Leicester Citys verstorbener Besitzer Vichai Srivaddhanaprabha: Der andere Boss

Nino Duit
13. November 201819:44
Vichai Srivaddhanaprabha feierte mit Leicester City in der Saison 2015/16 den Premier-League-Titel.getty
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Der Besitzer von Leicester City Vichai Srivaddhanaprabha (60) ist am Samstag bei einem Helikopter-Absturz tödlich verunglückt. Er war mehr, als der gewöhnliche Eigentümer eines Premier-League-Vereins. Er kümmerte sich gleichermaßen um Spieler, Fans und die ganze Stadt.

Christian Fuchs saß in seiner Loge im King Power Stadium in Leicester und lachte, als er im SPOX-Interview im Herbst 2017 gefragt wurde, ob er den Namen seines Bosses eigentlich aussprechen könne. Könne er nicht, gab Fuchs zu, obwohl er damals schon seit über zwei Jahren für Leicester spielte: "Wir nennen ihn nur Vichai."

Der Boss wurde geduzt und das lag nur einerseits an den vielen und wild durcheinandergewürfelten Buchstaben seines Nachnamens. Andererseits und viel mehr lag es an seiner Herangehensweise. Srivaddhanaprabha sah sich stets eher als Familienmitglied, denn als Familienoberhaupt. Einer von vielen.

"Dauernd will er mit uns Spielern in Kontakt treten und das Gefühl haben, für uns da zu sein", sagte Fuchs damals. "Er ist kein Boss, der den großen Macker spielt, sondern einer, mit dem man viel Spaß haben kann." Immer wieder soll er die Mannschaft zum Essen ausgeführt haben - und das Vergnügen war beiderseits. Jamie Vardy etwa lud Srivaddhanaprabha sogar zu seiner Hochzeit ein.

Srivaddhanaprabha: Reichtum dank zollfreier Flughafenshops

Für knapp 44 Millionen Euro hatte Srivaddhanaprabha 2010 den Verein gekauft, der damals in der zweitklassigen Championship spielte. Sein Vermögen wurde auf rund fünf Milliarden Euro geschätzt, er galt als der fünftreichste Mann Thailands. Zu seinem Reichtum verhalf Srivaddhanaprabha seine Firma King Power, die zollfreie Flughafenshops betreibt. Mit dem Einsetzen des Massentourismus nach Thailand in den 1990er Jahren begann der Boom.

Als Belohnung für seine Verdienste um die nationale Wirtschaft bekam Srivaddhanaprabha vom thailändischen König Bhumibol irgendwann einen neuen Nachnamen. Sein ursprünglicher Raksriaksorn wurde durch Srivaddhanaprabha ersetzt. Zu deutsch: "Licht des fortschrittlichen Glanzes"

Srivaddhanaprabha: Premier-League-Titel mit Leicester

Seit der Übernahme 2010 brachte er dem dahindarbenden Leicester City sportlichen Glanz. Von Jahr zu Jahr steigerte sich die Mannschaft in der Tabelle; 2014 stieg sie schließlich in die Premier League auf; 2015 war sie eigentlich schon abgestiegen, ehe sie sieben der letzten acht Spiele gewann und doch noch die Klasse hielt; 2016 wurde sie unter Trainer Claudio Ranieri Meister.

Es war ein Wunder und als Dank für das Wunder parkte Srivaddhanaprabha allen Spielern einen blauen BMW i8 vor das Stadion. "Als ich damals die ganzen Autos sah, fragte ich mich schon, ob ich jetzt in einer anderen Welt bin", erinnerte sich Fuchs. "Er ist sehr großzügig und will, dass der Verein wie eine Familie geführt wird. Wenn er stolz auf seine Jungs ist, dann will er uns das einfach zeigen."

Seit Samstagabend stehen vor dem Stadion keine BMWs. Stattdessen liegen dort hunderte, vielleicht auch tausende Blumen, Schals, Fahnen und persönliche Botschaften. Leicester trauert um Srivaddhanaprabha, der am Samstagabend nach dem Premier-League-Spiel von Leicester gegen West Ham United unweit des Stadions mit seinem Helikopter abgestürzt war. Er war einer von fünf Insassen, alle verstarben.

Die emotionale Reaktion der Fans zeigt, dass Srivaddhanaprabha mehr war als ein gewöhnlicher Premier-League-Klub-Besitzer. Er war nicht nur ein nach Ruhm dürstendes Phantom im Hintergrund, sondern stets präsent und engagiert.

Srivaddhanaprabha: Spenden und Freibier

Srivaddhanaprabha kümmerte sich um Klub und Stadt gleichermaßen. Einst spendete er 2,25 Millionen Euro für ein Kinderkrankenhaus in Leicester, der Medizinischen Fakultät vermachte er 1,12 Millionen. Als unter einem Parkplatz Überreste von König Richard III gefunden wurden, bezahlte er über 100.000 Euro für die Freilegung und Überführung in die Kathedrale von Leicester. Erst vor wenigen Tagen wurde der Bau eines 112 Millionen Euro teuren Trainingszentrums abgesegnet.

"Seine ganze Familie wird für das, was sie für den Klub und die Stadt getan hat, geliebt", sagte Cliff Ginetta, Präsident der Fan-Vereinigung. Vardy nannte Srivaddhanaprabha "eine Legende, einen unglaublichen Mann mit dem größten Herzen". In einem Klub-Statement hieß es: "Er war ein Mann der Güte, der Großzügigkeit. (...) Unter seiner Führung war Leicester City eine Familie." Das zeigte sich unter anderem stets an seinem Geburtstag am 4. April. Dann verschenkte Srivaddhanaprabha Kuchen und Hotdogs an die Fans und ließ außerdem Freibier ausschenken.