Marin: "Ich bin sicher, dass ich spiele"

Von Interview: Alexander Maack
Marko Marin spielt ab der nächsten Saison für den FC Chelsea
© Getty

Jogi Löw gehörte zu den Gratulanten: Mit dem Wechsel zum FC Chelsea fängt Marko Marins neues Leben an. Seine Vorfreude, seine Ambitionen - und sein Plädoyer für Roberto Di Matteo.

Cookie-Einstellungen

SPOX: Die EM beginnt in knapp einer Woche. Welche Teams werden Ihrer Meinung nach am Ende im Finale stehen?

Marko Marin: Das ist schwer zu sagen. Ich weiß ja auch nicht, wie die Konstellation ist, wer schon im Halbfinale aufeinander trifft. Deutschland ist klar Mitfavorit nach so einer souveränen Quali und auch in den Testspielen haben wir einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Ansonsten: Spanien, England - die sind auch immer gut.

SPOX: Sie selbst wurden von Joachim Löw nicht berücksichtigt. In der Qualifikation hatten Sie noch drei Einsätze. Wie lange haben Sie noch auf eine Nominierung für die EM gehofft?

Marin: Ich war jetzt in der Rückrunde länger verletzt und davor nicht nominiert. Das hat sich abgezeichnet. Ich hab mich dann voll auf Werder konzentriert. Jetzt nach dem Wechsel habe ich mit dem Bundestrainer gesprochen. Er hat mir gratuliert, hat gesagt, dass er glaubt, dass es der richtige Schritt für mich ist.

SPOX: Sind deutsche Spieler im Ausland ein neuer Trend? Ist die Qualität größer geworden?

Marin: In der Vergangenheit gab es nicht so viele deutsche Spieler im Ausland. Ich glaube, es lag nicht nur an der Qualität. Wir haben genügend qualitativ gute Spieler gehabt. Ich glaube, einige haben sich auch nicht getraut, aus Deutschland herauszugehen. In Deutschland hat man auch eine super Liga, super Stadien. Aber jetzt so langsam, wenn der Erste, der Zweite, der Dritte geht, dann haben auch andere das Gefühl, den Schritt wagen zu können.

SPOX: Sie wagen den Schritt jetzt. Von der Spielweise her hätte man allerdings eher erwarten können, dass Sie nach Spanien gehen. Warum sollte es England sein?

Marin: England ist für mich persönlich die beste Liga im Moment. Allein wegen des Tempos und der Spielweise über außen glaube ich, dass die Liga am besten zu mir passt.

SPOX: Wird die Umgewöhnung auf die englische Spielweise schwer für Sie?

Marin: Ich freue mich eher darauf. Schwierigkeiten gibt es in jeder Liga. Ich freue mich auf das Tempo, das höher ist als in Deutschland.

SPOX: Gab es auch Interesse von anderen englischen Teams?

Marin: Die gab es. Tottenham war dran. Ich glaube einfach, dass Chelsea super zu mir passt und sie eine Top-Mannschaft haben. Ich war von Anfang an überzeugt, dass das ein guter Schritt für mich sein wird, und bin glücklich, dass es geklappt hat.

SPOX: Nach Transfers sagen die meisten Spieler, dass sie vom Konzept des Trainers überzeugt sind. Das war bei Chelsea nach Andre Villas-Boas' Entlassung und den Unruhen nicht möglich. Der Trainer für die neue Saison steht noch nicht mal fest. Wie lief das also bei Ihnen?

Marin: Ähnlich, sonst hätte ich da nicht unterschrieben. Das Management hat mich mit dem überzeugt, was in Chelsea los ist. Das ist ein Top-Team. Sie haben die Champions League gewonnen. Der Verein, die Scouting-Abteilung, das Management, sie haben mich oft genug beobachtet und sie sind überzeugt, dass ich der Mannschaft helfen kann.

SPOX: Hatten Sie denn schon Kontakt zum aktuellen Trainer, Roberto Di Matteo?

Marin: Ja, bevor ich unterschrieben habe, habe ich mich mit ihm getroffen und mit ihm geredet. Wir konnten auf Deutsch sprechen und er hat einen sehr netten Eindruck gemacht.

SPOX: Wie groß ist die Hoffnung, dass er Trainer bleibt? Haben Sie schon eine Tendenz gehört?

Marin: Nein, die Entscheidung liegt natürlich bei Roman Abramowitsch und dem Management. Di Matteo hat bis jetzt gute Arbeit geleistet und es wäre schön, wenn er bleibt. Es kann aber immer passieren, dass ein anderer Trainer kommt. Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich bin mir sicher, dass, ich auch spiele, wenn Chelsea mich holt.

SPOX: Auf welchem Mitspieler freuen Sie sich am meisten?

Marin: Das wäre Didier Drogba gewesen. Er hat im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona fast die beiden Spiele alleine entschieden, das Finale gegen die Bayern ebenso. Es hätte mich gefreut, wenn er geblieben wäre, weil er ein Weltklassespieler ist und mit seiner Erfahrung sehr viel für Chelsea geleistet hat.

SPOX: In der Premier League treffen Sie auch auf alte Bekannte: Lukas Podolski und Per Mertesacker spielen beim Lokalrivalen FC Arsenal. Freuen Sie sich besonders auf die Duelle?

Marin: Natürlich, mit Per habe ich zwei Jahre zusammen gespielt. Er war in der Zeit auch mein Kapitän, ist ein Super-Typ und ich freue mich, gegen ihn zu spielen.

SPOX: Haben Sie sich schon mit einem der beiden verabredet?

Marin: Direkt verabredet nicht, aber Per werde ich sicher schon mal treffen und Poldi auch.

SPOX: Haben die Wechselgedanken von anderen Bremer Leistungsträgern denn Einfluss auf ihre Entscheidung gehabt? Immerhin gehen mit Claudio Pizarro und Tim Wiese die Stars des Teams.

Marin: Nein, ich habe mich noch vor den meisten entschieden. Das hatte keine Auswirkungen. Natürlich sind jetzt viele wichtige Spieler auch gegangen. Dass das nicht einfach wird, ist auch klar. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Klaus Allofs und Thomas Schaaf wieder ein Team hinbekommen, das es am Ende in die internationalen Plätze schafft.

SPOX: Der Abschied aus Bremen ist ja auch das Ende eines Missverständnisses. Nach Mesut Özils Abschied erwarteten viele, dass Sie seine Rolle Eins-zu-eins übernehmen. Hat Sie das belastet?

Marin: Mein erstes Jahr bei Werder war einfach sensationell. Wir haben Erfolg gehabt, ich hatte persönlich gute Spiele. Natürlich war es schade, dass Mesut gegangen ist, wir haben aber dann komplett das System geändert. In der Champions League konnte ich mich in den Spielen gegen Inter, Genua und Tottenham auch für Chelsea empfehlen. Ich bin glücklich über die Zeit, die mir viel gebracht hat.

SPOX: An welches Ereignis aus der Bremer Zeit erinnern Sie sich denn am liebsten zurück?

Marin: Da gab es einige. Wir waren im Pokalfinale, die Champions-League-Quali haben wir in letzter Sekunde geschafft. Das sind schon Momente, an die man gerne denkt. Auch mit dem Trainer zu arbeiten, hat mich weitergebracht.

SPOX: Sie haben auch lange in der Jugend von Eintracht Frankfurt gespielt. Wie beurteilen Sie die Entwicklung am Main?

Marin: Der Aufstieg freut mich natürlich sehr. Ich bin in Frankfurt aufgewachsen, habe so lange bei der Eintracht gespielt. Die Eintracht gehört einfach in die Bundesliga. Es freut mich, dass sie es geschafft haben, und ich hoffe, dass sie jetzt auch länger in der Bundesliga bleiben und wieder attraktiven Fußball spielen.

Marko Marin im Steckbrief

Artikel und Videos zum Thema