Chelseas Tammy Abraham führt die Torschützenliste der Premier League an und wurde von Englands Nationaltrainer Gareth Southgate für die anstehenden Länderspiel nominiert. Es sind die Anfänge einer großen Karriere, die längst vorgezeichnet ist.
"Er ist ein geborener Sieger", sagte Adi Viveash vor über zwei Jahren bei Sky über Tammy Abraham. "Und hält sich selbst für den Besten." Viveash meinte es sicherlich ein bisschen ernst und ein bisschen im Spaß - aber er muss es wissen, jahrelang trainierte er Abraham im Nachwuchsbereich des FC Chelsea. Und gut, Abraham darf diese Annahme durchaus haben.
Was er nämlich seit Jahren macht und vor allem trifft, ist schon durchaus erstaunlich - und führte ihn nun schließlich in den Kader der englischen Nationalmannschaft, für die er 2017 als Reinschnuppermaßnahme bereits bei zwei Freundschaftsspielen eingewechselt wurde. Nun aber ist er gekommen, um zu bleiben.
Seit wenigen Tagen ist Abraham 22 Jahre alt und hat für seine unterschiedlichen Klubs bereits 69 Profitore geschossen. Das sind nur unwesentlich weniger als sie Wayne Rooney in diesem Alter auf seinem Konto hatte und mehr als Harry Kane. Abraham ist eine Tormaschine - und seine große Karriere ist längst vorgezeichnet.
Abrahams Weg von Chelsea zu Chelsea
Geboren in London, wechselte er mit sechs Jahren in die Akademie von Chelsea, wo er fortan alle Nachwuchsmannschaften durchlief. 2014, 2015, und 2016 gewann er mit dem FA Youth Cup den renommiertesten englischen Nachwuchswettbewerb. 2015 und 2016 das europäische Pendant, die UEFA Youth League. In 16 Spielen in diesem Wettbewerb gelangen ihm zwölf Treffer. All das unter Trainer Viveash.
Dann feierte Abraham im Frühling 2016 mit 18 Jahren sein Premier-League-Debüt für Chelsea und ging anschließend auf Leihen. Zunächst zu Bristol City, wo er in einer Zweitliga-Saison 23 Tore schoss. Daraufhin zu Swansea City, wo deutlich wurde, dass er noch nicht bereit war für die Premier League, wo er seltener traf und sogar abstieg.
Und in der vergangenen Saison schließlich zu Aston Villa, das er mit 26 Treffern zurück in die erste Liga schoss - und gleichzeitig den Aufstieg seines aktuellen Trainers Frank Lampard und seiner aktuellen Mitspieler Fikayo Tomori und Mason Mount verhinderte. Sie alle standen damals bei Derby County unter Vertrag, das Villa mit Abraham im Aufstiegs-Playoff-Finale 2:1 besiegte.
Jetzt sind sie bei Chelsea vereint und profitieren von der Transfersperre, die dem Klub wegen Fehlverhaltens auf dem Transfermarkt im Sommer auferlegt wurde. Chelsea muss deshalb fast schon zwangsläufig auf die zuletzt verliehenen Akademie-Absolventen bauen und die danken es mit guten Leistungen. Innenverteidiger Tomori, Spielmacher Mount und Vollstrecker Abraham etablierten sich allesamt als Stammspieler.
gettyDie Leistungsdaten von Tammy Abraham (nationale Ligen)
Saison | Liga | Verein | Spiele | Tore | Assists |
2015/16 | Premier League | FC Chelsea | 2 | - | - |
2016/17 | Championship | Bristol City | 41 | 23 | 4 |
2017/18 | Premier League | Swansea City | 31 | 5 | 2 |
2018/19 | Championship | Aston Villa | 40 | 26 | 3 |
2019/20 | Premier League | FC Chelsea | 8 | 8 | - |
Abraham ist einer der komplettesten Premier-League-Stürmer
Innerhalb kürzester Zeit überholte Abraham im vereinsinternen Stürmer-Ranking die etablierten Olivier Giroud sowie Michy Batshuayi und erzielte an den ersten acht Premier-League-Spieltagen ebenso viele Tore. Wie diese zustande kamen, zeigt die ganze Bandbreite seiner Fähigkeiten. Allein der Dreierpack bei den Wolverhampton Wanderers: eine Gerd-Müller-Drehung im Strafraum, ein Kopfball, ein geniales Dribbling samt sauberem Abschluss. Am vergangenen Spieltag lupfte er den Ball dann von der Strafraumgrenze ins Tor des FC Southampton.
Abraham ist zwar 1,90 Meter groß, aber kein klassischer Stoßstürmer - dafür ist er zu gut am Ball, technisch zu versiert, zu geschmeidig in seinen Bewegungen. "Er kann den Ball aus der Luft annehmen und direkt lostricksen", sagt Trainer Frank Lampard. "Dieses bisschen Magie ist ziemlich besonders." Diese Technik, diese Ballkontrolle sind aber nicht gegeben, sondern antrainiert, wie Viveash verriet: "In diesem Bereich musste ich am meisten mit ihm arbeiten - und letztlich hat er sich dort auch am meisten weiterentwickelt." Als Jugendlicher verließ sich Abraham zunächst noch darauf, größer und stämmiger zu sein als die meisten seiner Teamkollegen.
Diese Zeiten sind vorbei und so ist er mittlerweile einer der komplettesten Premier-League-Stürmer und könnte im Nationalteam zum ernsthaften Rivalen für den aktuellen Stammspieler Kane werden, den Abraham jüngst als "besten Stürmer der Welt" bezeichnete. Chelsea tut unterdessen alles, um ihn zu halten: Laut dem Guardian bietet der Klub Abraham einen neuen Fünfjahresvertrag an - samt Gehaltsverdoppelung.