Der Meisterschafts-Endspurt in der Premier League ist unerwartet wieder spannend geworden. Nach der Niederlage von Spitzenreiter Manchester United beim FC Arsenal ist der Vorsprung auf Titelverteidiger FC Chelsea von einst 15 auf magere drei Punkte zusammengeschmolzen. Vor dem direkten Duell um die Meisterschaft am kommenden Sonntag beklagt sich United-Trainer Alex Ferguson über die Schiedsrichter.
Der FC Arsenal hat das Titelrennen in der Premier League durch den Sieg gegen Spitzenreiter Manchester United noch mal so richtig spannend gemacht. Nur noch drei Punkte liegt der FC Chelsea jetzt hinter den Red Devils und darf sich wieder berechtigte Hoffnungen auf die Titelverteidigung machen. Am kommenden Wochenende kommt es zu allem Überfluss zum Spitzenduell: Die Blues sind zu Gast im Old Trafford (So., 17 Uhr im LIVE-TICKER).
Im Unterschied zur überragenden Vorstellung beim 2:0 im Champions-League-Halbfinale auf Schalke nur wenige Tage zuvor enttäuschte United über weite Strecken beim Gastspiel in London. Der Sieg von Arsenal durch den Treffer von Aaron Ramsey (56.) ging in Ordnung, auch wenn Ferguson in der Schlussphase mit Top-Torjäger Dimitar Berbatow, Antonio Valencia und Michael Owen drei Offensivkräfte brachte und die Red Devils durchaus Druck entwickelten.
Wenger: "Große Ermutigung"
Für den FC Arsenal war der Sieg ein bedeutender Schritt in Richtung direkte Champions-League-Qualifikation und außerdem Balsam auf die Wunden einer Saison, in der die Gunners wieder einmal leichtfertig ihre Titelchancen verspielten.
"Für mich war es ein enormer Druck, nicht mehr im Titelrennen zu sein, glauben Sie mir", sagte Trainer Arsene Wenger, "denn ich habe so fest daran geglaubt, dass wir die Meisterschaft holen würden. Aber wenn man sich das Alter unseres Teams anguckt, dann ist das eine große Ermutigung für den Klub, denn trotz unseres jungen Mittelfelds haben wir sehr ordentlich gespielt."
Eine kleine theoretische Chance haben die Gunners um die von Wenger angesprochenen Jungspunde Jack Wilshere (19) und Ramsey (20) sogar noch. Sollte Chelsea in Manchester und Arsenal gleichzeitig bei Stoke City gewinnen, lägen sie zwei Runden vor Schluss nur drei Zähler hinter dem punktgleichen Spitzenduo.
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Terry: "Dachte, sie seien nicht mehr einzuholen"
Doch das Hauptaugenmerk auf der Insel gilt schon länger nicht mehr dem FC Arsenal. Jetzt sind aller Augen auf den kommenden Sonntag gerichtet, wenn es im Old Trafford um die Wurst geht zwischen den beiden Schwergewichten der Premier League, die die letzten sechs Meistertitel zwar nicht brüderlich, aber gerecht untereinander aufteilten.
John Terry vom FC Chelsea ist überzeugt, dass sein Klub im Duell um die Tabellenführung am Sonntag einen riesigen Schritt machen wird: "Es gab eine Zeit, da ist Manchester vorneweg marschiert. Als sie 15 Punkte Vorsprung hatten, dachte ich, sie seien nicht mehr einzuholen", so der Verteidiger. "Dass es jetzt nur noch drei Punkte sind, zeigt, dass wir nicht aufgegeben haben. Und jetzt ist die perfekte Situation perfekt für uns."
"Gibt keinen größeren Ansporn"
"Es gibt keinen größeren Ansporn, als im Old Trafford zu gewinnen und uns so in eine gute Situation zu bringen, um die Premier-League-Trophäe zurück an die Bridge zu holen", gibt sich Terry kämpferisch. Das Hinspiel in der Premier League gewann der FC Chelsea mit 2:1, im Champions-League-Viertelfinale unterlagen die Londoner den Red Devils aber in beiden Spielen.
Sir Alex Ferguson beginnt derweil mit den Psychospielchen a la Jose Mourinho und schiebt Chelseas Aufholjagd auf zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen. Beide Tore der Blues gegen Tottenham am vergangenen Spieltag waren umstritten, Lampards Schuss zum 1:1 war vermutlich nicht in vollem Umfang hinter der Linie und Kalous 2:1-Siegtreffer ging aus einer nicht geahndeten Abseitsstellung hervor.
"Es gab wichtige Entscheidungen für Chelsea und es sieht so aus, als wäre das im Moment oft der Fall. Für uns gibt es nie solche Entscheidungen. So war es auch, als sie in der letzten Saison im Old Trafford die Meisterschaft holten. Dann gehst du in so ein Spiel und machst dir Sorgen über solche Dinge", sagte der Manchester-Coach.
"Wir sind besser in Schwung"
Sein Konkurrent Carlo Ancelotti sieht seine Blues leicht im Vorteil gegenüber dem Tabellenführer: "Für so ein Spiel brauchst du Charakter und Persönlichkeit. Darüber verfügen beide Teams, aber wir sind besser in Schwung. Ich glaube nicht, dass wir besser sind als United. Ich denke, wir haben die gleiche Kraft, die gleiche Stärke und die gleichen Fähigkeiten."
Die Titelverteidigung fände der Italiener "kurios", aber "Fußball ist nun mal kurios. Kapitän Terry erinnert ans Meisterschaftsfinale aus dem Vorjahr:"Wir haben es letztes Jahr geschafft, im Old Trafford ein entscheidendes Spiel in der Premier League zu gewinnen. Es gibt keinen Grund, warum wir dort nicht noch mal gewinnen sollten."
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