Manchester United - FC Arsenal 8:2 (3:1)
Cesc Fabregas weg, Samir Nasri weg, potentielle Stammspieler wie Jack Wilshere, Alexandre Song, Thomas Vermaelen, Gervinho und Emmanuel Frimpong verletzt oder gesperrt: Der FC Arsenal kam mit dem letzten Aufgebot ins Old Trafford.
Probleme, die Manchester United derzeit nur vom Hören-Sagen kennt. Sir Alex Ferguson ließ fast eine halbe Weltauswahl auf der Bank. Rio Ferdninand, Ryan Giggs, Dimitar Berbatow, Javier Hernandez und Ji-Sung Park saßen zu Beginn draußen, dafür standen wie schon beim 3:0 gegen Tottenham die jungen Phil Jones, Danny Welbeck und Tom Cleverley in der Startelf.
Die Gastgeber dominierten die Partie von Beginn an, ohne zunächst allerdings zu glänzen. Einzig Welbeck sorgte mit seiner physischen Präsenz einige Male für Gefahr. Der 20-Jährige war es auch, der in der 22. Minute die verdiente Führung erzielte: Nach einem Lupfer von Anderson setzte er sich viel zu einfach gegen zwei Abwehrspieler durch und köpfte aus kurzer Distanz ein.Van Persie vergibt Elfmeter
Die entscheidende Phase aber zwischen der 25. und 28. Minute. Nach einem umstrittenen Elfmeterpfiff von Schiri Howard Webb - Theo Walcott fiel nach einem Zupfer von Jonny Evans - hatte Robin van Persie die Chance zum Ausgleich. Doch der Niederländer scheiterte an Torhüter David De Gea.
Praktisch im Gegenzug zirkelte Ashley Young (28.) einen Ball aus 20 Metern in den Winkel und brachte United damit endgültig auf die Siegerstraße. In der 41. Minute erhöhte Wayne Rooney schließlich mit einem direkt verwandelten Freistoß aus 18 Metern auf 3:0. Für die Gunners deutete sich bereits das Debakel an.
Immerhin: Kurz vor dem Seitenwechsel sorgte Walcott schließlich doch noch für das erste Saisontor für Arsenal. Der 22-Jährige nutzte in der dritten Minute der Nachspielzeit eine Unkonzentriertheit in Manchesters Abwehr und verwandelte ein Zuspiel von Tomas Rosicky aus 14 Metern trocken.
Unmittelbar nach der Pause stemmten sich die Elf von Arsene Wenger noch einmal gegen die Niederlage: Van Persie (53.) und Andrej Arschawin (56.) scheiterten aber am starken De Gea.
Arsenal zerfällt in alle Einzelteile
Mit dem 4:1 aber war die Partie endgültig entschieden: Rooney (64.) verwandelte seinen zweiten direkten Freistoß. In der Folge entwickelte sich ein völliges Chaos auf Trainingsspiel-Niveau.
Die Arsenal-Abwehr wurde vorgeführt - und zerfiel in alle Einzelteile: Nani (67.) und der eingewechselte Park (70.) trafen unbedrängt. Rooney (82.) verwandelte einen unberechtigten Foulelfmeter zu seinem dritten Tor. Young (92.) kopierte sein erstes Tor zum 8:2-Endstand. Zwischendurch nahm auch van Persie eine Einladung von United an und durfte völlig freistehend aus kurzer Distanz einschießen. Eine Gelb-Rote Karte für Carl Jenkinson (77.) rundete die besorgniserregend schwache Vorstellung der Gunners noch ab.
Für den immer noch sieglosen FC Arsenal die größte Pleite seit 1927. Damit wächst der Druck auf Trainer Wenger weiter. Die Forderung der Fans, bis Mittwoch noch auf dem Transfermarkt aktiv zu werden, wird nicht leiser werden.
Manchester United dagegen eroberte durch das Schützenfest die Tabellenführung vom Stadtrivalen zurück. City hatte zuvor mit 5:1 bei Tottenham gewonnen.
Tottenham Hotspur - Manchester City 1:5 (0:2)
Tottenham Hotspur musste vor eigenem Publikum auf Neuzugang Emmanuel Adebayor verzichten. Der Stürmer ist von Manchester City ausgeliehen, laut FA-Reglement darf er nicht gegen seinen "eigentlichen" Arbeitgeber auflaufen.
Dafür präsentierten die Citizens an der ausverkauften White Hart Lane gleich Samir Nasri in der Startelf. Der 27-Millionen-Mann (kam während der Woche vom FC Arsenal) spielte im linken Mittelfeld - und feierte ein spektakuläres Debüt.
Denn die Erfolgsformel der Gäste lautete in den ersten 45 Minuten: Nasri auf Dezko. Zwei Mal bereitete der Franzose perfekt über den Flügel vor, zwei Mal vollstreckte Dzeko (34., 41.) stark in klassischer Mittelstürmer-Manier.
Dabei hielt Tottenham vor allem in der hochklassigen und intensiven Anfangsphase durchaus gut mit und kam durch Distanzschüsse von Aaron Lennon (1.), Niko Kranjcar (3.) und Raffael van der Vaart (21.) zu eigenen Gelegenheiten. Auf der Gegenseite zwang der starke David Silva Spurs-Keeper Brad Friedel zu tollen Paraden (7., 18.).
Insgesamt aber wirkte City etwas reifer und griffiger - und vor allem konsequenter im Abschluss. Während für Tottenham Gareth Bale (27.) und Peter Crouch (40.) zwei Hundertprozentige liegen ließen, knipste Dzeko die Gäste gnadenlos zur Halbzeitführung.
Erster Viererpack für Dezko
Nach dem Seitenwechsel krönte der Bosnier (55. und 93.) seine überragende Leistung und machte seinen ersten Viererpack-Pack in der Premier League perfekt. Das 5:1 war insgesamt bereits sein sechster Treffer im dritten Spiel - und bislang sein schönster: ein gefühlvoller Schuss aus 18 Metern in den linken Torwinkel!
Kun Agüero rundete mit einer schönen Einzelaktion (60.) die alles in allem beeindruckende Leistung ab. Das zwischenzeitliche 1:4 durch Younes Kaboul (68.) war für die tapferen Spurs nur Ergebniskosmetik.
Für Manchester City ist es der dritte Sieg im dritten Spiel undPlatz zwei hinter Stadtrivale United. Die unter Wert geschlagenen Spurs stehen dagegen mit erst zwei Spielen und null Punkten auf dem letzten Platz.
FC Liverpool - Bolton Wanderers 3:1 (1:0)
Der FC Liverpool nahm von Beginn an das Heft in die Hand und kam in der 15. Minute zum ersten Mal richtig gefährlich vor das gegnerische Tor. Nachdem zunächst Stewart Downing aus vielversprechender Position vergab, machte es Neuzugang Jordan Henderson besser und traf sehenswert aus 14 Metern ins linke obere Eck.
Quasi im Gegenzug prüfte Martin Petrov Liverpool-Keeper Pepe Reina mit einem spektakulären Volley, doch der Spanier klärte mit beiden Fäusten (18.). Die Partie blieb temporeich und hochspannend. Charlie Adam setzte Luis Suarez per Steilpass in Szene, doch er scheiterte am gut reagierenden Jussi Jääskeläinen (21.).
Eine Minute später verpasste Dirk Kuyt eine Flanke von rechts in der Mitte nur haarscharf. Und kaum hatte man durchgeatmet, sah man schon die nächste Riesenchance: Doch Suarez lupfte die Kugel alleine vor dem Gäste-Keeper über den Kasten.
Es blieb ein munteres Spielchen an der Anfield Road, auch wenn Großchancen seltener wurden. Kurz vor der Pause war es nochmal Kuyt, der das Leder von der Strafraumgrenze knapp über den Querbalken jagte.
Doppelschlag nach der Pause
Im zweiten Durchgang nutzten die Reds ihre Chancen gegen defensiv undisziplinierte Gäste konsequenter. Der für den angeschlagenen Martin Kelly eingewechselte Martin Skrtel köpfte nach einem Eckball von Adam zum 2:0 ein (52.). Wenige Augenblicke später traf Adam höchstpersönlich per Fernschuss flach ins linke untere Eck und sorgte damit für die Entscheidung.
Auch in der Folgezeit kamen die Reds noch häufiger vors Tor. Vor allem der quirlige Suarez entwischte der Bolton-Viererkette ein ums andere Mal. Seine zahlreichen Versuche, durch übermütige Flugeinlagen einen Elfmeter zu erhalten, blieben allerdings zurecht erfolglos.
In der Nachspielzeit erzielte Ex-Bremer Ivan Klasnic noch den Ehrentreffer. Liverpool bleibt durch den 3:1-Sieg weiter ungeschlagen und feiert einen starken Saisonstart.
FC Chelsea - Norwich City 3:1 (1:1)
Ein 3:1 (1:1)-Sieg für den FC Chelsea, eine turbulente Schlussphase inklusive Elfmeter und Platzverweis und das Debüt von Juan Manuel Mata - all das geriet am 3. Spieltag an der Stamford Bridge zur Nebensache: Eine schwere Verletzung von Stürmer Didier Drogba, der nach einem Luftzweikampf mit einer Trage vom Platz getragen werden musste, überschattete die sportlichen Ereignisse.
Der FC Chelsea startete gegen Aufsteiger Norwich City ohne 30-Millionen-Neuzugang Juan Manuel Mata, der nur auf der Bank saß. Trainer Andre Villas-Boas entschied sich für die Doppelspitze Fernando Torres / Didier Drogba vor einer Raute im Mittelfeld.
Die Blues begannen an der heimischen Stamford Bridge zunächst auch besser als zuletzt gegen West Bromwich und zeigten früh, in welche Richtung das Spiel in der Anfangsphase laufen sollte: Schon nach 90 Sekunden zwang Ramires John Ruddy aus der Distanz zu einer spektakulären Parade.
Hammer von Bosingwa
In der 6. Minute nahm Jose Bosingwa unbedrängt aus ähnlicher Position Maß - und diesmal war der Norwich-Keeper machtlos: Der Schuss des Portugiesen aus 25 Metern halbrechts schlug unhaltbar neben dem linken Pfosten ein.
Nach einer starken Viertelstunde des FC Chelsea bekam das anfangs überforderte Mittelfeld des Aufsteigers aber immer mehr Zugriff: Norwich erarbeitete sich nach und nach leichte Feldvorteile und hatte durch Grant Holt (17.) und eine Doppelchance von Chris Martin und Kyle Naughton (28.) auch durchaus gute Möglichkeiten zum Ausgleich. Chelsea dagegen drosselte das Tempo und war nur noch bei Standards halbwegs gefährlich.
Nach dem Seitenwechsel erhöhten die Blues wieder die Schlagzahl und machten vor allem über die Außen Druck. Torres (49.), John Terry (50.) und Branislav Ivanovic (53.) scheiterten kurz hintereinander mit gefährlichen Kopfbällen.
Wieder allerdings riss nach knapp 15 Minuten der Faden - und diesmal kassierte Chelsea die Quittung: Grant Holt (63.) nutzte ein Missverständnis zwischen Torhüter Henrique Hilario und Ivanovic nach einem langen Ball und traf zum verdienten Ausgleich.
Drogba verliert das Bewusstsein
Der eigentliche Schock aber folgte nur eine Minute später: Nach einem Zusammenprall mit Ruddy knallte Drogba unkontrolliert mit dem Kopf auf den Rasen und blieb regungslos liegen.Der 33-Jährige hatte offenbar das Bewusstsein verloren und musste noch auf dem Feld mit einer Sauerstoff-Maske beatmet werden. Fixiert auf einer Trage wurde Drogba schließlich nach einer 10-minütigen Unterbrechung vom Feld getragen.
Nach dem Spiel gab es zumindest teilweise Entwarnung. Drogba sei "auf dem Weg der Besserung", sagte Trainer Andre Villas-Boas: "Die Ärzte haben großartige Arbeit geleistet." Nach weiteren Untersuchungen dann die offizielle Mitteilung: Drogba wird noch am Samstag aus dem Krankenhaus entlassen, er trug lediglich eine Gehirnerschütterung davon.
Das Spiel blieb unter dem Eindruck der besorgniserregenden Szenen. Auch das Debüt von Mata, der in der 68. Minute eingewechselt wurde, geriert zur Nebensache. Den Siegtreffer für Chelsea erzielte in der 82. Minute Frank Lampard per Elfmeter. Ruddy hatte zuvor Ramires im Strafraum von den Beinen geholt und sah für seine Notbremse zusätzlich die Rote Karte.
Selbst der Treffer von Mata in der zehnten Minute der Nachspielzeit konnte keine rechte Party-Stimmung in London mehr erzeugen.
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