Samba und Reggae

Von SPOX
Philippe Coutinho und Daniel Sturridge sollen bei Liverpool für Tore sorgen
© getty

Tore braucht der FC Liverpool, um am Donnerstag in der Europa League gegen den FC Augsburg (19 Uhr im LIVETICKER) weiterzukommen und am Sonntag den Capital One Cup gegen Manchester City (17.30 Uhr im LIVESTREAM) zu gewinnen. Doch Jürgen Klopp sucht noch nach der richtigen Formation.

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Franz Beckenbauer riet dem FC Bayern von Zeit zu Zeit, in den bayerischen Wald zu fahren und sich einen Trainer schnitzen zu lassen, wenn es mit dem aktuellen gerade nicht so lief. Beim FC Liverpool waren sich einige vor fünf Monaten sicher, den Messias an die Anfield Road gelockt zu haben.

Aber Jürgen Klopp versuchte schon bei seinem ersten Normal-One-Auftritt diese übertriebene Erwartungshaltung zu vertreiben. Vor rund zwei Wochen musste er nochmal erklären, dass er auch kein Zauberer und David Copperfield sei. Für den Fortschritt seien zwei Faktoren entscheidend: Zeit und Trainingsarbeit.

Phasenweise schimmert Klopps Idee im Spiel der Reds durch, aber Konstanz bekommt ein Team nicht von heute auf morgen. Schon gar nicht, wenn es wie der FC Liverpool mit vielen Verletzungen und den dadurch erzwungen personellen Umstellungen zu kämpfen hat.

Klopp baut um

Das gilt für die Abwehr, das Mittelfeld und den Angriff. Während Klopp für die kommende Saison in der Defensive und im Zentrum Veränderungen vornehmen wird bzw. mit der Verpflichtung von Joel Matip schon vorgenommen hat, könnte das Spielermaterial in der Offensive schon seinen Ansprüchen genügen.

Mit Daniel Sturridge, Philippe Coutinho und Roberto Firmino hat Klopp eine Offensivreihe zusammen, die technische Klasse, Dynamik und Zug zum Tor vereint. Für Klopps Umschaltspiel sind Spieler, die Geschwindigkeit mitbringen und Lösungen in engen Räumen finden, von entscheidender Bedeutung.

In den letzten Wochen stand aber oft nur Firmino zur Verfügung, weil Sturridge und Coutinho verletzt fehlten.

Anfälliger Hoffnungsträger Sturridge

Wer Sturridges vergebene Chance in Augsburg gesehen hat, wird erstmal nicht auf die Idee kommen, dass dieser junge Bursche so etwas wie der Hoffnungsträger auf eine noch besser funktionierende Offensive der Reds ist. "Es macht einen riesigen Unterschied, ob er spielt oder nicht. Er ist ein enormer Gewinn für unser Spiel", sagt Kapitän Jordan Henderson, der Sturridge in Top-Form sogar zu den besten Stürmern der Welt zählt.

Aber über einen längeren Zeitraum fit war Sturridge schon lange nicht mehr. In der Fast-Meistersaison 2013/14 erzielte er an der Seite von Luis Suarez 22 Tore in 29 Spielen. Beide waren das gefährlichste Sturmduo Englands, auch wenn sie sich privat nicht gerade gut verstanden haben.

In der folgenden Spielzeit brachte es Sturridge nur auf 12 Ligaspiele, aktuell steht er bei sechs. Vor allem die Muskulatur legt Sturridge immer wieder lahm. "Vielleicht liegt es an meiner Statur, vielleicht ist es angeboren", rätselt der 26-Jährige. "Vielleicht ist es meine karibische Herkunft, vielleicht meine Geschwindigkeit, weil dadurch die schnell zuckenden Muskeln zu stark beansprucht werden."

Angriffstrio sorgt für Chaos

Neben Sturridge und dem FC Liverpool hofft auch ganz England, dass die feinen Muskelfasern des Stürmers mit jamaikanischen Wurzeln nicht bald wieder reißen, denn bei der EM soll er bei den Three Lions für Tore zu sorgen. Bei den Reds hat Klopp die Lücke zuletzt immer wieder mit Firmino als beweglichem Stürmer besetzt.

Der Brasilianer spielt eine gute erste Saison nach seinem Wechsel von 1899 Hoffenheim, langfristig plant Klopp mit ihm aber als hängende Spitze oder Flügelspieler. Mit seinem Landsmann Coutinho soll Firmino das flexible, spielstarke Angriffstrio perfekt machen. Eine Mischungs aus Samba und Reggae quasi.

"Wenn sie ins Laufen kommen, sorgen sie in der gegnerischen Abwehr für Chaos", sagt Henderson. "Das macht als Mitspieler richtig Spaß und man würde am liebsten sofort ebenfalls nach vorne gehen und mitmischen. Aber ich darf keine Räume im Mittelfeld öffnen."

Für Klopp geht es aktuell darum, das Spiel der Reds richtig auszutarieren. "Man braucht Balance und Rhythmus im Spiel. Ich kann nicht einfach alle Stürmer aufs Feld schicken und hoffen, dass sie genügend Tore schießen."

Kein Platz für Top-Transfer Benteke

Das führt auch dazu, dass sich der teuerste Transfer des vergangenen Sommers Christian Benteke immer wieder auf der Bank wiederfindet. Der Stürmer kam für rund 46 Millionen Euro von Aston Villa, hat aber noch mit großen Anpassungsproblemen an Liverpool und Klopps Vorstellungen zu kämpfen.

Aus den Erfahrungen in Dortmund ist es nicht auszuschließen, dass Benteke im zweiten Jahr besser funktioniert als im ersten, so wie das seinerzeit auch bei Lucas Barrios oder Robert Lewandowski der Fall war.

Aktuell steht der Belgier aber in der Hierarchie einer Top-Elf deutlich hinter Sturridge, Firmino und Coutinho. Im kommenden Sommer kehrt dann zumindest auf dem Papier ein weiterer Stürmer an die Anfiel Road zurück.

Der an den AC Milan ausgeliehene Mario Balotelli. Es ist aber nicht davon aus zugehen, dass The Normal One mit dem doch recht speziellen Italiener arbeiten wird. Balotelli soll verkauft werden, möglicherweise für viel Geld nach China.

Der Kader des FC Liverpool

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