793 Mal ist Billy Bonds für West Ham United aufgelaufen. 1974 übernahm er die Kapitänsbinde des 66er-Weltmeisters Bobby Moore und führte die Hammers bis zu seinem Karriereende 1988 zu zwei FA-Cup-Titeln.
Wer über West Ham United spricht, kommt an Bonds nicht vorbei. Der Verein beheimatete jede Menge Helden des englischen Fußballs, neben Moore, Geoff Hurst, Frank Lampard, Rio Ferdinand oder Stuart Pearce. Doch Bonds ist der local hero von West Ham im Stadtbezirk London Borough of Newham und dementsprechend hat sein Wort Gewicht.
"Dieses Spiel hat der Boleyn Ground auf seine alten Tage verdient", sagte Bonds nach dem Sieg der Hammers im FA-Cup-Achtelfinale gegen den FC Liverpool am späten Dienstagabend. Der Boleyn Ground ist besser bekannt als der Upton Park, die Heimspielstätte von West Ham United.
Ogbonna trifft ins Reds-Herz
1904 wurde das Stadion eröffnet, nach 112 Jahren ist im Sommer Schluss. Der Upton Park wird abgerissen und muss einem Einkaufszenturm weichen, ein paar Wohnblocks werden zusätzlich errichtet. Die Hammers ziehen ins umgebaute Olympiastadion um.
Der FC Liverpool hätte auf die Dramaturgie gerne verzichtet; die Reds wären zu gerne die Mannschaft gewesen, die die FA-Cup-Geschichte des Upton Parks beendet. Doch ein Kopfballtor von Angelo Ogbonna in der 120. Minute hievte die Hammers ins Viertelfinale.
Es war der Schlusspunkt einer unrühmlichen Woche für Liverpool und Trainer Jürgen Klopp. "Wir sind der FC Liverpool und dieser Moment ist kein schöner - eine 2:0-Führung aus der Hand gegeben, der Trainer im Krankenhaus, aus dem FA-Cup geflogen", bilanzierte Klopp, der sich vergangenes Wochenende einer Blitz-OP am Blinddarm hatte unterziehen müssen.
Chancentod Benteke
Konkret hat Liverpool am Dienstag ein Spiel verloren, das sie nie und nimmer hätten verlieren dürfen. Christian Benteke vergab reihenweise beste Torchancen, zwei aus einer Torentfernung von weniger als fünf Metern. Joao Teixeira setzte die Kugel aus sechs Metern vorbei, Philippe Coutinho traf aus drei Metern den Pfosten.
Auf der anderen Seite waren die Reds nicht in der Lage, West Hams Führungstor zu verhindern, obwohl man eine 7-zu-3-Überzahl im eigenen Strafraum hatte. Und der Siegtreffer der Hammers fiel nach einem Freistoß aus dem Halbfeld.
"Die Tür war weit offen für uns. Wir waren die bessere Mannschaft, hatten sehr gute Torchancen, haben sie aber leider nicht genutzt. Dann kannst du so ein Spiel auch verlieren. Es ist sehr ärgerlich, weil es auch kein Foul war, das zum Tor geführt hat. Aber wir müssen es akzeptieren", sagte Klopp, der nicht viel anfangen konnte mit der Spielweise des Gegners.
"Die Mannschaft, die Fußball spielen wollte, hat verloren. Die Mannschaft, die Fouls ziehen und Freistöße rausholen wollte, hat gewonnen", so Klopp.
"Die Sonne wird wieder scheinen"
Seit vier Pflichtspielen warten die Reds auf einen Sieg, viel Zeit für die Aufarbeitung bleibt Klopp nicht. Der Samstag/Sonntag/Dienstag/Donnerstag-Rhythmus geht gnadenlos weiter. Aston Villa, zweimal FC Augsburg und das Capital-One-Cup-Finale gegen Manchester City stehen im Februar noch an.
Im Anschluss daran das Derby gegen Everton und dann kommt mit Chelsea und Tottenham prominenter Besuch aus London an die Anfield Road.
"Wenn wir wollen, können wir eine Menge positive Dinge aus diesem Spiel ziehen und den nächsten Schritt machen. Lasst uns einfach weitermachen, wir haben noch viel vor, es gibt noch viel zu gewinnen in dieser Saison für uns", sagte Klopp. "Mir geht es gut. Ich wäre gerne eine Runde weitergekommen, es sollte eben nicht sein. Aber morgen, wenn wir aufstehen, wird die Sonne wieder scheinen."
Ein Blick auf die Webcams verrät: Azurblauer Himmel über Liverpool.
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