Brightons Pascal Groß im Interview: "Nach dem Klassenerhalt lud uns der Präsident nach Las Vegas ein"

Pascal Groß spielt seit Sommer 2017 für Brighton & Hove Albion.
© getty
Cookie-Einstellungen

Der Sprung in die Profimannschaft gelang Ihnen in Hoffenheim nicht. Stattdessen wechselten Sie 2011 zum Karlsruher SC - gemeinsam mit Ihrem langjährigen Kumpel Terrazzino.

Groß: In Karlsruhe habe ich dann sogar mit ihm zusammen und Hakan Calhanoglu, der wie wir beide aus Mannheim stammt, in einer WG gewohnt. Wir drei verstanden uns super und hatten viel Spaß. Das Jahr beim KSC habe ich generell sehr genossen. Das ist ein toller Verein in einer tollen Stadt. Ärgerlich war nur der Abstieg am Ende der Saison.

Wie stand es um die Ordnung in der WG?

Groß: Ich war auf jeden Fall der Ordentlichste von uns drei - hatte dabei aber auch keine große Konkurrenz. Im Gegensatz zu mir waren Marco und Hakan schon auf einem anderen Ordentlichkeits-Niveau.

Wie kann man sich den WG-Alltag vorstellen?

Groß: Bis auf einmal in der Woche stand immer Fußball an, aber auch den letzten Tag verbrachten wir gemeinsam. Egal was los war, wir haben es zusammen gemacht. Sogar wenn wir heim nach Mannheim zu unseren Familien gefahren sind, waren wir gemeinsam unterwegs. Unsere Familien kennen sich auch untereinander. Bevor Hakan zum KSC wechselte, spielte er in der Jugend von Waldhof Mannheim, wo ihn mein Vater trainierte. Da habe ich auch manchmal zugeschaut.

Pascal Groß (Zweiter v. r.) bei einem Freundschaftsspiel der Hoffenheimer Profis mit seinem Kumpel Marco Terrazzino (l.) sowie Albert Max und Marvin Compper.
© getty
Pascal Groß (Zweiter v. r.) bei einem Freundschaftsspiel der Hoffenheimer Profis mit seinem Kumpel Marco Terrazzino (l.) sowie Albert Max und Marvin Compper.

Calhanoglu lobte mal, dass ihm Ihr Vater seine Freistoß-Schusstechnik beigebracht habe. Auch Sie schießen hervorragende Standards. Wer bekam beim KSC den Vorzug?

Groß: Generell wechselten wir uns ab, aber ich habe ein bisschen mehr Ecken und er mehr direkte Freistöße geschossen. Hakans direkten Freistöße sind eine Klasse für sich.

Wie eng ist Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater Stephan, der auch mal Fußballprofi war?

Groß: Sehr eng! Er schaut sich meine Spiele von der Tribüne aus an und erkennt viele Aspekte, die ich auf dem Platz nicht wahrnehme. Seine Tipps geben mir eine ganz andere Perspektive und das hilft mir enorm.

Nach dem Abstieg 2012 verließen Sie den KSC und wechselten zum FC Ingolstadt. Nach Hoffenheim war das Ihr zweiter Verein ohne große Historie. Vermissten Sie die Emotionalität?

Groß: Ich habe in Ingolstadt Spiele mit super-emotionaler Stimmung erlebt und die Fanbase wuchs im Laufe der Zeit auch, aber das ist natürlich nicht vergleichbar mit beispielsweise dem KSC. Es ist etwas Besonderes, für einen Verein mit solchen Fans wie die des KSC zu spielen.

Spielen die Fans wirklich so eine große Rolle?

Groß: Auf jeden Fall! Wenn die Fans in Karlsruhe - oder auch in Frankfurt, Köln oder Hamburg - so eine irre Stimmung machen, hilft einem das als Spieler natürlich enorm. Bei diesen Vereinen mit großer Fanbase besteht aber auch immer die Gefahr, dass die Stimmung bei schlechten Ergebnissen ins Negative abdriftet. Das war beim Hamburger Abstieg perfekt zu beobachten. Manche Spieler lähmt so etwas.

Einer Ihrer Trainer in Ingolstadt war Ralph Hasenhüttl. In Hoffenheim lernten Sie Ralf Rangnick kennen. Später feierten die beiden gemeinsam bei RB Leipzig Erfolge. Sind sie sich ähnlich?

Groß: Nein, ganz im Gegenteil: sie unterschieden sich schon sehr. Taktisch sind sie zwar beide auf ihre Art und Weise auf sehr hohem Niveau, aber Hasenhüttl ist darüber hinaus zwischenmenschlich viel stärker. Er ist ein großer Motivator. Von Rangnick haben sich bei mir eher sportliche Aspekte eingebrannt, vor allem sein Faible für Tempofußball.

Pascal Groß mit seinem Trainer Ralph Hasenhüttl beim FC Ingolstadt.
© getty
Pascal Groß mit seinem Trainer Ralph Hasenhüttl beim FC Ingolstadt.

Anderes Thema: Sie nutzen anders als die meisten Ihrer Berufskollegen keine sozialen Medien. Warum?

Groß: WhatsApp habe ich schon, aber Facebook, Instagram, Twitter und Co. brauche ich nicht. Für mich ist das Selbstdarstellung und Fake. Ich habe aber kein Problem damit, wenn das meine Kollegen machen. Jeder Mensch sollte seine eigenen Entscheidungen treffen. Manche profitieren von den sozialen Medien vielleicht hinsichtlich ihrer öffentlichen und medialen Präsenz - bei anderen wäre es aber auch besser, wenn sie es lassen würden.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Groß: Natürlich ist die Nationalmannschaft ein Traum von mir, aber ich hatte bisher noch nie Kontakt mit Bundestrainer Joachim Löw. Fest steht, dass ich irgendwann nach Deutschland zurückkommen werde. Vielleicht lasse ich meine Karriere ganz zum Schluss in Neckarau ausklingen. Das ist schließlich mein Verein.

Inhalt: