Der kumpelhafte Taktiker entzaubert die Gurus

Der FC Chelsea gewann den sechsten Meistertitel seiner Vereinsgeschichte
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Mit dem Sieg bei West Bromwich Albion fixierte der FC Chelsea den sechsten Meistertitel seiner Historie. Entscheidend waren die totale Konzentration auf die Premier League sowie Maßnahmen von Trainer Antonio Conte. Eine Analyse von SPOX-Redakteur Nino Duit.

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Dass ein ausländischer Trainer am Ende dieser Premier-League-Spielzeit den Titel gewinnen würde, stand eigentlich schon vor dem Saisonstart fest. Die sechs großen Vereine vertrauten allesamt auf ausländische Expertise - und die vermeintliche Keimzelle dieser Expertise ließ sich im vergangenen Juli in Manchester nieder. Auf der himmelblauen Seite Pep Guardiola, auf der roten Jose Mourinho. Als Gurus, Philosophen, fast schon Erlöser wurden sie empfangen. Beide rüsteten ihre Teams für jeweils knapp 200 Millionen Euro auf - und mussten sich in der Tabelle letztlich vom FC Chelsea und dessen Trainer Antonio Conte deklassieren lassen.

"Seinem Team zuzuschauen ist eine gute Lehrstunde für mich", sagte Guardiola neulich über Conte und adelte ihn als "vielleicht besten Trainer der Welt". Dass der Italiener direkt in seiner ersten Premier-League-Saison den Titel gewann, lag einerseits an seinen taktischen und teamführenden Maßnahmen, andererseits an begünstigenden äußeren Umständen.

Konzentration auf die Meisterschaft

Von den großen sechs Vereinen war Chelsea als einziger in keinem internationalen Wettbewerb vertreten. Den beiden nationalen Pokal-Wettbewerben maß Conte anfangs keine große Bedeutung bei, indem er etliche nominelle Ersatzspieler aufs Feld schickte. Im League Cup scheiterten die Blues deshalb bereits im Oktober, im FA Cup kämpften sie sich trotzdem bis ins Viertelfinale und erreichten dann mit Siegen gegen Manchester United und Tottenham in Beinahe-Bestbesetzung das Finale (gegen Arsenal), weshalb nun sogar das Double möglich ist.

Die wichtigen Spieler von Chelsea konzentrierten sich somit fast die gesamte Saison lang einzig und alleine auf die Meisterschaft. Die Stammformation fand sich von Woche zu Woche besser und Conte hatte keinen Grund zu rotieren, da keine Überbelastung drohte. Kein Stammspieler fiel längerfristig verletzt aus und mit N'Golo Kante, David Luiz und Marcos Alonso erwiesen sich drei der vier kostspieligen Sommer-Neuzugänge als absolute Verstärkung - der vierte, Michy Batshuayi, erzielte den Treffer, der letztlich den Titel fixierte.

Conte wählte aber nicht nur die richtigen Neuzugänge aus, sondern richtete mit seiner kumpelhaften Art auch alteingesessene, aber verunsicherte und außer Form geratene Spieler auf. Speziell Eden Hazard und Diego Costa steigerten sich im Vergleich zur enttäuschenden Vorsaison enorm. Den eigentlich schon abgeschriebenen gelernten Stürmer Victor Moses beorderte Conte auf ungewohnter Position in die Stammelf und machte ihn so zu einem wichtigen Baustein der Meister-Mannschaft.

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Entscheidende System-Umstellung

Der Schlüssel zum Erfolg war neben Contes Spieler-Auswahl und Menschenführung aber vor allem seine System-Umstellung am 6. Spieltag. Die Blues lagen damals zur Halbzeit mit 0:3 bei Arsenal zurück, woraufhin Conte die taktische Ausrichtung von 4-1-4-1 auf 3-4-2-1 änderte. Bis zum Saisonende hielt er an diesem System fest und verlor nur mehr drei von 30 Spielen. Seine Trainer-Rivalen experimentierten dagegen taktisch und personell munter, ob gezwungenermaßen oder freiwillig, und überforderten ihre Teams damit teilweise.

Contes Maxime ist es nicht, mit viel Ballbesitz den Gegner einzuschnüren, sondern aus einer gesicherten Defensive heraus blitzartig und zielstrebig umzuschalten. In den bisherigen Saisonspielen hatte Chelsea einen Ballbesitz-Anteil von nur knapp über 50 Prozent und dominierte seine Gegner trotzdem. Contes Spieler setzen seine Vorstellungen annähernd perfekt um.

Bei seiner Vorstellung in London im vergangenen Juli sagte Conte: "Der Trainer ist ein Schneider, der das beste Kleid aus seinem Team machen muss." In den darauffolgenden zehn Monaten hat er ein preisgekröntes Kleid geschneidert. Conte verstand es besser als all seine begeistert empfangenen und hochgelobten Rivalen, eine Spielweise zu schaffen, die Premier-League-typische Physis mit ausländischer Kreativität kombiniert.

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