Mit Alexis Sanchez hat der FC Arsenal im Tausch gegen Henrikh Mkhitaryan erneut einen Weltklasse-Spieler verloren. Die Wechsel-Begründungen der beiden Spieler demaskieren Arsenals Niedergang in aller Deutlichkeit.
2007, nur ein Jahr nachdem der FC Arsenal das Finale der Champions League erreichte, verließ die Vereinsikone Thierry Henry den Klub. Er wollte weiterhin wichtige Titel gewinnen und glaubte nicht mehr daran, das mit Arsenal zu erreichen. Mit seinem Abschied leitete Henry den Niedergang des Klubs ein. Den sportlichen Niedergang und den Niedergang des eigenen Selbstverständnisses.
War Arsenal in der Premier League zuvor stets Titelkandidat und innerhalb von zehn Jahren sogar dreimaliger Meister, herrschte fortan zunehmend Zufriedenheit mit dem Erreichen der Champions-League-Plätze. In der vergangenen Saison gelang nicht einmal mehr das. Arsenal hat seinen Status als führender Klub Englands verloren. Und das hat vor allem mit der zögerlichen Transferpolitik des Vereins zu tun. Der Transferpolitik Arsene Wengers.
Nach Henry verließen weiterhin die besten und titelhungrigsten Spieler den Verein. Cesc Fabregas, Samir Nasri, Robin van Persie. Und nun eben Alexis Sanchez. Ersetzt wurden sie stets von etwas schwächeren. Oftmals auch unerfahreneren, die den gestellten Aufgaben noch nicht gewachsen waren. Von Jahr zu Jahr wurde der Kader unstrukturierter und unspektakulärer, ja langweiliger. Der aktuelle kann nicht mehr den Fußball spielen, der den Klub in Wengers ersten Jahren als Arsenal-Trainer berühmt und verehrenswert gemacht hat.
Vergangenheitsverehrung vs. Zukunftsaussichten
Zunehmend lebt Arsenal deshalb von der Vergangenheit. Die Aussagen von Sanchez und Henrikh Mkhitaryan nach deren Spielertausch demaskierten den Niedergang in aller Deutlichkeit - ganz unabhängig vom sportlichen Wert der getauschten Spieler und Arsenals Zwang, den unzufriedenen Sanchez zu verkaufen, um ihn sechs Monate später nicht ablösefrei zu verlieren.
"Für mich ist ein Traum wahr geworden, ich wollte schon immer für Arsenal spielen", begründete Mkhitaryan seinen Wechsel. Er habe Arsenals Spielweise immer verehrt, erklärte er, "und natürlich war ich in das Spiel von Thierry Henry verliebt." Mkhitaryan wuchs mit dem großen Arsenal auf, dem Arsenal, das es nicht mehr gibt - aber er kam genau deshalb. Er kam wegen der Vergangenheit.
Sanchez dagegen erklärte nach dreieinhalb Jahren im Verein zum Abschied, er freue sich mit seinem Wechsel zu Manchester United "wahnsinnig, dem größten Klub der Welt beizutreten". Sanchez ging wegen der Zukunftsaussichten, er will Titel gewinnen: "Die Premier League, die Champions League, alles." Sanchez' Abschiedsmotivation erinnert an Henrys von 2007, er hat sich sogar von ihm inspirieren lassen. "Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Thierry Henry", schrieb Sanchez auf Instagram: "Er hat den Klub damals aus den gleichen Gründen verlassen wie ich jetzt."
Henry jedenfalls gewann mit seinem neuen Klub Barcelona bald die Champions League, Fabregas den spanischen Meistertitel. Van Persie und Nasri holten mit Manchester United und City die Premier League. Sie alle verließen Arsenal, um Titel zu gewinnen. Während sich der Niedergang Arsenals immer weiter beschleunigte, bekamen sie bei ihren neuen Vereinen Recht.