"Merte und Musti? Klingt doch sexy"

Frank OschwaldFlorian SchimakAdrian Fink
28. August 201611:29
Shkodran Mustafi (M.) und Per Mertesacker könnten bald miteinander bei Arsenal verteidigengetty
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Lange wurde spekuliert, jetzt ist der Wechsel von Shkodran Mustafi zum FC Arsenal endlich fix. Aber ist es der richtige Verein für den 24-Jährigen? Und stellt Mustafi die nötige Verstärkung für Arsenal dar? Drei SPOX-Redakteure und ein User diskutieren über den Transfer und dessen Folgen.

Ist Arsenal der richtige Verein für Mustafi?

Frank Oschwald (SPOX): Auf jeden Fall. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mustafi sich bei Valencia noch wirklich weiterentwickelt hätte. Die gurken in Spanien irgendwo im Mittelfeld rum und haben international nichts mehr zu melden. Wenn dann der Zweite der Premier League die Fühler nach dir ausstreckt, musst du wechseln. Everton, Genua, Valencia, Arsenal - das klingt doch nach Entwicklung. Okay, offenbar soll er auch bei Barca auf dem Zettel gewesen sein. Aber da müssen wir die Kirche im Dorf lassen. Er will ja auch spielen.

Florian Schimak (SPOX): Die Gunners sind für Mustafi der nächste logische Schritt auf seiner Karriereleiter. Er hat sich in Valencia zu einem Innenverteidiger von internationalem Format entwickelt, war dort teilweise auch Kapitän und ging als Führungsspieler voran. Zwar muss er sich in London wieder neu beweisen, aber er kennt zumindest den englischen Fußball aus seiner Zeit beim FC Everton, insofern wird ihm die Umstellung nicht schwer fallen. Bei den Gunners winkt ihm zudem zunächst ein Stammplatz und er kann sich dauerhaft in der Champions League zeigen. Für einen Verein aus den Top-5-Klubs in Europa fehlt Mustafi noch die Klasse, Arsenal ist also die ideale Wahl.

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SPOXspoxAdrian Fink (SPOX): Absolut. Mustafi ist ein Spieler von internationaler Klasse und hat den berechtigten Anspruch, international zu spielen. Bei den Gunners hat er die Garantie, in der nächsten Saison Champions League und in den darauffolgenden Jahren mindestens in der Europa League aufzulaufen. Angesichts der unerfahrenen Konkurrenz um Chambers und Holding, die beim Saisonauftakt nicht gerade glänzten, wird der Deutsche minimum bis zum Comeback von Mertesacker auf jeden Fall gesetzt sein. Kurzum: Für Mustafi ist ein Verein der Güteklasse Arsenal genau die richtige Kragenweite.

mySPOX-User HSV_in_Portugal: Klares Ja, denn Mustafi muss einfach jetzt den nächsten Schritt machen und Arsenal ist zwar nicht mehr allerhöchste europäische Spitze, doch immer noch ein absolute Topadresse für erstklassige Spieler. Mit Arsene Wenger hat er dort einen Trainer, der Spieler auf das nächst höhere Level führen kann, gerade wenn sie so unkonventionell spielen wie Mustafi.

Ist Mustafi der richtige Spieler für Arsenal?

Frank Oschwald (SPOX): Eines wurde nach dem Saisonauftakt ja grundsätzlich klar: Arsenal fehlt es in der Abwehrzentrale. Und zwar gewaltig. Dass die Gunners mit Calum Chambers und Rob Holding in eine Saison gehen und dann gleich vier Gegentore kassieren, ist eines Topklubs eigentlich unwürdig. Inzwischen ist mit Laurent Koscielny ein guter Mann in der Innenverteidigung zurück. An der Seite des Franzosen könnte Wenger den Deutschen spielen lassen und nach seinen Vorstellungen formen. Denn wenn der Arsenal-Coach etwas kann, dann ist es die Ausbildung von jungen Spielern.

Florian Schimak (SPOX): Von der Art des Fußballs passt der 24-Jährige zu Arsenal, da er über ein gepflegtes Passspiel verfügt und für einen Verteidiger eine ordentliche Technik besitzt. Die absoluten Topverteidiger wie Boateng oder Ramos werden nicht zum FC Arsenal kommen, von daher müssen die Gunners ihre Spieler eine Kategorie darunter suchen. Mustafi gehort seit zwei Jahren zum festen Stamm der Nationalmannschaft, wurde 2014 Weltmeister und lieferte auch bei der EM in Frankreich, wenn er gebraucht wurde - so wie im Eröffnungsspiel. Für beide Seiten ist dieser Wechsel eine absolute Win-Win-Situation, weil Mustafi in London nochmal einen Schritt machen kann und Arsenal dabei einen entwicklungsfähigen Spieler genau nach Wengers Gusto erhält.

Adrian Fink (SPOX): Mustafi bringt mit 24 Jahren eine perfekte Mischung aus Erfahrung und Talent mit. Wenger muss den Weltmeister nicht erst formen, aber kann ihn durchaus weiterentwickeln und auf ein neues Level hieven. Außerdem haben die ersten Spiele bereits eklatante Probleme in der Gunners-Defensive offenbart. Arsenal ist also nicht nur die richtige Wahl für Mustafi, der Deutsche ist auch die dringend benötigte Verstärkung für die Londoner.

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mySPOX-User HSV_in_Portugal: Auch hier ein klares Ja, denn Arsene Wenger mag solche Spielertypen, die jung und entwicklungsfähig sind. Mustafi gilt als Teamplayer und liebt Herausforderungen. Wenger gilt als ein Trainer mit Geduld bei möglichen Anlaufschwierigkeiten und Vaterfigur, der sich gerne als Schutz vor seine Spieler stellt. Was Arsenals Nachteil ist, der etwas verlorene Anschluss zu Madrid, Barcelona und Co., ist auf der andere Seite der Vorteil Mustafis, der zwar im Rampenlicht steht, doch bei den Gunners ein Umfeld vorfindet, wo ruhig und effizient gearbeitet wird.

Was wird aus Mertesacker?

Frank Oschwald (SPOX): Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster: Obwohl er zuletzt erneut zum Kapitän ernannt wurde, macht Mertesacker im Trikot von Arsenal keine zehn Spiele mehr. Der gute Mann wird bald 32 Jahre und muss eine heftige Knieverletzung verkraften. Die steckst du in diesem Alter nicht mehr so einfach weg. Auch wenn er einigermaßen unversehrt wieder zurückkommt, werden seine sowieso schon heftigen Geschwindigkeitsnachteile nicht besser werden. Sein Vertrag läuft noch bis 2017. Einen neuen Kontrakt wird es meiner Ansicht nach nicht geben.

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Florian Schimak (SPOX): Da Mertesacker zunächst einmal bis voraussichtlich Dezember ausfallen wird, stellt sich diese Frage akut noch nicht. Wie die Situation dann ab Januar aussieht, muss dann bewertet werden. Aber generell ist es nicht verkehrt, einen Weltmeister in der Hinterhand zu haben. Drei Innenverteidiger auf internationalem Niveau entsprechen auch Arsenal Ansprüchen. Ein Abwehr-Duo Merte und Mustafi? Klingt doch sexy.

Adrian Fink (SPOX): Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mertesacker nach seiner Knieverletzung wieder an seine alte Form anknüpft. Dafür ist das Tempo in der Premier League einfach zu hoch und Mertesacker war schon vor seiner Zwangspause kein gefürchteter Sprinter. Überhaupt muss man abwarten, wie der 32-Jährige diesen Rückschlag körperlich verkraftet. Aber spätestens wenn sein Vertrag 2017 ausläuft, wird die Zeit bei den Gunners enden.

mySPOX-User HSV_in_Portugal: Ich befürchte, Mertes Zukunftsaussichten sind durch den Mustafi-Deal nicht besser geworden, denn Mertesacker wirkte nicht immer sehr sattelfest und verkörpert eher einen Spielertyp, der robust anstatt filigran ans Werk geht. Für mich wirkt er immer etwas technisch limitiert. Mein Tipp: Merte bleibt noch ein Jahr und geht dann zurück nach Deutschland.

Was bedeutet der Wechsel für Mustafis Rolle im DFB-Team?

Frank Oschwald (SPOX): Obwohl Löw sowieso schon viel von ihm hält, wird Mustafi der Wechsel akut herzlich wenig bringen. Die bayerische Innenverteidigung ist auch bei Löw in Stein gemeißelt, da kann sich Mustafi noch so sehr die Beine ausreißen. Auf lange Sicht wird der Wechsel sein Standing in der Nationalmannschaft allerdings schon auf eine ganz andere Stufe heben. Aktuell hat Höwedes die Nase im Innenverteidiger-Rennen um Platz drei wohl vorne. Doch das könnte die längste Zeit so gewesen sein.

Florian Schimak (SPOX): Es ist auf keinen Fall ein Hindernis. Mustafi spielt nun für einen internationalen Top-Klub, der regelmäßig in der Champions League vertreten ist und in der Premier League zu den vier besten Teams gehört. Diese Reputation wird ihn auch im Standing bei Löw womöglich noch einmal nach vorne bringen. Dass er noch nicht an Boateng oder Hummels vorbei kommt, ist auch klar, aber er positioniert sich in aussichtsreicher Position dahinter. Außerdem ist es für das DFB-Team auch nicht verkehrt, wenn man einen weiteren Verteidiger in seinen Reihen hat, der ständig auf höchstem Niveau gefordert ist.

SPOXAdrian Fink (SPOX): Nichts - zumindest wenn alle deutschen Innenverteidiger fit sind. Mustafi hat - egal bei welchem Verein er spielt - keine Chance, an der Bayern-Kombination Hummels/Boateng vorbeizukommen. Sollte sich einer der beiden Bayern-Spieler verletzen, kommt es zum Zweikampf mit Benedikt Höwedes. Für dieses Duell ist die Champions-League-Teilnahme sicherlich förderlich, aber letztlich wird in so einem Fall die aktuelle Form entscheiden.

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mySPOX-User HSV_in_Portugal: Ziel eines jeden deutschen Nationalspielers muss es sein, in einer der absoluten Topmannschaften Europas zu spielen. Dazu gehört der FC Valencia aktuell nicht, daher ist ein Wechsel konsequent und auch das richtige Signal. Mit Özil hat er einen wichtigen Nationalmannschaftskollegen an seiner Seite, der weiß, wo der Hase lang läuft und ihm sicher wertvolle Tipps zu Verein und Umfeld geben kann.

Muss Arsenal weiter auf dem Transfermarkt tätig werden?

Frank Oschwald (SPOX): Das ist bei den Gunners ja immer so ein Ding. Eigentlich haben die bis auf wenige Ausnahmen einen ordentlichen Kader zusammen, mit dem sie gut durch die Saison marschieren könnten. Klar, in der Sturmspitze und in der Innenverteidigung sind sie dünn besetzt, doch das ist vermutlich nicht das große Problem. Vielmehr schafft es Wenger aus verschwurbelten Gründen immer wieder, sein Team zu zerstören. Das heißt, irgendjemand ist eigentlich immer verletzt. Statt zahlreiche Spieler zu kaufen, könnte man erstmal dort ansetzen.

Florian Schimak (SPOX): Schwierig. Um zu den ganz Großen in Europa zu gehören, müsste womöglich noch ein absoluter Top-Mann her, allerdings ist das nicht der Weg der Gunners. Wenger arbeitet lieber mit Spielern, die noch entwicklungsfähig sind. Von fertigen Spielern lässt er lieber die Finger. Mit Mesuz Özil, Alexis Sanchez, Aaron Ramsey, Olivier Giroud oder Jack Wilshere haben die Londoner Spieler, die den Unterschied ausmachen können. Der Elsässer ist allerdings ein Trainer, der mit den Spielern gerne gemeinsam den letzten Weg zur Weltklasse geht. Die Mannschaft hat definitiv Qualität, wahrscheinlich wird's für die Meisterschaft in diesem Jahr aber wieder nicht reichen, weil United und City dann doch besser besetzt sind. Vielleicht kann Arsenal in den Pokalwettbewerben aber für eine Überraschung sorgen.

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Adrian Fink (SPOX): Eigentlich schon. Besonders in vorderster Front drückt der Schuh nach wie vor. Olivier Giroud ist okay, aber kein Wunderstürmer. Danny Welbeck wird nach seinem Knorpelschaden in dieser Saison kein Faktor mehr sein. Und auch die Verpflichtung von Lucas Perez ist nicht unbedingt das erhoffte Ausrufezeichen. Allerdings sind die Alternativen auf dem Transfermarkt rar und bisher fing sich Arsenal einen Korb nach dem anderen ein. Es wird eine Mammutaufgabe von Arsene Wenger, auf dieser Position noch einen Spieler aus dem Hut zu zaubern - zumal der Teammanager nicht mit Geld um sich wirft.

mySPOX-User HSV_in_Portugal: Arsenal hat eine sehr gute Mannschaft, doch es reicht nicht, um an die ganz großen Zeiten anzuknüpfen. Dafür müsste man sicher noch einmal den Geldbeutel aufmachen - und das macht Wenger bekanntlich nicht so gerne wie die Kollegen bei ManCity oder ManUnited. Mit Mustafi hätte man schon den Bereich abgedeckt, der nach der Verletzung von Mertesacker und dem Trainingsrückstand Koscielnys wohl für die meisten Sorgenfalten beim Trainer sorgen könnte. Bleiben alle verletzungsfrei, gibt es keinen "echten" Bedarf mehr. Zwar ist Giroud trotz guter Quoten Jahr um Jahr umstritten, doch die ganz großen Mittelstürmer sind alle vom Markt. Mein Tipp: Da wird nichts mehr passieren.

Shkodran Mustafi im Steckbrief