Showdown um Mourinhos Job

SID
Jürgen Klopp trifft am Samstag mit dem FC Liverpool auf Jose Mourinhos Chelsea
© getty

Jürgen Klopp lächelte gut gelaunt, nahm einen Schluck Wasser - und sorgte dann für staunende Gesichter. "Wenn man nicht gerade Schiedsrichter oder Journalist ist, kann Mourinho ein netter Kerl sein", sagte der 48-Jährige und verblüffte die anwesenden englischen Medien.

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Vor dem überaus brisanten Premier-League-Duell der völlig gegensätzlich wahrgenommenen Trainerstars am Samstag (13.45 Uhr im LIVETICKER) an der Stamford Bridge schürte Klopp das Feuer damit nicht noch zusätzlich.

Denn wenigstens die mediale Öffentlichkeit auf der Insel sieht den Showdown von "The Normal One" mit "The Special One" als schicksalshaft für Letzteren an. Klopp könnte Mourinho, bei englischen Journalisten und wohl auch den Schiedsrichtern ungefähr so beliebt wie Dauerregen im Sommerurlaub, aus dem Amt fegen, heißt es. Der Portugiese steht mit dem Titelverteidiger auf einem miserablen 15. Tabellenrang, im Hintergrund wird bereits eifrig über Nachfolger spekuliert.

Mourinho lassen die medialen Debatten aber kalt - jedenfalls nach außen. "In meiner Karriere stehe ich in jedem Spiel unter Siegzwang", sagte der 52-Jährige gleichgültig, und wollte auch ein mögliches Gespräch mit Chelsea-Boss Roman Abramowitsch nicht bestätigen: "Dazu muss ich nichts sagen", meinte Mourinho barsch.

Sich aus der Krise "arbeiten"

Sein Rezept, um aus der derzeitigen Krise zu kommen, sei schlicht "arbeiten", betonte er und die Gründe für die vertrakte Situation könne man sowieso in der Zeitung nachlesen. "Meine Sicht ist nicht wichtig, weil das, was ihr schreibt, die reine Wahrheit ist. Es gibt da keinen Raum für Diskussionen", sagte Mourinho ironisch.

Auch Klopp kümmern die Spekulationen um den Coach der Blues wenig, er äußerte "großen Respekt" vor Mourinhos Arbeit und konzentriert sich auf die "Chance, unsere Situation zu verbessern". Und weil er ja weder Journalist noch Schiedsrichter sei "verstehe ich mich gut mit ihm", sagte der Dortmunder Meistercoach: "Er ist emotional, ich bin emotional, aber nach dem Abpfiff ist alles vergessen. Zwischen uns ist alles okay."

Die Respektbekundung erhielt er von Mourinho zurück. "Wir sind natürlich keine engen Freunde, aber wir haben eine gute Beziehung", sagte der, und setzte hinzu: "Wir mögen uns, seine Arbeit spricht für sich. Jürgen ist einer der besten Trainer in Europa."

Bilanz spricht für Klopp

Und dieser Klopp hat gegen ihn eine positive Bilanz, jedenfalls aus der Zeit, als beide Trainer in Dortmund und bei Real Madrid waren. Nun möchte er mit Liverpool drei Tage nach seinem ersten Sieg (1:0 im Ligapokal gegen Bournemouth) von Rang neun weg und den Anschluss an das obere Tabellendrittel schaffen.

Vor Chelsea warnt Klopp deshalb vernehmbar. "Wenn du verwundet bist, kann dich das manchmal auch stärker machen. Chelsea weiß schon noch, wie es geht. Es ist schwierig, aber nicht unmöglich zu gewinnen", sagte er, während Mourinho auf die letztjährige Meistersaison verwies: "Wir wollen genauso so gut gegen sie spielen."

Das muss er jedoch ohne den verletzten Torhüter Thibaut Courtois und auch Branislav Ivanovic bewerkstelligen. Diego Costa und Pedro sind zudem fraglich. "Die haben richtig Druck", sagte Reds-Stürmer Christian Benteke, "wir aber auch. Hoffentlich haben sie eine richtig schlechte Zeit." Anfield-Legende John Aldridge meinte gar: "Chelsea hat mehr Druck als jemals zuvor. Wenn Liverpool gewinnt, multipliziert das deren Probleme." Und damit vor allem die von Mourinho.

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