. Die anderen beiden Teams kenne ich zu wenig, um ehrlich zu sein. Es werden sicher heiße Duelle gegen Deutschland, aber auch die Spiele gegen die Türken werden sehr interessant.

SPOX: Bis dahin ist zwar noch genug Zeit, aber derzeit könnten Sie aufgrund einer Leisten-Operation nicht spielen. Wann sieht man Sie auf dem Spielfeld wieder?

Maierhofer: Ich bin seit zehn Tagen wieder im Training. Ich habe keine Schmerzen mehr. Wenn ich mir unsere Offensive anschaue, dann muss ich sagen: Wir brauchen Tore. Es wird Zeit, dass ich wieder eine Chance bekomme.

SPOX: Wie sind denn Ihre ersten Eindrücke vom englischen Fußball, gerade im Vergleich zu Ihrer Zeit in Deutschland und Österreich?

Maierhofer: Die Stadien sind einfach überwältigend. Hier ist regelrecht jeder fußballverrückt. Auch das Training ist etwas vollkommen Unterschiedliches. Wenn wir am Sonntag ein Spiel haben, kann es durchaus vorkommen, dass wir freitags zweieinhalb Stunden trainieren. Das kannte ich so vorher nicht.

SPOX: Es heißt, dass die Strukturen in England auch bei kleineren Vereinen wie beispielsweise Wolverhampton äußerst professionell sind.

Maierhofer: Das stimmt. Ich kann an unserem Trainingsgelände frühstücken und Mittagessen. Es wird viel Wert auf die Ernährung gelegt. Jeder hat zudem ein individuell zugeschnittenes Fitnessprogramm. Die Betreuung ist wirklich hervorragend.

SPOX: Wie groß war denn für Sie die Umstellung auf diese neuen Bedingungen?

Maierhofer: Es ist schon etwas Neues gewesen. Wir trainieren fast jeden Tag. Hier ist es Pflicht, mit Schienbeinschonern zu trainieren. Das habe ich zuvor nie gemacht. Die Intensität ist extrem hoch, hier ist jedes Training wie ein echtes Spiel. Unter zwei Stunden trainieren wir nie.

SPOX: Haben Sie sich privat in Wolverhampton schon eingelebt?

Maierhofer: Auf jeden Fall. Ich habe ein nettes Apartment, nicht weit weg vom Trainingsgelände. Ich habe auch schon meinen Nationalmannschaftskollegen Paul Scharner, der in Wigan spielt, besucht. Wir sind shoppen gegangen, anschließend saßen wir bei ihm zusammen und seine Frau hat für uns gekocht. Ich habe auch einen netten Nachbarn, der ist aber Arsenal-Fan und hat seit zwölf Jahren eine Dauerkarte. Für ihn habe ich Karten für das Spiel gegen uns besorgt. Mit seiner Familie habe ich auch Weihnachten und Silvester verbracht. Zudem fahre ich einmal pro Woche nach Birmingham und treffe mich dort mit meinen österreichischen Kollegen Andreas Weimann und Dominik Hofbauer, die in der zweiten Mannschaft von Aston Villa spielen.

SPOX: Gibt es auch irgendetwas, das Sie in England vermissen?

Maierhofer: Schwer zu sagen. Ich habe in der Nähe von Wien gewohnt, da war es natürlich wunderschön. Dazu ist Wolverhampton schon ein Unterschied. Aber ich habe als Fußballer nur einen überschaubaren Zeitraum, in dem ich Geld verdienen kann. Da kann ich nicht darauf schauen, ob ich in einer schönen Stadt lebe.

SPOX: Städte haben Sie ja schon einige kennengelernt. Sie haben in den letzten drei Jahren viermal den Verein gewechselt.

Maierhofer: Ich bin von den Bayern nach Koblenz gegangen, um mitzuhelfen, dass der Verein nicht absteigt. Koblenz ist eine schöne Stadt, da gibt es coole Leute. Aber die Leute im Vorstand waren eher ein Hindernis, um mir dort eine zukunftsträchtige Perspektive aufzuzeigen.

SPOX: Von dort ging es nach Fürth.

Maierhofer: Ich hatte mit Bruno Labbadia ein sehr gutes Gespräch. Wir haben den Aufstieg anvisiert. Leider habe ich mich dann verletzt und die anderen Stürmer haben in dieser Zeit getroffen. Da hat man dann relativ wenige Gegenargumente. Im Winter kam dann der Anruf von Rapid Wien.

SPOX: Dort lief es für Sie sehr gut. In Ihrer zweiten Saison haben Sie 23 Tore gemacht. Wieso sind Sie nicht dort geblieben?

Maierhofer: Mein Ziel war schon immer, in England zu spielen. Als das Angebot kam, musste ich es quasi annehmen.

SPOX: Aber in Österreich waren Sie in Topform, sind Meister geworden und standen noch mehr im Fokus.

Maierhofer: Sehen Sie, in Österreich gibt es zehn Mannschaften. Man spielt viermal im Jahr gegen dieselben Teams. Dort war der Reiz einfach nicht mehr so groß. Ich habe nichts gegen Vereine wie Mattersburg oder Kapfenberg, aber dort zu spielen ist von der Stimmung und von den Zuschauern her eben etwas anderes als im Old Trafford oder an der Stamford Bridge.

SPOX: Da haben Sie wohl recht. Zumal Sie ja als Nationalspieler schon einen gewissen Status haben. Sie spielen beispielsweise im österreichischen Nutella-Spot mit. Kennen Sie denn den Fluch, der in Deutschland mit dieser Werbung zusammenhängt?

Maierhofer: Stimmt, da war irgendwas, aber ich bringe es nicht mehr ganz zusammen.

SPOX: Die meisten, die dort aufgetaucht sind, waren über kurz oder lang nicht mehr Mitglied der Nationalmannschaft.

Maierhofer: Ja, genau. Wahrscheinlich muss Nutella in Deutschland mittlerweile richtig tief in die Tasche greifen, um die Nationalspieler zum Mitmachen zu überreden. Bei uns hat es der Ivica Vastic quasi genau richtig gemacht. Er hat seine Karriere nach dem Spot direkt beendet (lacht).

SPOX: Nicht nur bei Nutella sind Sie mit dabei, es fällt auch auf, dass Sie recht präsent im Internet vertreten sind: Twitter, Facebook, eigene Homepage.

Maierhofer: Man muss eben mit der Zeit gehen. Ich habe einen Kumpel, der das alles für mich eingerichtet hat und am Laufen hält. Privat unterhalte ich mich über Skype mit Freunden.

SPOX: Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern bei den Bayern?

Maierhofer: Mit Michael Rensing telefoniere ich öfter. Auch mit Daniel Sikorski und David Alaba besteht noch Kontakt. Als ich nach England ging, habe ich auch mit Hermann Gerland telefoniert.

SPOX: Sie engagieren sich auch sozial und setzen sich für die Organisation "Kiva" ein, wo Sie Menschen in der dritten Welt mit jedem Ihrer Tore mit 25 US-Dollar unterstützen. Was hat Sie dazu inspiriert?

Maierhofer: Ich habe als Fußballprofi einfach einen guten Lebensstandard. Da kann ich Menschen, denen es nicht so gut geht, helfen. In der Nationalmannschaft haben wir zuletzt auch für die Opfer in Haiti 20.000 Euro gesammelt. Der Verband hat diese Summe dann nochmal verdoppelt.

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