Nicolas Anelkas Skandalwechsel von PSG zu Arsenal: Der Transfer, der den Fußball für immer veränderte

Von Daniel Nutz
Arsenal-Manager Arsene Wenger (r.) präsentiert stolz seinen Neuzugang: Nicolas Anelka
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Nicolas Anelka wechselte während seiner Karriere mehrmals den Klub. Sein erster Transfer zu Arsenal sollte den Fußball jedoch nachhaltig verändern.

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Cesc Fabregas zu Arsenal, Alexandre Pato zu Milan oder Jude Bellingham und Jadon Sancho zum BVB. Dass Teenager für teilweise horrende Summen ihren Ausbildungsverein verlassen, ist seit vielen Jahren keine Seltenheit mehr.

Es ist noch keine 23 Jahre her, da sorgte der Wechsel eines Supertalents im Alter von 17 Jahren für einen großen Aufschrei - danach sollte sich der Fußball in Sachen Transfers Minderjähriger für immer verändern.

Nicolas Anelka galt als eines der größten Talente Frankreichs. Gemeinsam mit Spielern wie Thierry Henry durchlief er das berühmte Nachwuchsförderzentrum Clairefontaine. Anschließend schloss er sich PSG an, wo er bereits als 16-Jähriger für die Profimannschaft debütieren sollte.

"Es spornt unheimlich an, wenn man gegen Profis spielt", erinnerte sich Anelka an seine Anfangszeit in der Dokumentation Anelka: Misunderstood zurück. "Man darf sich nicht klein machen. Manchmal höre ich junge Spieler sagen: 'Der da ist einfach zu gut.' Mit der Einstellung können sie einpacken."

Anelka spielte bei PSG nur sporadisch - Wenger nutzte seine Chance

Anelka konnte trotz seines Alters mithalten, dennoch wurde er - auch aufgrund der Konkurrenzsituation - nicht in der Regelmäßigkeit eingesetzt, wie er sich das vorstellte.

"Ich habe Scouts losgeschickt, die ihn beobachten sollten. Er pendelte damals noch zwischen der Nachwuchs- und der ersten Mannschaft. Er meinte, nicht genug Wertschätzung zu bekommen", erinnerte sich Arsenals Trainerlegende Arsene Wenger an ein erstes Aufeinandertreffen mit Anelka zurück. "Ich habe ihn gefragt: 'Willst du zu Arsenal?' Er sagte: 'Ja!'"

Folglich einigten sich die Londoner und Anelka, doch die ganze Geschichte löste 1997 eine juristische Schlammschlacht aus. Nach französischem Fußballrecht hatte sein Ausbilderklub Paris Saint-Germain nämlich das Vorrecht, ihn unter Vertrag zu nehmen.

Arsenals Startelf im Jahr 1998: Legenden, soweit das Auge reicht.
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Arsenals Startelf im Jahr 1998: Legenden, soweit das Auge reicht.

"Das hat uns Sorgen bereitet", schilderte Didier Anelka, Bruder von Nicolas, die Ereignisse von damals. "Wir waren die Ersten, die das französische Fußballsystem herausgefordert haben."

Der Spieler selbst und Arsenal beriefen sich auf das Bosman-Urteil, also die Arbeitnehmerfreizügigkeit, und drückten den Wechsel durch. Mit dieser Entscheidung, Arsenal musste an PSG nur eine geringe Ausbildungsentschädigung zahlen, weil er als Minderjähriger keinen Profivertrag unterzeichnet hatte, ebnete Anelka vielen nachkommenden Nachwuchsspielern den Weg, selbst zu entscheiden, wo sie ihre Entwicklung vorantreiben wollen.

Anelka über Wechsel zu Arsenal: "In Paris sah ich keine Zukunft"

Wichtige Entscheidungsträger des französischen Fußballs wollten das nicht auf sich sitzen lassen. Der damalige PSG-Präsident Michel Desinot berichtete davon, dass die Liga und die UEFA sich der Sache annehmen würden und sich so etwas nicht wiederholen werde. Auch Michel Platini, damals Funktionär, pochte auf eine Regelung: "Wir werden eine schnelle Lösung finden, sodass Nachwuchsspieler mindestens bis sie 22 oder 23 sind, bei ihren Klubs bleiben."

Viel passierte in diese Richtung bekanntlich nicht. "Gedanklich befand ich mich schon früher bei Arsenal, in Paris sah ich keine Zukunft", erklärte Anelka den damals gravierenden Schritt. "Es war nicht leicht, aber ich hatte mich entschieden, nach England zu gehen." Ein Angebot von PSG hätte er ohnehin abgelehnt.

In London sollte Anelka nach Anlaufschwierigkeiten durchstarten. In 82 Pflichtspielen gelangen ihm 26 Treffer und elf Vorlagen. Gekrönt wurden seine zweieinhalb Jahre an der Themse mit dem Doublegewinn 1998. Die Eigenschaft, seinen Willen durchzusetzen, wenn er es für richtig hielt, hatte sich also ausgezahlt. Viele jungen Spieler dürften ihm heute dafür dankbar sein.

Nicolas Anelkas Bilanz als Profi (1995-2016)

SpieleToreVorlagenMinuten pro Tor
66220890240