Ilkay Gündogan saß auf dem kalten Rasen des Etihad Stadiums und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Nicht schon wieder! Und doch: Der Nationalspieler hatte beim 2:0 (1:0) von Manchester City gegen den FC Watford am Mittwochabend erneut eine schwere Knieverletzung erlitten. Gündogan rappelte sich zwar noch einmal auf, musste kurz darauf aber unter Tränen den Platz verlassen.
Viel hätte nicht gefehlt, und sein Teammanager Pep Guardiola hätte mit ihm geweint. "Ich bin so, so traurig", sagte der frühere Bayern-Coach, "wir werden lange auf ihn verzichten müssen. Das ist die schlechteste Nachricht des Tages."
Noch war da gar nicht klar, wie schwer die Verletzung des 26-Jährigen tatsächlich sein würde, die Ärzte gingen von einer Bänderverletzung aus. Erst am Donnerstag, nach weiteren, eingehenden Untersuchungen, sollte Gündogan Gewissheit haben.
Wieder das rechte Knie
Der ehemalige Dortmunder hatte direkt nach dem Zweikampf mit Watfords Nordin Amrabat gespürt, dass er wohl "mehrere Monate" ausfallen würde, wie Guardiola später sagen würde. Es war wieder das rechte Knie, in dem er sich schon im Mai die Kniescheibe ausgerenkt hatte. Gündogan verpasste damals die EM in Frankreich; 2014 hatte er wegen einer langwierigen Rückenverletzung schon für auf die WM verzichten müssen. 134 von 353 möglichen Pflichtspielen als Profi hat er in seiner Karriere bereits verpasst (38 Prozent).
Sein neuerlicher Ausfall ist auch ein schwerer Schlag für Joachim Löw. Gündogan spielt in den Planungen des Bundestrainers eine große Rolle. Als der Stratege im Oktober in den Kreis der Nationalmannschaft zurückkehrte, begrüßte Löw ihn mit hymnischen Worten.
Gündogans Comeback bedeute "nochmal eine Qualitätssteigerung" für die DFB-Elf, sagte er, und lobte überschwänglich "Technik, Übersicht, Spielintelligenz und Kreativität" des Mittelfeldspielers: "Er wird ein belebendes Element sein." Seitdem kam er in allen vier Länderspielen zum Einsatz.
Fünf Tore in 15 Spielen
Und auch in Manchester war Guardiolas erklärter Wunschspieler, den sich City im Sommer trotz Verletzung 24 Millionen Euro hatte kosten lassen, seit seinem Einstand Mitte September eine feste Größe.
15 Pflichtspiele, fünf Tore - und jede Menge Lob von Guardiola. Doch nun der "weitere schreckliche Rückschlag" (Guardian), erneute "Höllenqualen" (Daily Mail). Als Gündogan kurz vor der Pause vom Platz musste, streichelte Guardiola ihm tröstend den Kopf.
Auch die Kollegen beim Tabellenvierten (sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer FC Chelsea) litten mit. "Es tut uns so leid für ihn, er hat so hart gearbeitet und gut gespielt", sagte Kapitän und Torschütze Pablo Zabaleta. Leroy Sané schickte Genesungswünsche via Twitter.
Ilkay Gündogan im Steckbrief