Jürgen Klopp lief emotional auf Reserve. Gibt er den englischen Meisterkampf wirklich verloren? Der Teammanager des kriselnden Titelverteidigers FC Liverpool senkte niedergeschlagen den Kopf und zog zweimal die Nase hoch, dann sagte er resigniert: "Ja, ich kann es nicht glauben, aber ja." Zu stark ist Tabellenführer Manchester City mit dem alles überragenden Ilkay Gündogan, zu groß der Rückstand.
Die Himmelblauen mit dem Mann der Stunde in der Premier League liegen 13 Punkte vor den Reds und haben sogar ein Spiel weniger absolviert. "Ich glaube nicht, dass wir die Lücke schließen können, um ehrlich zu sein", sagte Klopp nach dem 1:3 (0:0) bei Leicester City schwer getroffen: "Wir verschwenden keinen Gedanken an den Titel, wir sind ja nicht blöd."
Stattdessen richtete er den Blick nach seinem völlig misslungenen Jubiläum im 300. Pflichtspiel auf der Liverpool-Bank nach vorne - auch auf das Duell mit RB Leipzig in der Champions League am Dienstag (21.00 Uhr/DAZN) in Budapest. "Wir haben am Dienstag ein schweres Spiel, dann am Samstag - daran denken wir. Diese Spiele müssen wir gewinnen, wenn wir die Saison retten wollen."
Für Klopp geht es nur noch darum, irgendwie die Qualifikation für die Königsklasse zu sichern. Ob über die Liga oder in der Champions League - beides wird unglaublich schwer. Das dürfte Klopp in Leicester erneut schmerzlich bewusst geworden sein.
Gündogan mit Lob überschüttet: "Eine Offenbarung"
Nach der Führung durch Mohamed Salah (67.) taumelten seine Reds in die dritte Liga-Pleite hintereinander - ein Novum unter Klopp. Ein böses Missverständnis zwischen dem früheren Schalker Ozan Kabak und Torwart Alisson, das Jamie Vardy das 1:2 (81.) schenkte, ließ das Spiel kippen.
Ganz anders City, das mit "Torjäger" Gündogan beim 3:0 (1:0) gegen Tottenham Hotspur den 16. Pflichtspielsieg in Serie holte. Der phänomenale Gündogan holte den Foulelfmeter zur Führung durch Rodri (22.) heraus und traf zweimal selbst (50./66.). Die neun Tore in neun Partien des Nationalspielers, der wegen Problemen an der Leiste ausgewechselt wurde (69.), sind 2021 in Europas Topligen unerreicht.
"Ich habe oft gesagt, dass er als Stürmer spielen kann, als falsche Neun, und wurde ausgelacht", sagte Teammanager Pep Guardiola und lobte Gündogans "unglaublichen Riecher".
TV-Experte Jamie Carragher geriet bei Sky regelrecht ins Schwärmen. "Er ist eine Offenbarung, es ist eine Freude, ihm zuzusehen", sagte die Liverpool-Legende: "Es sieht so aus, als würde Gündogan Manchester zum Titel tragen. Ich denke, er wird Fußballer des Jahres."