Jose Mourinho war restlos bedient. Von seiner albtraumhaften Rückkehr zum FC Chelsea, wo er mit Manchester United beim 0:4 (0:2) seine höchste Pleite in der Premier League kassiert hatte. Von den "unglaublichen Fehlern" seiner Abwehr, "unglaublich in Großbuchstaben". Vor allem aber von seinem respektlosen Trainerkollegen Antonio Conte.
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"Du hast versucht, mich zu demütigen", rief Mourinho dem Italiener in dessen Landessprache zu - das wollen Lippenleser des italienischen Fernsehens ermittelt haben. Demnach echauffierte sich der Portugiese über Contes Animierung der Fans nach dem Treffer von N'Golo Kante zum 4:0-Endstand (70.). "Das kannst du bei 1:0 machen, nicht bei 4:0", soll er beim Händeschütteln nach Spielende geschimpft haben.
Conte wies Mourinhos Angriff zurück. "Ich war selbst Spieler und weiß, wie ich mich zu benehmen habe", sagte er, er habe nur versucht, das Publikum zum Singen zu bewegen, "weil ich trotz 4:0 nur die United-Fans gehört habe". Doch Mourinho und sein Trainerteam waren derart aufgebracht, dass einer seiner Assistenten Conte den Handschlag verweigerte, weshalb es im Kabinengang zu einer Rangelei kam.
Mourinho will sich nicht äußern
Mourinho wollte sich zum Inhalt seiner Anwürfe nicht äußern. "Ich habe mit Conte gesprochen, nicht mit euch, das bleibt unter uns", sagte er zu Medienvertretern. Stattdessen griff er seine Hintermannschaft an, die sich schon nach 30 Sekunden das 0:1 durch Pedro eingefangen hatte. Gary Cahill (21.), Eden Hazard (62.) und Kanté fügten ihm die zweithöchste Niederlage seiner Trainerkarriere zu - nur beim 0:5 mit Real Madrid gegen den FC Barcelona im November 2010 war es schlimmer.
FC Chelsea - Manchester United in der Analyse
"You're not special anymore", verhöhnten die Chelsea-Fans ihren einstigen Erfolgscoach, "du bist nichts Besonderes mehr". 14 Punkte aus neun Spielen - Mourinhos vielgeschmähter Vorgänger Louis van Gaal hatte im Vorjahr fünf Zähler mehr. Während sich der Portugiese bei "Millionen United-Fans" entschuldigte, hatte Weltmeister Lukas Podolski via Twitter einen Vorschlag zur Wende: "Schweinsteiger please", schrieb er mit Zwinkersmiley, doch Mourinho verschmäht Poldis Kumpel Bastian ausdauernd.
Auch ManCity strauchelt
Es wird den Starcoach kaum trösten, dass es Lieblingsfeind Pep Guardiola vor dem direkten Duell am Mittwoch (21.00 Uhr) im Achtelfinale des Ligapokals nicht viel besser geht. Der ist mit Stadtrivale City zwar sechs Punkte vor United weiter Tabellenführer. Doch das 1:1 (0:1) gegen den FC Southampton war schon das fünfte Pflichtspiel ohne Sieg hintereinander - seine schwärzeste Serie seit März 2009. Guardiola hielt die Mannschaft danach für 50 Minuten in der Kabine fest.
"Der Rotwein war gut und ich habe etwas länger gebraucht", sagte er schmunzelnd: "Wir haben über die Lage gesprochen und darüber, wie wir da wieder herauskommen. Aber es war nichts Besonderes." Wie die Leistung seiner Stars. Kelechi Iheanacho (55.) sicherte City nach Zuarbeit von Leroy Sané immerhin einen Punkt. Doch aus dem Spiel heraus ging wenig, Ilkay Gündogan hatte einen unauffälligen Auftritt.
Die kritische Presse hat Guardiola längst den Heiligenschein vom Kopf gerissen, zuletzt musste er sich fragen lassen, ober er nicht seine Spielweise ändern müsse. "Tut mir leid, Junge", entgegnete Guardiola, "ich habe mit diesem Stil 21 Titel gewonnen". Und wenn er damit irgendwann nicht mehr weiterkomme, "gehe ich nach Hause".