Die zwei Premier-League-Rivalen Arsenal und Chelsea trafen in der Saisonvorbereitung in China in einem Testspiel aufeinander. Giroud machte sich irgendwann für seine Einwechslung bereit, er sollte für Lacazette kommen. Doch durfte es erstmal nicht, da Girouds Name fälschlicherweise nicht in den Papieren des offiziellen Spieltagskaders eingetragen war.
Ein Fehler, der für die Gunners beim ersten Premier-League-Spiel gegen Leicester City fatale Folgen gehabt hätte. Denn Giroud köpfte das entscheidende 4:3 und brachte das Emirates Stadium zum Beben - obwohl er zuvor schon fast abgeschrieben war. Bei zahlreichen Vereinen aus der Premier League und aus der Ligue 1 soll der Franzose begehrt gewesen sein. Zuletzt tauchte sogar der BVB auf der Interessentenliste auf.
Doch Giroud hielt Arsenal die Treue und geht nun in seine sechste Saison bei den Gunners. 2012 wechselte Giroud aus Montpellier nach London. Wenige Wochen nach seiner Ankunft verabschiedete sich Stammstürmer Robin van Persie zu Manchester United. Giroud sollte sein Nachfolger werden.
Sanchez, Welbeck und Co. als Konkurrenten
24 Mal stand er in seiner ersten Premier-League-Saison bei Arsenal in der Startelf, 36 Mal in der zweiten. Giroud entwickelte sich zum Stammspieler. Mit Wucht und physischer Präsenz. Mit Attributen, die eigentlich nicht ideal ins technische, kombinationslastige Spiel von Wengers Team passen.
Also machte sich Wenger bald auf die Suche nach einem mobileren, schnelleren Spieler für die Spitze und stieß dabei auf Alexis Sanchez und Danny Welbeck. Außerdem holte er Lucas Perez und in diesem Sommer eben Lacazette. Wieder ein neuer Stürmer, gegen den sich Giroud behaupten muss. Noch nie erschien die Ausgangslage des 30-Jährigen so schlecht wie vor der Saison 2017/18.
Doch Giroud blieb, traf und wurde emotional. "Ich habe in meiner Karriere ein paar Titel gewonnen, das ist mir schon wichtig. Doch es zählt für mich auch etwas anderes", erklärt er auf der Gunners-Webseite: "Und zwar, dass mich die Fans als loyalen Kämpfer auf dem Platz ansehen. Einen, der immer das Beste für sein Team gibt." Emotionalisiert sagt er: "Da war etwas in meiner Seele und in meinem Herzen das mir sagte zu bleiben. Es werden noch schöne Tage für mich bei Arsenal folgen."
Schöne Tage, aber in einer anderen Rolle. Als Einwechselspieler und Plan B. Der neue Plan A ist Lacazette. Ein Spielertyp, der aus der Sicht Wengers besser zu Arsenals Spiel passt. Lacazette ist schneller als Giroud und kann mit seinen plötzlichen Bewegungen Angriffe ins Rollen bringen. Lacazette treibt das Spiel gemeinsam mit Özil nach vorne und hilft auch mal in der Abwehr aus, wenn es die Situation verlangt.
Olivier Girouds neue Rolle
Giroud entwickelt sich dagegen zum Joker-Experten. Bereits in der vergangenen Saison wurde er häufig in schwierigen Momenten eingewechselt und erzielte insgesamt zwölf Tore, sieben davon schoss er gar in den letzten zehn Spielminuten. Giroud traf aber nicht nur, sondern bereitete auch vor. Im FA-Cup-Finale im Mai kreierte er mit einer Ecke Aaron Ramseys Siegtreffer.
Für Wenger ist Giroud auf der Bank ein Luxus. Die Möglichekit zu reagieren und Spielen späte Wendungen zu geben. Der Trainer sprach von einem der schönsten Momente seiner vergangenen Wochen, als er von Girouds Wunsch zu bleiben erfuhr. Der Gunners-Coach hat nun zwei Stürmer mit unterschiedlichen Qualitäten, die er in unterschiedlichen Situationen einsetzen kann.
Im französischen Nationalteam sind die Fähigkeiten der beiden Landsmänner dagegen anders gewichtet. Dort kommt Giroud regelmäßig zum Einsatz, während Lacazette meist zuschauen muss. Er war nicht mal im Kader der Europameisterschaft 2016. Für Nationaltrainer Didier Deschamps ist Giroud der passendere Spieler.
Für Wenger ist er nur dann passend, wenn Arsenal in Rückstand liegt. Wenn das Spiel einen neune Impuls braucht. Wenn Wucht und Hartnäckigkeit im Strafraum gefragt sind. Hartnäckigkeit an der Seitenlinie bewies Giroud dagegen bei besagtem Testspiel gegen Chelsea. Nach einigen Minuten der Diskussion erlaubten die Offiziellen die Einwechslung von Giroud doch noch.