Lobend erwähnte der Mittelfeldspieler seinen früheren DFB-Kollegen Per Mertesacker, der zuletzt ungewöhnlich offen mit dem Spiegel über Druck im Profifußball gesprochen hatte. Zwar habe er das Interview nicht komplett gelesen, dennoch sei "es toll, dass er so offen damit umgehen kann. Das können viele wahrscheinlich nicht", erklärte Gündogan.
ManCitys Gündogan hat keine Probleme mit Ehrlichkeit
Er selbst habe keine Probleme mit Druck, sondern brauche diesen sogar für sein Spiel. "Das macht den Profi-Sport auch aus, nicht nur den Fußball, sondern auch alle anderen Sportarten. Wenn es etwas zu erreichen gibt, wenn die ganze Welt zuschaut, wenn es im Fernsehen läuft, dann sind ganz viele Augen darauf gerichtet und dann ist der Druck natürlich automatisch größer", so Gündogan.
"Es sollte eigentlich nicht viele Tabuthemen geben", meinte Gündogan weiter. Er selbst habe "kein Problem damit, Fragen ehrlich zu beantworten oder auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen und private Fragen zu beantworten".
Schlimm sei es hingegen, "wenn man sich immer verstellt. Ich kann es ehrlich gesagt nicht mehr sehen, wenn man nach dem Spiel dasteht, immer die gleichen Fragen gestellt bekommt und vorprogrammierte Antworten abgibt". Manchmal könne man zu den Fragen der Reporter "aber auch gar nicht viel anderes sagen". Gündogan wisse zwar nicht, ob man das ändern könne, solle und wolle. "Aber manchmal wünsche ich mir einfach ein bisschen mehr. Diese ganzen Interviews wirken nicht gestellt, aber vorprogrammiert und vorhersehbar."
Gündogan schlägt vor: "Mal andere Fragen stellen"
Dies komme auch bei den Fans nicht gut an, vermutet Gündogan. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand zu Hause sitzt, der sich das zum x-ten Mal anguckt und daraus irgendetwas Neues ziehen kann", bemängelte er: "Ich selbst kann das zumindest nicht und ich habe solche Interviews schon zigfach gesehen und selber auch schon gegeben." Deshalb wünsche er sich einfach mal etwas anderes. "Ich weiß nicht, ob das zu viel verlangt ist. Aber da kann man sich ja mal Gedanken machen", so Gündogan.
Für einen besseren Umgang müssten sich sowohl die Fußballer als auch die Medien verändern. Ein Lösungsansatz sei, "mal andere Fragen zu stellen". Die Fußballer sollten wiederum nicht so "festgesetzt" sein und "schon eine Antwort im Kopf haben", auf die sie vorher vielleicht sogar "von jemandem aus der Medienstelle" vorbereitet wurden.
Nationalspieler Gündogan vermisst die Spontanität
Er selbst wolle deshalb vor Interviews "gar nicht wissen, was man mich fragt", erklärte Gündogan. "Was bringt mir das? Ich will mich nicht vorher festlegen, was ich antworte. Das kann ich sowieso nicht. Ich glaube eher, dass es mich verunsichern würde, wenn man jetzt zu mir kommen und sagen würde: 'Ilkay, das sind die zehn Fragen hier, ließ sie dir durch.'"
Dass ein solches Gebaren inzwischen eher die Regel als die Ausnahme ist, sei schade und beraube einen zudem der Möglichkeit, spontan zu sein. "Spontan ist ja meistens ehrlich. So hat man aber gar nicht mehr die Möglichkeit, zu 100 Prozent ehrlich zu sein und aus dem Bauch heraus zu antworten." Stattdessen sei es "meistens ein bisschen vom Kopf gesteuert und das finde ich ein bisschen schade, weil ich finde, dass ganz, ganz viele Fußballer auch mehr zu bieten haben." Das betreffe sogar "einen sehr großen Teil. Manche wollen das zwar nicht, das muss man auch respektieren. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass viele offen dafür wären. Und gerade die Leute, die zu Hause sitzen, würden sich darüber bestimmt nicht beschweren. Im Gegenteil."