Der FC Arsenal konnte in Alexis Sanchez wie schon im letzten Jahr mit Mesut Özil einen Hochkaräter für die Offensive verpflichten. Mit dem Chilenen stehen Arsene Wenger in der nächsten Saison weitere Möglichkeiten für sein Spielsystem zur Verfügung. Dazu wurde der einzige Stammspieler, der den Verein verlassen hat, adäquat ersetzt. Die oft kritisierte, dünne Personallage im Sturm wird aus dem eigenen, bereits vorhandenen Spielermaterial aufgefangen.
Am 31.08.2013 endete eine Zeit beim FC Arsenal, die von Frust und Wut bei den Fans, wirtschaftlicher Vernunft bei den Verantwortlichen und Abgängen von zahlreichen Superstars im sportlichen Bereich geprägt war. An diesem letzten Transfertag gaben die Gunners die Verpflichtung von Mesut Özil bekannt. 50 Millionen Euro auf einen Schlag, für einen Spieler! - Und all das, ohne, dass ein Haufen Leistungsträger den Verein zuvor verlassen musste.
Das Emirates Stadium war so gut wie abbezahlt und der Ausrüstervertrag mit Nike, der vor allem auf Langfristigkeit ausgelegt war, um die Raten für das Stadion decken zu können, lief im letzten Jahr. Arsenal konnte wieder Forderungen stellen und seine Marke entsprechend ihrem Wert verkaufen. Am Ende der Saison stand mit dem FA-Cup der erste Titel seit neun Jahren. Neun Jahre nach dem Umzug ins Emirates und den damit verbundenen finanziellen Fesseln.
Frühzeitige Planung
In diesem Sommer folgte dann eine für Arsenal-Verhältnisse früh beginnende und zufriedenstellende Transferperiode. Auch aufgrund des neuen Puma-Deals konnten die Gunners zum ersten Mal seit Jahren frühzeitig Geld ausgeben. Mit Mathieu Debuchy wurde der Abgang von Bacary Sagna ohne große Qualitätsverluste aufgefangen. Der Franzose kennt die Liga aus seiner Zeit bei Newcastle und muss sich nicht an die Spielweise gewöhnen, wie es bei Serge Aurier der Fall gewesen wäre.
Ein starker zweiter Torwart, der Wojciech Szczesny unter Druck setzen soll und ihn, bei ähnlichen Formschwankungen wie im letzten Jahr, vertreten kann, wurde mit David Ospina geholt. Der Kolumbianer ersetzt Szczesnys Landsmann Fabianski und wird sich, wie dieser auch, zunächst mit Pokaleinsätzen zufrieden geben müssen.
Luxus für die Offensive
Mit Calum Chambers kam seit 2011, damals Oxlade-Chamberlain, wieder ein typischer "Wenger-Transfer". Ein junger entwicklungsfähiger und vielseitig einsetzbarer Spieler, dessen Ablösesumme auf den ersten Blick Kopfschütteln verursacht, der jedoch als Versprechen für die Zukunft.
Chambers kann in der Defensive nahezu alle Positionen besetzen und ist einer der Kandidaten, die langfristig den Abgang von Thomas Vermaelen auffangen könnten.
Der teuerste und qualitativ hochwertigste Neuzugang war jedoch Alexis Sanchez. Der Chilene überzeugte wie seine Nationalmannschaftskollegen bei der WM und sein Wechsel zu Arsenal war laut italienischen Medienberichten sogar einer der Gründe für den Rücktritt von Antonio Conte bei Juventus, das ebenfalls an Sanchez dran war. Der 25-Jährige kann in der Offensive alle Positionen bekleiden und verschafft den Gunners damit noch mehr Flexibilität im Angriffsspiel.
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Vorbereitung
Die Abgänge von Sagna und Vermaelen wiegen auf den ersten Blick nicht so schwer, wie die Fabregas-, Clichy- , van Persie- und Song-Transfers in der Vergangenheit, da sie entweder frühzeitig und mit gleicher Qualität ersetzt wurden (Sagna) oder nicht zum Stammpersonal gehörten (Vermaelen).
Wie schon in der letzten Saison kommen die punktuellen Neuverpflichtungen in eine eingespielte Mannschaft. Durch die weiterhin vorhandenen finanziellen Mittel wird die Qualifikation für die Champions League, trotz der großen Konkurrenz, mehr denn je zur Pflicht.
Weitere Neuverpflichtungen werden vor allem, wie schon in den vergangenen Jahren, in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld gefordert. Die heißesten Namen sind Willian Carvalho, Morgan Schneiderlin und Lars Bender für das defensive Mittelfeld, sowie Matija Nastasic, Daniel Agger und Nicolas N'Koulou für die Innenverteidigung.
Start ohne Weltmeister
Wenger bekräftigte jedoch nach dem Emirates Cup, dass für die Sechserposition keine Transfers mehr geplant sind: "Wir haben Flamini, der dort spielen kann. In der letzten Saison spielten Arteta und Ramsey in vielen Spielen auf der Doppelsechs. Dazu kommt noch Wilshere."
Da Wenger den Spielern wie in jedem Sommer gut vier Wochen Urlaub gibt, steigen Mertesacker, Özil und Podolski gerade einmal sechs Tage vor dem ersten Spieltag gegen Crystal Palace (Sa., 18:30 im LIVE-TICKER) ins Training ein. Wiederum drei Tage später steht bereits das CL-Quali-Hinspiel in Istanbul bei Besiktas an.
Der Spielplan hat zudem zum Auftakt schwere Aufgaben für die Gunners parat. In den ersten sieben Spielen warten vier direkte Konkurrenten um die vordersten Plätze (Tottenham, Chelsea, City, Everton).
Warten auf Walcott
Umso wichtiger wird dabei die schnelle Einbindung von Sanchez, Debuchy und der später in die Vorbereitung eingestiegenen Weltmeister. Lukas Podolski wird die WM trotz des Titels möglicherweise sogar zum Verhängnis. Die Konkurrenz (Cazorla) hat ihm seinen Stammplatz schon im letzten Jahr genommen, welchen er sich jetzt ohne Vorbereitung nicht zurückholen konnte. Mit Campbell und Sanchez kamen zwei zusätzliche Konkurrenten für seine möglichen Positionen.
Theo Walcott wird Podolski jedoch vorerst keine Sorgen bereiten. Seine Rückkehr wird sich wohl bis Mitte / Ende September hinziehen. Die Schnelligkeit des Außenstürmers fehlte den Gunners in der letzten Rückrunde extrem.
Auch in der Vorbereitung machte sich das ein oder andere Manko bereits bemerkbar . Gegen die New York Red Bulls mit Thierry Henry setzte es eine Niederlage. Nur wenige Tage später fegte man Benfica im eigenen Stadion beim Emirates Cup mit 5:1 aus der Arena, um nur einen Tag später, mit einer eigentlich besseren Elf, gegen Monaco zu verlieren.
Die gelungene Generalprobe im FA Community Shield gegen Manchester City macht Mut, darf aber gleichzeitig nicht überbewertet werden. Auf beiden Seiten fehlten noch Leistungsträger und Stammelfkandidaten, doch das Auftreten gegen ein Topteam war im Vergleich zur Vorsaison ein klarer Fortschritt.
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Spielsysteme
Das klassische 4-2-3-1 / 4-1-4-1
Aufstellung: Szczesny - Debuchy, Mertesacker, Koscielny, Gibbs - Ramsey, Wilshere - Sanchez, Özil, Walcott - Giroud
Das System mit drei Mittelfeldspielern in der Zentrale, zwei Flügelstürmern und einem klassischen Stoßstürmer an vorderster Front war bereits in den letzten Jahren von Wenger präferiert. Debuchy ersetzt Sagna, der Rest der Viererkette bleibt gleich.
Wilshere bekam von Trainer das Vertrauen ausgesprochen, dass er den defensivsten Part im Mittelfeld ausfüllen könne. Daneben ist Ramsey gesetzt. Der Waliser war der Spieler der vergangenen Saison bei den Gunners - bis zu seiner Verletzung.
Mesut Özil bleibt der Mittelpunkt der Offensive. Santi Cazorla hat auf der linken Seite die Nase gegenüber Podolski vorn. Sein starker rechter Fuß zieht ihn immer wieder in die Mitte, was Gibbs den nötigen Platz für seine Flügelläufe verschafft.
Alexis Sanchez wird, wie in Barcelona, über die rechte Seite kommen, solange Walcott nicht wieder bei 100 Prozent ist und spielt mit seiner Schnelligkeit einen ähnlichen Part wie der verletzte Engländer: Läufe in die Tiefe, die von Özil mit Steilpässen gefüttert werden und mit eigenen Abschlüssen oder Vorlagen für Stoßstürmer Giroud vollendet werden könnten.
Der Franzose steigerte sich in der vergangenen Saison und ist in diesem System als vorderste Spitze, auch mangels Alternativen, gesetzt. Sanogo und Campbell überzeugten zwar in der Vorbereitung, sind jedoch entweder noch nicht in der Lage, konstant Topleistungen abzurufen (Sanogo) oder aber komplett andere Spielertypen (Campbell).
Ob dieses System dann letztlich 4-2-3-1 oder 4-1-4-1 genannt wird, macht bei dem vorhanden Spielermaterial kaum Unterschiede. Özil bleibt in jeder Variante größtenteils von Defensiv-Aufgaben befreit.
Vollgas-Tempo-Fußball im 4-3-3
Aufstellung: Szczesny - Chambers, Mertesacker, Koscielny, Gibbs - Wilshere - Ramsey, Chamberlain - Walcott, Sanchez, Campbell
In Ansätzen war auch in der letzten Saison zu erkennen, wie schnell und dennoch sicher Arsenal spielen kann. Mit Campbell und Sanchez kommen zwei weitere pfeilschnelle Spieler dazu.
Ramsey und Oxlade-Chamberlain, mit dem Wenger langfristig in der Zentrale plant, verleihen den Achter-Positionen die größtmögliche Dynamik. Die drei Offensivsten Campbell, Walcott und Sanchez sind auf allen drei Positionen einsetzbar und könnten die Aufgaben während des Spiels tauschen.
Das System ist in der Form wohl nur bei Verletzungen oder angeordneten Verschnaufpausen von Özil und Cazorla eine Option und nur dann effektiv, wenn der Gegner mehr Ballbesitz hat als Arsenal.
Old but gold im 4-4-2
Aufstellung: Szczesny- Debuchy, Koscielny, Mertesacker, Gibbs - Flamini, Ramsey - Özil, Cazorla - Sanchez, Giroud
Eigentlich hatte sich Wenger mit dem FC Arsenal vom 4-4-2 verabschiedet. Letztmals über einen längeren Zeitraum hinweg gespielt wurde dies zu Zeiten von Bergkamp, Henry, Vieira, Ljungberg, Pires und Co.
Die Abwehrkette bleibt in dieser Option nach wie vor bestehen. Auf der Doppelsechs wird bei diesem "offenen" Zentrum kein Weg an Flamini vorbeiführen, der sich im Gegensatz zu Arteta, Ramsey und Wilshere komplett auf die Defensive beschränkt. Daneben beginnt der Box-to-Box Player Ramsey.
Auf den Flügeln wird, anders als in den vorherigen System, die Schnelligkeit rausgenommen. Özil käme mit seinem starken linken Fuß über die rechte Seite und zieht zur Mitte, so wie Cazorla auf links.
Das Zentrum bilden Sanchez und Giroud. Hierbei spielt der Chilene um den Franzosen herum.
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Das System für die Zukunft
Aufstellung: Szczesny - Debuchy, Mertesacker, Koscielny, Gibbs - Wilshere- Ramsey, Chamberlain - Özil - Walcott, Sanchez
Durch die extrem kurze Vorbereitung ist das Einstudieren eines neuen Systems, das es in der Form zuvor noch nicht gab, nicht möglich. Doch für die Zukunft wäre eine Mischung aus 4-3-3 mit falscher Neun und einem 4-4-2 mit Raute ein Option: das 4-1-3-2.
Wilshere, Ramsey und Oxlade-Chamberlain bilden dabei das Dreiermittelfeld, in das sich Özil bis fast auf die Höhe der Achter zurückfallen lässt. Je nach Spielsituation stoßen die "drei Achter" in die sich im Zentrum um die gegnerischen Sechser bildenden Räume. Die beiden Stürmer aus dem Rautensystem verschwinden auf die Außenbahnen. Dadurch bleibt die Mitte komplett frei, sodass man den Gegner zum Handeln zwingt.
Möglichkeiten bilden sich dann durch entstehende Räume zwischen der Innenverteidigung und den Sechsern, in den die Flügelspieler diagonal reinstoßen können. Gefüttert werden die schnellen Walcott und Sanchez mit Bälle von den Achtern Ramsey oder Chamberlain oder dem sich zurückfallen lassenden Özil.
spoxRücken die Innenverteidiger weiter auf, um den Raum zu den aufgerückten Sechsern zu schließen, wird der Raum hinter der Abwehrkette zum eigenen Tor extrem groß. Ein einfacher langer Ball wie im WM-Achtelfinale der Algerier gegen Deutschland fordert den Keeper zu riskanten Ausflügen. Einfache Steilpässe, ob durch die Mitte oder zwischen den Außenverteidigern und den Innenverteidigern hindurch werden zur Gefahr, wenn die Außenstürmer den Raum im Bogen anlaufen.
spoxLassen sich die defensiven Mittelfeldspieler noch weiter zurückfallen um den Abstand zu den Innenverteidigern zu schließen, entsteht der Raum zwischen den Sechsern und dem Offensivbereich des Gegners, wodurch kein Druck auf die Achter Ramsey und Chamberlain im Spielaufbau ausgeübt werden kann. Das wahnsinnige Tempo von Chamberlain und Ramsey mit Ball sowie die vorhande Dynamik der Beiden können Löcher in den Defensiv-Verbund reißen, in die Walcott und Sanchez mit Tempo stoßen.
spoxVor allem Mesut Özil könnte diese Spielweise, wenn er sich aus der Front zurück aus seine Zehnerrolle fallen läst, zu Gute kommen, um ähnlich wie bei Real die schnellen Außen zu füttern.
Fazit
Der FC Arsenal scheint besser aufgestellt als im letzten Jahr. Dennoch wurde erneut nicht in der Problemzone im defensiven Mittelfeld nachgebessert. Die dort nicht vorhandene internationale Qualität und fehlende Balance machte sich vor allem in den deftigen Auswärtsniederlagen bei Liverpool (1:5), Manchester City (3:6) und Chelsea (0:6) bemerkbar.
Gegen die Topteams holten die Gunners gerade einmal 13 von 36 Punkten, zehn davon im eigenen Stadion. Viel zu wenig, um die Meisterschaft nach London zu holen.
Dennoch fehlten am Ende nur acht Punkte für den Titel. Acht Punkte die gegen Aston Villa, Swansea, West Brom und Stoke verschenkt wurden. Immerhin: Die Konstanz gegen die kleineren Teams war im letzten Jahr erstmals seit vielen Jahren vorhanden.
Durch die erweiterten Rotationsmöglichkeiten in allen Mannschaftsteilen lassen sich Verletzungen, Formschwankungen und Trainingsrückstände in dieser Saison ein wenig besser auffangen. Keine schlechten Voraussetzungen um wie schon in der vergangenen Spielzeit am Ende der Saison nicht titellos dazustehen.
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Der FC Arsenal in der Übersicht