Sein heutiger Mannschaftskamerad Wayne Rooney bereitete sich auf die Einschulung vor, Margaret Thatcher war nur wenige Monate zuvor als Premierministerin zurückgetreten, und The Clash führten die Charts auf der britischen Insel an.
Als Ryan Giggs am 2. März 1991 sein Debüt für die erste Mannschaft von Manchester United gab, tickten die Uhren noch ein wenig anders. 606 Mal lief der Waliser seitdem für die Red Devils auf. Auf Siege folgten Siege, auf Titel folgten Titel. 20 Jahre Manchester United sind auch das Leben des Ryan.
"Ein Geschenk für den Sport"
Am kommenden Sonntag gegen den FC Liverpool kann Giggs durch seinen 607. Punktspiel-Einsatz alleiniger United-Rekordmann werden. Die bisherige Bestmarke von Sir Bobby Charlton hat der inzwischen 37-Jährige bereits eingestellt - und ein Ende ist nicht abzusehen. Vor zwei Wochen hat Giggs seinen Vertrag in Manchester bis 2012 verlängert.
"Er ist ein unglaublicher Mensch, ein Geschenk für den Sport und ein Vorbild für jeden Spieler", lobt Teammanger Sir Alex Ferguson den Routinier überschwänglich.
Schon an jenem März-Nachmittag vor knapp 20 Jahren war der knorrige Schotte Boss auf der United-Bank. Als er dem schmächtigen Giggs bei der 0:2-Niederlage gegen den FC Everton das Zeichen zur Einwechslung gab, läutete Ferguson eine neue Ära ein.
Das gewisse Etwas
"Ryan war ein Schuljunge", erinnert sich Manchesters damaliger Abwehrspieler Clayton Blackmore: "Aber er war so schnell, dass ihn niemand aufhalten konnte. Einige Spieler stehen für das Besondere. In dieser Hinsicht ähnelt Ryan Diego Maradona, George Best und Cristiano Ronaldo."
Inzwischen ist Giggs' Haaransatz grau und sein Antritt langsamer geworden. Das gewisse Etwas hat er aber immer noch. Wenn er den Ball auf seinen Füßen tanzen lässt, Haken schlägt, den tödlichen Pass spielt. Als einziger Spieler gewann er elfmal die Premier League. Er reckte viermal den FA-Cup in die Höhe, triumphierte zweimal in der Champions League und war wesentlich daran beteiligt, dass United zur Weltmarke aufstieg.
Der TV-Star Ryan Giggs
Ferguson hatte Giggs bereits als 14-jährigen nach Manchester geholt. Drei Jahre später begann der kometenhafte Aufstieg des Dribbelkünstler. Gerade zu Beginn seine Karriere war Giggs alles zwischen Teenie-Idol, Popstar und Posterboy. 1994 hatte er sogar seine eigene TV-Show.
Junge Mädchen verloren bei seinem Anblick die Fassung, die Gegenspieler fast jeden Zweikampf mit dem flinken Flügelflitzer. Noch bevor Posh Spice ein paar Jahre später David Beckham (er)fand, hatte die britische Insel ihren Liebling gefunden.
Kein Erfolg mit Wales
Giggs, der bis zu seinem 16. Lebensjahr und der erneuten Heirat seiner Mutter noch den Nachnamen Wilson trug, drängte jedoch nicht selbst ins Rampenlicht und wollte vor allem auf dem Fußballplatz Glamour versprühen. Dies gelingt ihm noch heute. Seit Einführung der Premier League 1992 hat er als einziger Spieler in jeder Saison mindestens einmal ins gegnerische Tor getroffen.
Im vergangenen Januar wurde er zu Manchester Uniteds bestem Spieler aller Zeiten gewählt. Außerhalb des Vereins gelang der große Erfolg jedoch nie. Mit Wales konnte sich der 2007 aus dem Nationalteam zurückgetretene Giggs für keine EM- oder WM-Endrunde qualifizieren. Zur lebenden Legende wurde er dennoch. 2007 gab es von der Queen sogar den britischen Verdienstorden.
Da passt es ins Bild, dass Giggs seine Erfahrungen nach Abschluss der aktiven Karriere an die nächsten Generationen weitergeben will. "Ich hoffe, dass ich dann ein guter Trainer werde. Ich will dem Fußball auf jeden Fall verbunden bleiben. An einem freien Tag quält mich die Langeweile", sagt der Musterprofi und könnte sich wohl gut vorstellen, United noch lange verbunden zu bleiben.
Der Hit, mit dem The Clash im März 1991 an der Spitze der Charts stand, lautete übrigens "Should I Stay Or Should I Go" - eine Frage, die sich Giggs in Manchester nie gestellt hat.
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