Lazar Markovic und der FC Liverpool: Ein 25 Millionen Euro teures Missverständnis

Von Daniel Buse
FC Liverpool, Luis Suarez, FC Barcelona, Rickie Lambert, Divock Origi, Emre Can, Mario Balotelli, Lazar Markovic, Dejan Lovren, Alberto Moreno
© getty

Ein hoher Preis und hohe Ziele: Lazar Markovic wird vom FC Liverpool mit viel Getöse geholt - und enttäuscht danach auf ganzer Linie.

Cookie-Einstellungen

Zwei Tore, zwei Assists in 14 Liga-Spielen: Die Bilanz, die Lazar Markovic in dieser Saison vorweisen kann, ist für einen Offensivspieler wirklich nicht überragend. Doch die Enttäuschung darüber dürfte sich bei seinem Klub Gaziantep aus der Süper Lig in Grenzen halten. Denn schließlich hatten die Türken keine allzu großen Erwartungen an den Serben - und der hatte im Sommer keinen Cent gekostet.

Das sah bei einem vorherigen Arbeitgeber Markovics schon einmal ganz anders aus: 2014 holte ihn der große FC Liverpool in die Premier League - und legte satte 25 Millionen Euro für den damals 20-Jährigen, der von Benfica kam, auf den Tisch. Nicht nur mit dieser Summe verbanden sich die extrem hohen Erwartungen an den Flügelspieler, sondern auch mit den Vorschusslorbeeren, die er vor seinem Umzug an die Anfield Road bekam: "Neben Ronaldo und Messi ist Markovic eines der größten Talente, die ich im Alter von 19 Jahren je gesehen habe", sagte der ehemalige Chelsea-Coach Avram Grant, der den Serben bei Partizan trainiert hatte.

Und auch Reds-Coach Brendan Rodgers freute sich über den angeblichen Coup auf dem Transfermarkt: "Wir werden die Möglichkeit haben, an ihm zu arbeiten, sein Talent zu entwickeln und ihn zu verbessern. Für uns ist das ein spannender Transfer", gab er zu Protokoll.

Markovic selbst trat auch nicht auf die Euphoriebremse, verwies auf die Tatsache, dass er im Seniorenbereich bislang in jeder seiner Spielzeiten bei Partizan und bei Benfica bislang Meister geworden sei und legte dann noch nach: "Ich bin überzeugt, dass ich einer der besten Spieler der Premier League werden kann."

Der serbische Flügelstürmer setzte sich in Liverpool nicht durch und wurde in der Folge quer durch Europa verliehen.
© imago images
Der serbische Flügelstürmer setzte sich in Liverpool nicht durch und wurde in der Folge quer durch Europa verliehen.

Markovic enttäuscht auch auf allen Leihstationen

Ein Satz, der ihm in Liverpool schnell auf die Füße fallen sollte und der gerne wieder rausgekramt wurde, wenn Markovic wenig überzeugend spielte. Und das kam oft vor. In der Liga verloren die Reds die Spitze schnell aus den Augen, in der Champions League war nach der Gruppenphase Schluss - und in der Europa League folgte im Achtelfinale gegen Besiktas das Aus. Markovic wurde von Trainer Rodgers zuletzt als Außenverteidiger aufgeboten, was ihn in der Rückschau laut meckern ließ: "Er hat mich auf jeder Position eingesetzt - außer auf meiner."

Nach einem Jahr entschied der Klub, Markovic per Leihe an Fenerbahce abzugeben, damit er dort Spielpraxis sammeln und Selbstvertrauen tanken kann. Doch auch dort lief es nicht, genauso wenig wie bei den folgenden Leihstationen Sporting, Hull City und Anderlecht. Ein halbes Jahr vor Ablauf seines Fünf-Jahres-Vertrags in Liverpool gaben die Reds auf - und ließen Markovic ablösefrei zu Fulham ziehen. 25 Millionen Euro hatte er gekostet, der Ertrag lag bei mickrigen drei Pflichtspieltoren für Liverpool.

Damit konnte er keinen Reds-Fan überzeugen - und auch nicht seinen nächsten Trainer Claudio Ranieri, der 2019 bei FourFourTwo legendäre Sätze über Markovic sagte: "Wir wissen mit Sicherheit, dass er gut Uno spielen kann. Wir wissen, dass er immer einen Regenschirm dabei hat, wenn er rausgeht. Wir wissen, dass er andere Menschen immer fragt, wie es ihnen geht, und ihnen auch zuhört. Wir wissen, dass er gerne das Geschirr abwäscht, wenn er gerade gekocht hat. Wir wissen, dass er Taschen von zu Hause mit in den Supermarkt nimmt, anstatt Plastiktüten zu verwenden. Wir wissen, dass er beim Karaoke eine wunderschöne Version von 'How The West Was Won And Where It Got Us' von R.E.M. singt. Aber wir wissen nicht, ob er gut Fußball spielen kann."

Kein schönes Urteil über jemanden, der der beste Spieler der Premier League werden wollte.

Artikel und Videos zum Thema