Es ist viel zu groß, es ist gebraucht und es riecht übel. Letzteres wird sich wohl auch nicht so schnell ändern. Schließlich wird es nicht gewaschen. Die Rede ist von Paul Pogbas Trikot, das ein junger United-Fan nach Abpfiff der Partie im Cardiff City Stadium ergatterte.
Das wäre bis vor kurzem gar nicht möglich gewesen. Schließlich spielte der Franzose zuletzt keine Rolle mehr im System von Jose Mourinho. Einen lachenden Pogba hat man in Manchester gefühlt noch länger als nur die vergangenen beiden Wochen nicht gesehen.
Der Franzose steht sinnbildlich für die neue Positivität bei United. Dabei ist Interimstrainer Ole Gunnar Solskjaer doch gerade einmal vier Tage im Amt. Was kann sich da schon großartig tun?
Fußball genießen, lächeln und Manchester United sein
"Die Trainer lächeln, sie sind glücklich, und das färbt auf die Spieler ab", meint United-Legende Wayne Rooney. Er bestätigte, dass es einige Reibereien zwischen Teilen der Mannschaft und des Trainerstabs gegeben habe.
Der englische Rekordnationalspieler stand in den vergangenen Tagen in engem Kontakt mit Solskjaer.
Der Norweger klärte bei BT Sport auf: "Wayne sagte uns, wie wichtig es für uns sei, den Fußball zu genießen, zu lächeln, vorwärts zu gehen und einfach Manchester United zu sein."
Marcus Rashford: "Das war erst der Anfang"
Positivität als Allheilmittel? Leichter gesagt, als getan. Doch offensichtlich setzte das Team die neuen "Vorgaben" gut um.
"Ich bin mir nicht sicher, ich denke, es war das schnelle Spiel. Wir spielten sehr schnell nach vorne und waren positiv in unseren Aktionen", sagte Doppeltorschütze Jesse Lingard.
Marcus Rashford fügte an: "Er möchte, dass wir positiv am Ball sind und immer nach den Lücken suchen. Positiven Fußball spielen und das war heute erst der Anfang. Wir werden uns verbessern."
United schoss zuletzt 2013 fünf Tore in einem Ligaspiel
Fünf Tore in einem Ligaspiel. Das schaffte United zuletzt beim 5:5 gegen West Bromwich im Mai 2013. Es war das letzte Spiel unter der Leitung von Sir Alex Ferguson.
Solskjaers Einstand als United-Trainer hätte besser kaum laufen können. Schon nach drei Minuten riss er zum ersten Mal die Fäuste in den Nachthimmel von Cardiff.
"Ich bin stolz und bescheiden. Es war die ganze Woche über emotional, es ist ein toller Anfang und wir machen weiter", sagte Solskjaer, denn: "Nichts ist schneller Geschichte als ein Fußballspiel."
Solskjaer hat nur Zeit für "ein paar kleine Details"
Erst recht nicht, wenn schon am zweiten Weihnachstfeiertag direkt die nächste Aufgabe auf United wartet: Huddersfield (PL-Konferenz ab 16 Uhr live auf DAZN und im LIVETICKER). Danach? Drei Tage Pause, bevor Bournemouth ins Old Trafford kommt. Der Terminkalender ist eng gestrickt.
"Wir können in den nächsten Trainingseinheiten nicht viel mehr tun, als an ein paar kleinen Details zu arbeiten", gab Solskjaer zu.
Dennoch ließen sich im Spiel gegen Cardiff einige taktische Grundzüge des Manchester Uniteds unter Solskjaer erahnen. Der Norweger ließ im 4-3-3-System spielen - das ist nicht wirklich neu für die Mannschaft.
Auch Mourinho setzte häufiger auf dieses System. Nur: Solskjaer ermutigte auch die Außenverteidiger Luke Shaw und Ashley Young, sich deutlich mehr in die Offensive einzuschalten. "Wir hatten eine kleine Sitzung über Spielmuster. Wir wollten, dass Ashley und Luke mehr pushen", erklärte Solskjaer. Auch Pogba und Co. hatten mehr Freiheiten im Spiel nach vorne.
Cardiff-Spiel nur bedingt aussagekräftig
Trotz der offensiven Ausrichtung zeigte United eine gute Balance und ließ nur drei Schüsse aufs Tor zu. Solskjaer fordert einen Mehraufwand seines Teams. Er gewährt seiner Mannschaft Freiheiten, solange das Fundament, die Defensive, nicht darunter leidet.
Sicher, der Gegner hieß immer noch Cardiff. Dessen Trainer Neil Warnock attestierte seiner Mannschaft eine "Sunday-League-Defensive". Und wie Solskjaer selbst sagte, ist nichts schneller Geschichte als ein Fußballspiel. Dem Spiel sollte man nicht zu viel Gewichtung beimessen. Dennoch versprüht United eben jene Ausstrahlung, die zuletzt fehlte.
In dieser Atmosphäre gilt es jetzt, Spiele zu gewinnen. Aus Siegen gewinnt man Selbstvertrauen. Aus Selbstvertrauen könnten den Teufeln wieder Hörner wachsen. Wie das so schnell gehen soll? Nun. "Fußball ist einfach, wenn man gute Spieler hat", sagt Solskjaer und grinst, "und wir haben einen großen Haufen von Spielern mit unglaublicher Qualität."