Der FC Liverpool und Jürgen Klopp verlieren das Capital-One-Cup-Finale gegen Manchester City und verpassen die große Chance auf einen Titel in dieser Saison. Doch man ist positiv gestimmt, die Niederlage bestätigt vor allem eines: Es fehlt an Kleinigkeiten.
Es gibt nicht viele Dinge, die Jürgen Klopp das Lächeln aus dem Gesicht treiben. Nicht einmal das Elfmeterschießen in seinem ersten Finale mit dem FC Liverpool sollte es sein. Mit einem breiten Grinsen über dem Gesicht ging er durch die Menge, nahm seine Spieler in den Arm, lachte und scherzte mit ihnen.
Klopp versuchte in diesen Momenten Souveränität auszustrahlen, Gewissheit, den Sieg davontragen zu können. Er wollte Ruhe vermitteln, vom pochenden Herzschlag der Spieler und den zitternden Knien über den roten Stutzen ablenken. Ein schwieriger Job für den Trainer, doch Klopp wollte man es abkaufen.
Wenn einer tiefenentspannt ist in so einem Spiel, dann ist es er. Der Normal One, der immer zu allem und jedem einen lustigen Spruch parat hat. Der Normal One, der die gute Laune seit Wochen nicht abgelegt hat und sogar bei der schlimmsten aller Verletzungskrisen noch witzelt.
"Fühle mich nicht allzu positiv"
Vielleicht hat es funktioniert. Vielleicht hat es nicht funktioniert. Liverpool vergab keinen Elfmeter, der starke Willy Caballero hielt drei Elfmeter. Und doch war es vorbei mit der guten Laune. Im Presseraum des Wembley schien der erste Moment gekommen zu sein, in welchem Klopp einmal keinen lustigen Spruch auf Lager hatte.
"Ich denke schon, dass man Glück braucht im Elfmeterschießen, aber ich denke auch, dass man hätte besser schießen können", kritisierte er letztlich doch die drei Versuche, die am City-Keeper hängen blieben. Um anschließend festzustellen: "In diesem Moment fühle ich mich nicht allzu positiv."
Wie sollte er auch, vergaben seine Reds doch die große Chance auf einen Titel in diesem Jahr. Der Triumph in der Europa League ist noch weit entfernt, der Titelgewinn in der Liga selbst aus den tiefsten und kühnsten Träumen eines jeden Fans verschwunden.
Work In Progress
Es war diese eine Chance, nach Silberware zu greifen. Sich im kommenden Jahr in schlechten Zeiten an den Kamin setzen zu können und einen funkelnden Pokal auf dem Sims zu sehen. Doch das ist nicht drin. Liverpool hat verloren. Und doch irgendwie auch gewonnen.
"Man muss eine Niederlage spüren, du kannst nicht behaupten, das wäre nicht wichtig", erklärte Klopp seine Ansichten. Für ihn ist all das, was an der Merseyside passiert noch Work In Progress. Kein Erfolgsdruck, keine Verpflichtungen, keine gesetzten Ziele. Einzig und allein die sportliche Verbesserung scheint für ihn derzeit im Vordergrund zu stehen.
An Erfahrungen gewonnen hat man also. Das wird schwierig sein zu erklären. Nicht den Medien, nicht den Fans. Den Spielern. Mamadou Sakho musste nach einem Zusammenprall vom Platz, nach seiner Auswechslung donnerte er eine Trinkflasche von dannen, warf sich eine Jacke über den Kopf und musste von einem Assistenten beruhigt werden.
Es geht um Souveränität
Wer möchte diesem jungen Mann erklären, dass er an Erfahrung gewonnen hat? Er wollte einen Titel haben, ein Preisgeld vielleicht, ein Erfolgserlebnis vor allem anderen. Davon ist die Zeit unter Klopp bisher nur bedingt geprägt, die Reds spielen besser, werden Spiel für Spiel ein Stück reifer und doch fehlt noch immer die Konstanz.
Es wird eben schwierig sein zu erklären. Und doch behält Klopp Recht. Einer muss ruhig bleiben, einer muss die volle Kontrolle ausstrahlen. "Sakho sagte zu mir in der Halbzeit, dass es die richtige Entscheidung war, ihn runter zu nehmen", erzählte der Trainer. Eben doch.
Es ist wie das Lächeln vor dem Elfmeterschießen: Es geht um Souveränität. Liverpool hat verloren, es ist passiert. Niemand wird sagen, sie hätten nicht gerne gewonnen oder nicht alles gegeben. Wer einen Spieler wie Simon Mignolet sieht, der sich von der Lachnummer des Spiels zum Held der Verlängerung aufschwingt, weiß, wovon Klopp spricht, wenn er sagt: "Es war ein großartiger Tag. Bis zum letzten Schuss im Elfmeterschießen."
Freiheit hat ein Ende
Und doch sollte Klopp eines bewusst sein. Diese Freiheit hat er nicht lange. Im Moment kann er eine Final-Pleite weglächeln, auf die Entwicklung der Mannschaft eingehen, die große Verletzungsmisere ansprechen. Irgendwann wird man ungeduldig werden - auch in Liverpool.
Das wird nicht nach diesem Spiel geschehen und das wird auch nicht nach der nächsten Pleite in der Liga geschehen. Aber mit dem Sommer, dem Transfersommer, wird es dann doch irgendwann zählen, wie viel Silber am Ende an der Anfield Road präsentiert werden kann.
Dann wird das breiteste Lächeln ebenso wenig helfen wie die x-te Pressekonferenz mit breitem Grinsen und lockeren Sprüchen. Klopp hat gerade noch einen Freibrief, diesen sollte er so lange nutzen, wie er kann. Es gibt nichts wertvolleres für einen Trainer, als so arbeiten zu dürfen. Bis dahin gilt nur: Nichts passiert. Weitermachen.
FC Liverpool - Manchester City: Daten zum Spiel