Vom Bayern-Schreck zum Trainer bei Manchester United: Wer ist Ole Gunnar Solskjaer?

Von Robin Bairner
Ole Gunnar Solskjaer tritt bei Manchester United die Nachfolge von Jose Mourinho an.
© getty

Der Norweger Ole Gunnar Solskjaer ist seit 2008 im Trainergeschäft unterwegs. Nun muss der einstige Fanliebling beweisen, dass er bei Manchester United ein guter Nachfolger für Jose Mourinho ist.

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Ole Gunnar Solskjaer - diesen Namen verbindet man in Deutschland vor allem mit einem Spiel: Im legendären Champions-League-Finale 1999 in Barcelona war es der Norweger, der für Manchester United in der 93. Minute den Siegtreffer beim 2:1 gegen Bayern München erzielte und dem deutschen Rekordmeister den schon sicher geglaubten Titel doch noch aus den Händen riss. Spätestens mit diesem Tor wurde Solskjaer zum absoluten Fan-Liebling bei den Red Devils - 19 Jahre nach seinem legendären Tor ist er nun zurück in Old Trafford.

Am Dienstag entließ United Trainer Jose Mourinho und stellte gut 24 Stunden später den 45-Jährigen als Übergangslösung bis zum Saisonende vor. Dabei dürfte klar sein, dass der ehemalige Stürmer auch zur dauerhaften Lösung mutieren könnte, wenn die Resultate passen. Viel schlechter laufen als bisher kann es für den neuen Trainer dabei eigentlich gar nicht: Der englische Rekordmeister hat den schlechtesten Saisonstart seit 28 Jahren hingelegt und liegt als Sechster der Premier League schon elf Punkte hinter den Champions-League-Plätzen.

SPOX und Goal stellen den Mann, dessen Trainer-Karriere auf der Insel bisher unter keinem guten Stern stand, vor.

Was hat Ole Gunnar Solskjaer bisher als Trainer erreicht?

Seit 2011 ist Solskjaer als Cheftrainer tätig. Damals begann er in seiner Heimat Norwegen bei Molde und hat sich von dort aus nun auf den Chefsessel bei Manchester United hochgearbeitet. Bereits vor seinem ersten Engagement als Alleinverantwortlicher durfte er allerdings auch schon bei United reinschnuppern: Unter Trainerlegende Sir Alex Ferguson war er zunächst der Coach für die Stürmer der ersten Mannschaft, danach übernahm er das Reserveteam der Red Devils.

Bei Molde lieferte Solskjaer sofort: In seiner Debütsaison übertraf er mit dem Team alle Erwartungen und holte die erste Meisterschaft der Klubgeschichte - passend zum hundertjährigen Bestehen des Vereins. Es war eine Leistung, die sofort die Interessenten auf den Plan rief, doch Solskjaer wollte nichts überstürzen. 2012 lehnte er eine Rückkehr nach England ab, als ihm Aston Villa den Posten des Cheftrainers anbot. "Ich habe schon lange gesagt, dass ich gerne in der Premier League trainieren würde, aber ich selbst jage nicht diesen Jobs hinterher", erklärte er damals.

In der norwegischen Tippeligaen verteidigte er zunächst mit Molde seinen Titel, bevor eine schwierigere Saison folgte: Der Meister landete schließlich nur auf einem enttäuschenden sechsten Platz. Das war für Solskjaer der Zeitpunkt des Abschieds aus Norwegen - und es ging für ihn zurück auf die Insel. Bei Cardiff City wurde er Nachfolger von Malky Mackay.

Ole Gunnar Solskjaer: Seine bisherige Trainer-Karriere im Überblick:

ZeitspanneVerein07/
07/2008 - 12/2010Manchester United (Reserve)
01/2011 - 12/2013Molde FK
01/2014 - 09/2014Cardiff City
10/2015 - 12/2018Molde FK
12/2018 -Manchester United

"Ich freue mich, dass ich zurück in der Premier League bin. Ich musste mich natürlich mit meiner Familie besprechen, aber das ist eine tolle Chance für mich", sagte er damals den Medienvertretern. Seine Zeit in der Premier League war allerdings nur kurz, denn er konnte Cardiff nicht vor dem Abstieg bewahren. Was für ihn und den Klub noch schlimmer war: Es wurde unter Solskjaer nicht besser, der Verein rutschte vom 16. auf den letzten Platz, weil die Mannschaft unter ihm nur zwölf Punkte aus 18 Duellen holte und das Torverhältnis von 17:42 desaströs war. Cardiff hielt zunächst an Solskjaer fest, doch nachdem die Mannschaft auch in der zweiten Liga nur noch Tabellen-15. war, wurde der Norweger im September 2014 entlassen.

2015 kehrte er zu Molde zurück und feierte dort wieder Erfolge, indem er das Team zu mehreren Vizemeisterschaften führte. Als er seinen Vertrag um drei Jahre verlängerte, sagte er: "Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass es mir hier gefällt. Wir haben uns in der Tabelle langsam nach oben gearbeitet und ich erwarte, dass wir uns weiterentwickeln und in den nächsten Jahren um Titel und die internationalen Plätze mitspielen."

Jetzt kommt allerdings alles anders für ihn - und es geht wieder zurück in die Premier League, zurück zu Manchester United. "Manchester United ist in meinem Herzen. Es ist toll, in dieser neuen Rolle zurückzukehren. Ich freue mich darauf, mit dem talentierten Kader zu arbeiten", sagte er nach seiner Anstellung der Klub-Webseite.

Wie lässt Ole Gunnar Solskjaer seine Mannschaft spielen?

Der bisherige Saisonverlauf von Manchester United hat viele Fragen aufgeworfen: Warum ist die Abwehr nicht mehr so sicher wie in der Vorsaison? Wie können Romelu Lukaku und Alexis Sanchez effektiv zusammenspielen? Welche Rolle soll Paul Pogba in der Zentrale übernehmen? Das sind nur drei Aspekte, denen sich Solskjaer nun widmen muss.

Als ehemaliger Stürmer ist es nicht besonders überraschend, dass der Norweger seine Teams gerne offensiv spielen lässt. Ein mutiger Ansatz wäre bei United das genaue Gegenteil der Herangehensweise von Mourinho, der vor allem in den Top-Spielen einem destruktiven Ansatz vertraute. Bei Cardiff scheiterte Solskjaer jedoch mit der forschen Art, die er seinen Spielern verordnete, weil die Qualität des Kaders wohl nicht ausreichte, um Dominanz ausüben zu können. "Ich habe in Cardiff viel gelernt. Ich habe viel darüber nachgedacht und erkannt, dass ich damals als Trainer noch nicht so gut und so reif war wie jetzt", bekannte er dem Dagbladet.

Bei United hat er nun qualitativ deutlich bessere Spieler zur Verfügung - und er hat in der Vergangenheit bereits klargemacht, dass die Mannschaft rund um Paul Pogba aufgebaut werden sollte. Die Form des französischen Weltmeisters litt in den vergangenen Monaten unter dem problematischen Verhältnis zu Trainer Mourinho, der Wechsel hin zu Solskjaer dürfte auch für Pogba ein Neustart und damit ein Glücksfall sein.

Das ultimative Ziel von Solskjaer ist es, ein United wie das unter Trainer-Legende Ferguson zu schaffen: Eine Mannschaft, die mit unbedingtem Siegeswillen, unbändigem Einsatz und einer klaren Überlegenheit ihre Spiele gewann. "Er war für mich als Fußballer einfach alles", sagte Solskjaer einmal über Ferguson. "Ich habe unter ihm gelernt, wie man als Trainer sein muss", fügte er hinzu. Die United-Fans werden hoffen, dass sich der Lerneffekt auch schnell in besseren Resultaten auf dem Platz zeigt.

Was hat Ole Gunnar Solskjaer als Spieler erreicht?

Solskjaer ist jedem Fan von Manchester United ein Begriff, denn schließlich spielte der Stürmer mit großem Erfolg elf Jahre lang für den Klub. Er kam 1996 mit 23 Jahren zu den Red Devils, als die Engländer umgerechnet rund zwei Millionen Euro für den Stürmer aus Molde bezahlten. In Norwegen hatte er mit 31 Toren in 42 Erstligaspielen auf sich aufmerksam gemacht.

Im Old Trafford wurde Solskjaer vor allem als 'Super Sub', also als Einwechselspieler mit besonderen Qualitäten, bekannt. Mit insgesamt 17 Toren, die er von der Bank aus kommend erzielt hat, hält er bis heute den Rekord in der Premier League. In der Saison 1998/99 gelangen ihm gleich vier Tore bei einem Kurzeinsatz gegen Nottingham Forest, als United mit 8:1 siegte. Und zum Ende der Saison folgte dann sein großer Auftritt im CL-Finale gegen die Bayern.

Solskjaer absolvierte 359 Pflichtspiele für United, in denen ihm 123 Treffer gelangen. Dass er dem Klub während der langen Zeit treu blieb, brachte ihm große Wertschätzung und Zuneigung der United-Fans ein. Und die Anhänger durften mit Solskjaer im Team auch regelmäßig feiern: Der Norweger gewann sechs Meisterschaften, zwei FA Cups und natürlich die Königsklasse mit seinem Team.

Die Leistungen in England fanden in Solskjaers Heimat Norwegen, für welche er 67 Länderspiele machte und an einer WM und einer EM teilnahm, großen Anklang: Für seine "Verdienste um das Vaterland" wurde er mit dem St.-Olav-Orden erster Klasse ausgezeichnet.

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