"Es war ein Schritt in das Unbekannte, und wenn ich nun zurückblicke, war es fast eine unmögliche Sache", reflektiert Moyes seine zehnmonatige Amtszeit beim englischen Rekordmeister nüchtern und sachlich. "Aber es war der richtige Job für mich."
"Ich war seit über elf Jahren bei Everton, wir haben uns für die Champions League qualifiziert, standen im FA-Cup-Finale und ich wurde dreimal zum Trainer der Saison gewählt. Ich war einer der erfahrensten Premier-League-Trainer und United hatte immer britische Trainer."
Die Vorzeichen waren aus der Sicht von Moyes erfolgsversprechend, doch die Fußstapfen von Ferguson waren groß und die Zeit war knapp. "Der Grund, warum ich zu United gegangen bin, war, weil ich dachte, ich gehe zu einem Klub, der mir Zeit gibt", so Moyes. "Ich wollte nicht sofort alles auf den Kopf stellen. Ich wollte in Ruhe daran arbeiten, woran man meiner Meinung nach arbeiten musste."
Parallelen zwischen Everton und United
Der 51-Jährige gibt allerdings auch zu, an der Herangehensweise an seine Aufgabe bei den Red Devils nichts verändert zu haben - im Nachhinein ein Fehler, wie sich herausstellte: "Ich wollte die gleiche Person sein. Warum sollte ich etwas ändern, mit dem ich bislang Erfolg hatte?"
Die Frage ist berechtigt, zumal da er gewisse Parallelen zwischen seinem ehemaligen und seinem neuen Arbeitgeber sah. "Der Fokus lag auf der Entwicklung von jungen Spielern. Wenn man sieht, wen wir bei Everton groß rausgebracht oder verpflichtet haben - angefangen bei Wayne Rooney. Bei Everton hatte ich die Möglichkeit, so zu arbeiten, wie ich es für richtig hielt. Im Nachhinein hätte ich meine Herangehensweise aber ändern sollen."
Eine große Rolle spielten auch die verpassten Transfers im Sommer, gerade in der Offensive war man nicht durchschlagskräftig genug. "Es ist kein Geheimnis, dass wir Fabregas, Bale und Ronaldo wollten. Wir waren kurz davor, ein paar große Namen zu verpflichten", so Moyes über seine verpassten Wunschtransfers. "Ich habe schließlich den erfolgreichsten Trainer der Geschichte beerbt."
Ferguson als Fürsprecher
Dieser war laut Moyes aber stets auf einer Wellenlänge mit ihm: "Er hat mich zu jeder Zeit zu 100 Prozent unterstützt. Er war immer auf meiner Seite", so der Schotte über seinen Landsmann. "Wir haben uns oft getroffen und es lief immer alles positiv ab."
Die Entlassung kurz nach Ostern und drei Tage vor seinem Geburtstag kam dann umso überraschender. "Wir wussten, dass es Zeit brauchen würde, die Dinge zu verändern. Wir waren mitten dabei, und am Ende hatte ich das Gefühl, dass ich weder die Zeit hatte, erfolgreich zu sein, noch die Zeit, um zu versagen."
Der Abschied ging nicht gerade über die feine englische Art über die Bühne, nachdem Moyes sein Aus im Old Trafford über die Medien erfuhr. Das ist das Einzige, was ihn wirklich stört, ansonsten hegt er keinen Groll mehr gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber.
Die Familie als wichtige Stütze
"Für meine Familie war die Art und Weise nicht einfach. Wir waren immer dafür eingestanden, dass alles korrekt abläuft", so Moyes, der in seiner Frau Pamela eine große Stütze sieht. "Sie hat es verstanden, dass man kritisiert wird, wenn man Spiele verliert".
"Sie hat mich immer sehr unterstützt, wir sind ein starkes Team. Selbst als wir nach meiner Entlassung auf dem Miami-Airport auf einige Paparazzi trafen, konnten wir darüber lachen und sie meinte nur: 'Hoffentlich finden sie uns nicht auch am Strand'".
David Moyes im Steckbrief