Sechs vormalige Gastspieler für den FC Portsmouth
Zunächst ebenfalls ein relativ unbedeutender Klub, hatte sich Portsmouth bereits kurz vor dem zweiten Weltkrieg als Erstligist etabliert. Verantwortlich dafür waren Langzeittrainer Jack Tinn (ab 1927) und Chefscout Bob Jackson, der eine der besten Scoutingabteilungen des Landes aufbaute.
Anders als etwa Aldershot handelt es sich bei Portsmouth um eine Stadt von ausreichender Größe und wirtschaftlicher Wichtigkeit für hochklassigen Profifußball. Es gab genügend potenzielle Fans und vor allem genügend potenzielle Sponsoren - und somit verhältnismäßig große finanzielle Mittel. Diese Umstände ermöglichten Portsmouth eine schnelle Reaktion nach Kriegsende. "Sofort trat der Klub an die aus dem Krieg bewährtesten und besten Gastspieler heran und versuchte, sie permanent unter Vertrag zu nehmen", sagt Farmery. "Bei den meisten gelang das und so nutzte der Klub die Situation ideal aus."
Insgesamt sechs Spieler, die während des Kriegs in Portsmouth stationiert waren und als Gastspieler für Portsmouth aufliefen, nahm der Klub danach unter Vertrag. Sie alle entwickelten sich schnell zu Leistungsträger: die beiden Schotten Jimmy Scoular (Royal Navy) und Harry Ferrier (Army), Len Phillips aus London (Marines), Jack Froggatt aus Sheffield (Royal Air Force) sowie Jimmy Dickinson (Royal Navy) und Reg Flewin (Marines) aus der Gegend um Portsmouth.
Cultured football statt Kick'n'Rush
Untereinander kannten sie sich aus dem Militär zwar nicht, sie kannten aber die selben Werte und übertrugen sie auf ihre Mitspieler: Disziplin und Kameradschaft. Es entstand eine spezielle Bindung in der Mannschaft, verstärkt wurde sie durch den Umstand, dass alle Spieler in Gehdistanz zum Fratton Park wohnten. Die Fans identifizierten sich von Beginn an mit der Mannschaft und strömten ins Stadion.
In der ersten Saison nach dem Krieg 1946/47 wurde Portsmouth zwar nur Zwölfter, das Talent der Mannschaft schien aber schon durch. Sie spielte keinen damals so beliebten Kick'n'Rush, stattdessen "cultured football", wie es Farmery nennt. Kultivierten Fußball.
Da war etwa das Mittelfeldtrio aus der präzisen Passmaschine Dickinson, dem dauerlaufenden Scoular und dem hart schießenden Froggatt. Davor Philipps, der Mann für die genialen Momente. "Ein Fußballartist, ein Spielmacher mit prächtiger Ballbehandlung und verblüffender List", schrieb der Independent in seinem Nachruf auf Philipps. Und da war noch der so wendige wie torgefährliche Flügelstürmer Peter Harris, mit 211 Toren bis heute Rekordtorschütze des Klubs. Sie alle spielten auch für ihre jeweiligen Nationalmannschaften.
Zwei Meistertitel und ein neues Outfit
Im Sommer 1947 übernahm der vormalige Chefscout Jackson den Trainerposten von Tinn, der den Verein verließ. Eine Neuerung gab es aber nicht nur auf der Bank, sondern auch im Kleiderschrank: statt wie bisher mit schwarzen Stutzen, spielte Portsmouth auf Vorschlag von Ehrenpräsident Montgomery fortan mit den bis heute verwendeten roten. Rot ist die Farbe, mit der in England den im zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten gedacht wird. Keinem Verein steht diese Symbolik besser als dem FC Portsmouth.
Mit neuem Trainer und Outfit wurde Portsmouth zunächst Achter und 1949 schließlich erstmals Meister - mit Unterstützung des Ehrenpräsidenten. "Montgomery besuchte einige Spiele im Stadion. Wenn er verhindert war, stand er im regen Briefaustausch mit den Vereinsverantwortlichen", sagt Farmery. "Nach dem letzten Spieltag überreichte er der Mannschaft im Stadion die Meisterschaftstrophäe."
Beinahe gelang Portsmouth in der Saison 1948/49 als erstem englischen Verein des Jahrhunderts sogar der Doublegewinn. Unter anderem nach einem Heimsieg gegen Derby County vor der bis heute gültigen Rekordkulisse von 51.385 Fans im Fratton Park scheiterte Portsmouth erst im FA-Cup-Halbfinale an Leicester City. In der darauffolgenden Saison verteidigte der Klub immerhin den Meistertitel, Portsmouths zweiter und bis heute letzter Triumph.
Oberbefehlshaber und Soldaten, Ehrenpräsident und Spieler
Es war die goldene Zeit der Vereinsgeschichte, die der Klub der schwärzesten Zeit der Menschheitsgeschichte zu verdanken hatte. Wenige Jahre nachdem Oberbefehlshaber Montgomery mit den Soldaten Scoular, Ferrier, Phillips, Froggatt, Dickinson und Flewin den Sieg über Nazi-Deutschland gefeiert hatte, feierte Portsmouth-Ehrenpräsident Montgomery mit den Spielern Scoular, Ferrier, Phillips, Froggatt, Dickinson und Flewin zwei Siege im wichtigsten Fußballwettbewerb des Landes.
Wie zuvor das Schlechte ging aber auch das Gute irgendwann vorbei: in den folgenden Spielzeiten entfernte sich Portsmouth immer weiter von der Spitze, stieg 1959 schließlich in die zweite Liga ab und kurz darauf gar in die dritte. Während die zerbombte Stadt wiederaufgebaut wurde, versank ihr Verein in der Bedeutungslosigkeit.