"Das hat Schweinsteiger nicht verdient"

Von Interview: Martin Schultheiss
Michael Ballack gewann mit Chelsea 2010 die Premier League
© getty

Kaum ein Deutscher kennt die Premier League so gut wie Michael Ballack. Im exklusiven Interview mit Omnisport spricht der ehemalige Chelsea-Legionär über die Eigenarten von Guardiola und Mourinho, über die Erwartungen an Pogba, die schwierige Situation von Schweinsteiger, die Stärken von Klopp und analysiert die Situation bei seinem Ex-Verein Chelsea.

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Frage: Nach drei Jahren beim FC Bayern wechselte Pep Guardiola in diesem Sommer zu Manchester City - und wertete die Premier League somit enorm auf. Was zeichnet Guardiola aus?

Ballack: Guardiola ist sehr fanatisch in der Art und Weise, wie seine Mannschaften spielen sollen. Ihm geht es nicht darum, sofort zu treffen, sondern das Spiel zu dominieren. Ihm ist es wichtig, dass seine Spieler auf dem Platz perfekt positioniert sind. Er liebt seinen Job, man kann seine Leidenschaft sehen.

Frage: Was kann man von seinem neuen Team Manchester City erwarten?

Ballack: City ist eine große Herausforderung, ein großes Projekt für ihn. Es wird in den nächsten zwei, drei, vier Jahren eine harte Aufgabe für Guardiola, ein funktionierendes Team zu bilden. Deshalb sollte man zu Beginn nicht zu viel von ihm erwarten.

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Frage: Guardiola gilt als Taktik-Guru.

Ballack: Taktik ist das, was der Trainer mit einem Team macht. Die Öffentlichkeit analysiert das dann gerne - und übertreibt es damit manchmal. Es gibt jedenfalls verschiedene Möglichkeiten, Erfolg zu haben. Klopp spielt einen zielstrebigen Fußball mit viel Pressing, Mourinho legt mehr Wert auf eine gesicherte Defensive.

Frage: Sie erwähnen Mourinho, der mittlerweile Manchester United trainiert. Sein erstes Engagement bei Chelsea war deutlich erfolgreicher als das zweite. Woran hat das gelegen?

Ballack: Es scheint so, als ob Mourinho bei seiner zweiten Amtszeit nicht der gleiche Trainer war wie bei der ersten. Ich weiß nicht warum, aber er ist jetzt ruhiger. Ich würde bei United gerne den "alten Mourinho" wiedersehen: Den Mourinho, der sich - in einer fairen Art und Weise - mit anderen Trainern duelliert und die eigenen Spieler an Leistungsgrenzen pusht. Das ist seine große Stärke.

Frage: Wie haben Sie ihn als Chelsea-Trainer erlebt?

Ballack: Er ist einzigartig. Meine Zeit mit ihm bei Chelsea war unglaublich, jeder spielte für ihn. Es war eine sehr gute Gemeinschaft - das hat Spaß gemacht.

Frage: Wie viel Kontakt haben Sie noch zu Ihrem Ex-Verein?

Ballack: Ich bin immer noch voll dabei. Ich schaue die Spiele und bin auch öfters im Stadion, wenn es möglich ist. Ich hatte immer eine gute Beziehung zum Verein und zu den Fans.

Frage: Wie bewerten Sie die vergangene Spielzeit?

Ballack: Ich war natürlich auch ein wenig enttäuscht über die Vorstellungen in der vergangenen Saison, aber nun gibt es einen Neuanfang mit einem neuen Trainer. Man muss abwarten, wie das Team die neuen Anforderungen umsetzt und wie schnell sich Conte an die Premier League gewöhnt.

Frage: Ist er der richtige Trainer für Chelsea?

Ballack: Seit Mourinho das erste Mal entlassen wurde, herrschte bei Chelsea eine große Fluktuation auf der Trainerbank. Deshalb ist es das Wichtigste, Conte Zeit zu geben. Er ist ein Trainer, der sehr gut zum Verein passen könnte. Bei der EM war es spannend zu sehen, was er mit Italien gemacht hat. Bei Chelsea muss er eine neue Hierarchie formen, um in dieser Saison voranzukommen.

Frage: Ein Schlüsselspieler könnte dabei Neuzugang N'Golo Kante sein.

Ballack: Ein guter Transfer! Immer wenn ich ihn für Frankreich spielen sehe, erinnert er mich an Claude Makelele. Er kann dem Team die nötige Stabilität geben und für die Balance zwischen Abwehr und Angriff sorgen. Er spielt jetzt aber für einen größeren Klub mit größeren Erwartungen, was nicht leicht ist.

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