Damals herrschte beim LFC leichte Krisenstimmung. "Rund um Weihnachten und Anfang Januar herrschte bei uns der größte Druck. Und einmal - ich weiß nicht mehr genau, gegen wen wir gespielt haben, ich glaube auswärts in Sunderland - hätten Klopp und Milner beinahe eine körperliche Auseinandersetzung gehabt. Es war die Zeit rund um den Boxing Day in England und sie hätten beinahe gegeneinander gekämpft. Aber Milner ist dann zurückgewichen", schilderte Klavan.
Doch Klopp hätte diese Auseinandersetzung durchgezogen, ist sich der Este sicher. "Wir konnten es in seinen Augen sehen, dass er so weit gegangen wäre, nur um seinen Standpunkt zu untermauern. Für ihn war es die stressigste Zeit. Er stand unter einem enormen Druck", erinnerte sich der 35-Jährige.
Klopp befand sich damals in seiner zweiten Saison bei den Reds, doch die Vorschusslorbeeren, die ihm bei seiner Verpflichtung im Oktober 2015 zuteilwurden, konnte er bis dahin noch nicht erfüllen.
"Es heißt, du bist ein toller Trainer. Du bist Jürgen Klopp und machst aus allen Spielern Superstars. Der Druck stieg allmählich für ihn. Keiner sagt, dass es einfach wird, aber wenn man gegen ein Team wie Sunderland nicht liefert, dann kannst du die Plätze vergessen, auf die du eigentlich gehofft hast", blickte Klavan auf die damalige Situation zurück.
Liverpool schaffte es am Saisonende immerhin auf Platz vier und qualifizierte sich somit für die Champions League. Danach begann der steile Aufstieg mit dem Champions-League-Finale 2018, dem Champions-League-Sieg 2019 und der knapp verpassten Meisterschaft im selben Jahr, deren Vollendung ein weiteres Jahr später folgte.
Klavan lobt Klopp: Ein "Phänomen"
Für Klavan sind die Erfolge unter Klopp kein Zufall. Der frühere Dortmunder und Mainzer Trainer verstehe es, die richtige Ansprache für seine Mannschaft zu finden. "Er hat sich in Teammeetings nie wiederholt, das hatte ich so bei keinem anderen Trainer. Er hat immer aus einer anderen Perspektive gesprochen oder hat einen kleinen Witz eingestreut", so Klavan.
Klopp sei ein Trainer, der genau wisse, wann er was sagen müsse. "Wenn er sah, dass es ein Problem im Team gibt, dann konnte er das mit einem kleinen Scherz lösen. Und umgekehrt, wenn das Team nicht so sehr bei der Sache war, machte er schnell deutlich, wer der Boss ist", erklärt der Innenverteidiger, der zwischen 2016 und 2018 in Liverpool spielte. Das sei Klopps "Phänomen", dass er ein Team "so gut lesen" könne.