Vincent Kompany beim Chaosklub FC Burnley: Warum alles an seinem Telefonbuch hängt

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Der FC Burnley ist nach dem Abstieg aus der Premier League ins Chaos gestürzt. Der Klub hat nicht nur 90 Prozent seiner Einnahmen verloren, sondern auch 14 Spieler und die Fans trauern immer noch dem alten Trainer hinterher. Nun soll Vincent Kompany den Klub retten. Doch die Frage ist: Wie?

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Das geht ja gut los. Kaum ist Vincent Kompany (36) Trainer des FC Burnley, muss er schon die erste große Krise meistern. Um gleich sesshaft zu werden, bat er den Klub, ihm bei der Wohnungssuche zu helfen. In einem Hotelzimmer lässt sich das Gefühl, angekommen zu sein, nicht herstellen.

Ein lokaler Immobilienmakler hat eine Wohnung ausgemacht, die Kompany gefallen könnte, doch der findige Vermittler bot die gleiche Bleibe auch einem gewissen Jon Dahl Tomasson an. Der Däne wurde einen Tag nach Kompany bei den Blackburn Rovers vorgestellt.

Burnley und Blackburn verbindet eine traditionell tiefe Abneigung. Irgendetwas, was vor fast 100 Jahren passiert ist, nehmen sich die Lokalrivalen immer noch so übel, dass man sich ungern über den Weg läuft und dem anderen nichts Gutes wünscht.

Wer jetzt den Gentleman heraushängen lässt und dem anderen die Wohnung überlässt, könnte es mit dem eigenen Fanlager zu tun bekommen. Wie kann man nur gegen einen Rovers-Typen kleingeben? Wie gegen einen Burnley-Typen?

Vincent Kompany: Keine WG mit Jon Dahl Tomasson

"Der Immobilienmakler sagte uns, es sei eine Sache zwischen Jon und Vincent, der die Wohnung auch will. Ich habe vorgeschlagen, dass sie sich die Wohnung teilen, aber das wird wohl nicht passieren", sagte Blackburn-Fußballdirektor Gregg Broughton dem Lancashire Telegraph.

Kompany bekommt gleich von Anfang zu spüren, was ihn in Burnley erwartet. Keiner hat ihm gesagt, dass es einfach wird. Warum soll also die Wohnungssuche einfach sein? Wobei Letzteres eher schneller gelöst werden kann, als die vielen anderen Probleme, die der ehemalige Verteidiger des Hamburger SV zu bewältigen hat.

Da ist die Emotionalität in der Stadt mit 90.000 Seelen, die in den letzten Jahren fast allesamt eng mit der Seele von Sean Dyche verbunden waren. Der 50 Jahre alte Trainer übernahm 2012 eine Mannschaft aus dem Tabellenmittelfeld der Championship, führte sie gleich zweimal in die Premier League und hielt sie dort sieben lange Jahre.

Für einen Klub, der fast immer das kleinste Budget hat, war es ein großer Erfolg. Als die neuen US-Besitzer des Klubs in der letzten Saison Dyche einen weiteren Klassenerhalt nicht zutrauten, entließen sie ihn und versetzten eine Stadt in tiefe Trauer. Nachfolger Mike Jackson, der zuvor die U23 trainierte, konnte gar nicht gewinnen und stieg trotz des ein oder anderen Siegs ab.

Sean Dyche
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Vincent Kompany: "Dann hauen sie dir die Visionen in die Fresse"

Viele Burnley-Fans sind sicher: Mit Sean wäre das nicht passiert. Als Nachfolger für Jackson hätten sie gerne Dyche, aber das war für Vorstandsboss Alan Pace kein Szenario. Kompany kennt die Emotionen im Fußball viel zu gut.

Nicht allzu weit weg steht eine Kompany-Statue vor dem Stadion Manchester Citys. Er wurde als Kapitän der Citizens viermal Meister. Er weiß, wie die Dinge in England laufen und er weiß auch, dass er die Emotionalität nicht ignorieren kann. Also versucht er die Sprache der Fans zu sprechen.

Als er bei seiner Vorstellung nach seinen Visionen gefragt wird, sagt er: "Visionen und Ziele kann man aussprechen. Aber sobald du dann das erste Ligaspiel verlierst, hauen sie dir die Visionen in deine Fresse." Besser hätte es ein Burnley-Fan nicht aussprechen können. Kompany spricht seit seiner Ankunft oft über Fans. Dass sie Spaß haben müssen, wenn sie ihrer Mannschaft zuschauen.

Den hatten sie unter Dyche, auch wenn dieser seine Mannschaft nicht über eine gepflegte Spielkultur definierte, sondern über Blut, Schweiß, Kampf, Laufen und noch mehr Schweiß. Die ganzen Klischees halt, die es über Fußballmannschaften gibt, deren Trainer nicht stundenlang über abkippende Sechser und steilgehende Vierer sprechen.

Vertrauter vergleicht Vincent Kompany mit Pep Guardiola

Warum dann also Kompany? Warum ein Trainer, über den Kompany-Kenner Geert De Vlieger beim Guardian sagt: "Es ist ein Hauch von Pep Guardiola zu spüren. Er hat eine ähnliche Spielphilosophie." Der ehemalige Torhüter vom RSC Anderlecht und Manchester City sieht genau darin eine Gefahr.

"Der Pep-Fußball, den er verfolgt, wird mit sehr talentierten und hochwertigen Spielern gespielt. Wenn man versucht, dasselbe zu tun, braucht man Qualitätsspieler. Wenn man sie nicht hat, muss man seinen Stil etwas ändern, weil man dann mehr gegen sich selbst spielt als gegen den Gegner."

Ein Problem, das Kompany bisweilen schon in Anderlecht hatte. Er zog sein Programm dennoch konsequent durch, auch wenn es Rückschläge ab, wie De Vlieger sagt: "Manchmal war seine eigene Mannschaft ein größeres Problem als der Gegner."

In Anderlecht gab man ihm als Sohn des Klubs die Zeit, auch weil man keine Alternative hatte. Der Klub hatte finanzielle Schwierigkeiten, brauchte jemanden mit Stallgeruch, der sich der starken Jugendakademie bedienen kann und vielleicht daraus eine Mannschaft bastelt, die mittelfristig wieder um den Titel spielt.

Der FC Burnley wurde bei der Übernahme verschuldet

Beim FC Burnley hat er diese Zeit nicht. Der Klub hat den Anspruch, sofort wieder aufzusteigen und das hat nicht nur sportliche Gründe. Und hier beginnt eigentlich schon das größte Problem des Vincent Kompany. Die Finanzen des Klubs.

Der FC Burnley wurde im Dezember 2020 von ALK Capital für 170 Millionen Pfund im Rahmen eines fremdfinanzierten Buyouts übernommen, bei dem die Eigenmittel des Vereins für den Kauf verwendet wurden und 60 Millionen Pfund vom Kreditgeber MSD Capital geliehen wurden.

Burnley ist also beim Kauf verschuldet worden. Der Deal sah vor, dass der Kredit über 60 Millionen Pfund über die Jahre abbezahlt wird. Im Fall des Abstiegs ist die Summe allerdings sofort fällig. Nun muss der Klub entweder Geld auftreiben, um zu bezahlen oder Rechte an den Kreditgeber abtreten. In der Premier League gibt es für Absteiger eine Art Fallschirm, wodurch sie etwas Kapital bekommen, um den großen Sprung der TV-Gelder aufzufangen.

Beim FC Burnley sollen die TV-Gelder zuletzt 90 Prozent der Einnahmen ausgemacht haben, schreibt der Guardian. Eigentlich steuert der Klub auf einen Bankrott zu, der zwar vermieden wird, aber die Zukunft umso ungewisser darstellt.

FC Burnley: 14 Spieler weg, weitere Stammspieler folgen

Gleich 14 Spieler haben den Klub zum Saisonende verlassen. Darunter Leistungsträger wie James Tarkowski. Weitere sollen folgen und könnten immerhin auch Ablöse bringen. Torhüter Nick Pope steht bei Newcastle United ganz oben auf der Liste, Maxwel Cornet und Dwight McNeil sind auch bei vielen Premier-League-Klubs im Gespräch.

Kompany muss in seiner ersten Saison als Trainer in der hart umkämpften Championsship nicht nur sofort Ergebnisse liefern, sondern fast eine gesamte Mannschaft bauen. Bei aller Liebe für Dyche, hat die lebende Trainerlegende auch ihren Anteil an diesem Zustand. Dyche hielt nichts davon, neue Spieler zu holen, sondern vertraute lange Zeit den gleichen Spielern.

Aber der Burnley-Kader wurde unter ihm älter und dies war auch der größte Streitpunkt mit den neuen Besitzern in Person von Vorstandschef Alan Pace. In Anderlecht konnte Kompany auf talentierte Nachwuchskicker bauen, in Burnley fehlen sie, sodass man sie nun kaufen muss. Kompany redet nicht um den heißen Brei und sagt: "Es wird eine arbeitsreiche Zeit, aber es gibt auch viel Ungewissheit."

In Burnley hofft man auch insgeheim auf die guten Kontakte des Belgiers zu den Klubs - und vor allem zu Manchester City. Gut möglich, dass Kompany bei Pep nachfragt, ob er den einen oder anderen jungen Spieler auf Leihe haben kann, um seinen Kader aufzufüllen und sie mit Wettkampfpraxis dann zurückzuschicken. Auch bei den anderen Klubs hat Kompany über die Jahre ein sehr starkes Netzwerk aufgebaut.

Kompany gibt Hoffnung: "Ich denke, das Telefonbuch ist groß genug, um einige interessante Optionen zu haben." Es ist eine seltsame Situation für den FC Burnley. Zum einen hat man einen noch recht unerfahrenen Trainer, der in seiner ersten Saison eine Mammutaufgabe meistern muss. Auf der anderen Seite ist er aber vielleicht die größte Hoffnung. Er und sein Telefonbuch.

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