Englands Talente seien keineswegs schlechter zu bewerten als deutsche Nachwuchskicker, berichtet Klopp. Aber: "Was in Deutschland besser ist: Es ist weniger Druck drin", betont der ehemalige Mainz- und Dortmund-Coach. "In England bist du bis zur U18 Jugendspieler, in Deutschland bis zur U19. Ich finde, das ist ein ganz wichtiges Jahr. Wenn du es in England mit 18 noch nicht gepackt hast, wirst du schon angezweifelt."
In Liverpool wolle er demnach die Faktoren Druck und Zeit etwas entschleunigen - dabei setzt er auch auf das Reserveteam der Reds. "Ich fand es in Deutschland schon immer schlecht, dass einige Vereine ihre Amateurmannschaften abgemeldet haben, weil ich einfach diesen Zeitdruck nicht verstehe. Das wird auch in Liverpool nicht passieren, solange ich hier bin."
Sein Team wolle den jüngeren Spielern "ein Umfeld geben, in dem sie sich, zu allererst einmal bis zu einem gewissen Alter, nicht unter Druck fühlen. Die Persönlichkeitsentwicklung fängt nicht damit an, dass man sich schon im Kindesalter durchsetzen muss".
Dabei könne auch nicht Lionel Messi als Vorbild herhalten: "Wir können immer gerne die Geschichte von Lionel Messi erzählen: Er war immer kleiner als alle anderen und musste sich immer durchsetzen. Aber trotzdem hat sich von den Millionen, die auch kleiner sind als andere, nur Lionel Messi durchgesetzt - schlicht weil er einfach unfassbar gut ist", führt Klopp aus: "Viele andere sind hängen geblieben, weil sie sich durchsetzen mussten und das noch nicht konnten. Vielleicht hätte man besser auf diese Jungs achtgegeben."
Jürgen Klopp im Steckbrief